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Bad Königshofen
"Die Kapazitätsgrenze ist erreicht": Deutlich größere Nachfrage der Erziehungsberatung der Caritas Rhön-Grabfeld
Fernbleiben von der Schule ist auch Gegenstand bei der Erziehungsberatung der Caritas.
Foto: Sven Hoppe/dpa (Symbolbild) | Fernbleiben von der Schule ist auch Gegenstand bei der Erziehungsberatung der Caritas.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 17.03.2024 02:38 Uhr

Die Lebenssituation oder konkrete Problemlagen von Kindern, Jugendlichen und Eltern zu verbessern, das ist das Ziel der Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes Rhön-Grabfeld. Leiter Markus Till berichtete im Kreisausschuss für Jugendhilfe und soziale Angelegenheiten über deren Tätigkeiten im vergangenen Jahr.

Wenn Kinder leiden, wenn Kinder schwierig sind, wenn Kinder benachteiligt sind oder wenn ihr soziales Umfeld problematisch ist, dann sei die Eltern-, Jugendlichen- und Erziehungsberatung gefragt, so Markus Till. "Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit ihren Nöten und Schwierigkeiten, mit ihren Auffälligkeiten und Problemlagen, mit ihren Entwicklungsbedingungen und mit ihren Lebensverhältnissen." In der Regel seien es die Eltern, die eine Unterstützung durch die Beratungsstelle suchen würden.

Markus Till, Leiter der Eltern-, Jugendlichen- und Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes für den Landkreis Rhön-Grabfeld. In der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses für Jugendhilfe und soziale Angelegenheiten gab er einen Einblick in seine Arbeit.
Foto: Michael Endres | Markus Till, Leiter der Eltern-, Jugendlichen- und Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes für den Landkreis Rhön-Grabfeld.

Im Bereich Prävention werden unter anderem Veranstaltungen zu verschiedenen Themen in Kindergärten und Schulen angeboten, darunter ein Kurs für schüchterne Kindergartenkinder oder Elternabende. Auch das Thema Mediensucht wird behandelt. Rund 865 Eltern, Kinder oder Jugendliche haben im Jahr 2023 eine der 32 Präventionsveranstaltungen der Beratungsstelle besucht, führt Till aus. Das bedeute einen Zuwachs von etwa 300 Personen im Vergleich zum Vorjahr.

Die Erziehungsberatung unterstützt Fachkräfte von Kindergärten und Schulen

Die Erziehungsberatung unterstützt auch Fachkräfte, unter anderem von Kindergärten. Hier seien 2023 an 34 Terminen 145 Fachkräfte erreicht worden. Das bedeute, so der Pädagoge, deutlich mehr Termine, aber weniger Fachkräfte als 2022.

Im vergangenen Jahr wurden außerdem insgesamt 623 Einzelfallberatungen durchgeführt. Mit 60 Neuanmeldungen mehr als 2022 wurde hier der höchste Wert an Neuanmeldungen in den letzten zehn Jahren erreicht. 

Die Steigerungsraten bedeuten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine deutliche Mehrbelastung. "Die Kapazitätsgrenze der Beratungsstelle ist erreicht", betont Markus Till gegenüber den Ausschussmitgliedern. 

Darüber hinaus beschäftigen die Erziehungsberatung noch Kooperationen und Vernetzungen, wie zum Beispiel die Bildungspartnerschaft Rhön-Grabfeld oder die Kreativwerkstatt "Schulabsentismus".

Deutliche Steigerung in der Altersgruppe von 3 bis 5 Jahren

In Bezug auf die Alters- und Geschlechterverteilung, führt Till weiter aus, seien Zuwächse in zwei Altersgruppen zu beobachten. Im Bereich der Altersgruppe von 3 bis 5 Jahren gab es eine Steigerung von rund 40 Prozent von 73 auf 103 Fälle. In der Spanne 15 bis 17 Jahre stieg die Zahl der männlichen Teenager von 19 auf 29 Fälle. Ansonsten habe es wenige Veränderungen gegeben. 

Bis zum Alter von 11 Jahren werden mehr männliche als weibliche Kinder betreut. Danach kehrt es sich um und mehr weibliche Jugendliche suchen die Beratungsstelle auf.

Der Leiter der Beratungsstelle listete auch die Themen, mit denen er und seine Kolleginnen und Kollegen 2023 konfrontiert wurden, auf. 16 Fälle betrafen Alkohol- und/oder Drogenmissbrauch, 19 Fälle Fernbleiben von der Schule oder vom Arbeitsplatz und 54 Fälle Belastung durch Tod, Unfall oder Krankheit einer Bezugsperson. 172 Mal ging es um den Bereich Trennung oder Scheidung und 124 Mal um Aggressivität und oppositionelles Verhalten. 

Störungen im Bereich des sozialen Hintergrundes und familiären Umfeldes

Markus Till beleuchtete auch die Beratungsanlässe. Zumeist, in fast 50 Prozent aller Fälle, seien Störungen im Bereich des sozialen Hintergrundes und familiären Umfeldes auszumachen. In rund 30 Prozent der Fälle liege eine Störung im Bereich Erleben und Verhalten zugrunde. Etwa 12 Prozent umfassen den Bereich Entwicklung und Leistung und 7 Prozent den Körperbereich.

Die Wartezeit auf einen Termin habe sich, so Markus Till, gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. In der Regel betrage diese bis zu zwei Wochen.

Auch akute Probleme werden an die Beratungsstelle herangetragen. 2023 gab es 38 Fälle mit den Themen "depressive Verstimmung und Suizid" und 12 Fälle im Themenfeld "Sexueller Missbrauch". 33 Jugendliche und junge Erwachsene hätten sich dabei von selbst bei ihnen gemeldet, erklärt Till.

Das Team der Beratungsstelle besteht aus vier Personen, die drei Vollzeitstellen ausmachen. Hinzu kommt noch je eine Fachkraft in der Eingliederungshilfe und in der sozialpädagogischen Familienhilfe.

Was machen die Eingliederungshilfe und die sozialpädagogische Familienhilfe

In der Eingliederungshilfe werden Kinder mit einer Teilleistungsstörung und einer seelischen Behinderung beraten beziehungsweise therapiert, erläutert Markus Till. Dazu gehört beispielsweise eine Legasthenie oder Dyskalkulie. 2023 wurden neun Kinder mit wöchentlichen Therapiestunden begleitet.

Die sozialpädagogische Familienhilfe umfasst Hilfe zur Erziehung, die im häuslichen Umfeld der Familie stattfindet oder praktische Hilfen bei Erziehungs- und Schulschwierigkeiten. Weitere Themen seien laut Till Sucht- und psychische Erkrankung, Gewalt oder Hilfe bei der Unterstützung des jungen Menschen. 2023 seien fünf Familien mit 17 Familienmitgliedern in 182 oft mehrstündigen Terminen unterstützt worden. 

 
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