
Seit dem 1. Januar 2025 gibt es den neuen Verkehrsverbund Nahverkehr Mainfranken, kurz NVM. Was für die Region zwischen Main, Rhön und Haßbergen vieles vereinfachen soll, sorgt zu Beginn bei vielen Reisenden für Verwirrung und Unmut. Wer ein Ticket kauft, muss gut aufpassen, wo er es kauft. Sonst wird es schnell teurer als nötig.

Beispiel: Wer vom Bahnhof in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) den Zug nach Schweinfurt Mitte nehmen möchte, zahlt per NVM-App 10,80 Euro. Denselben Preis bekommen Reisende auch am DB-Fahrkartenautomaten am Bahnhof angezeigt, der seit neuestem neben dem DB-Logo auch das des NVM trägt. Doch wer aus Gewohnheit die Fahrt über die Webseite bahn.de oder die App DB-Navigator der Deutsche Bahn bucht, bekommt als Preis 32 Euro für ein Bayern-Ticket angezeigt.
Verbundticket kaufen: Nicht überall ist das möglich
Aber warum ist das so? Der Nahverkehrsverbund habe bereits eine Anfrage an die Deutsche Bahn gestellt, um die NVM-Tickets über den DB-Navigator anbieten zu können, erklärt Sprecherin Alexandra Fernandez de la Cruz. Eine Rückmeldung dazu stehe noch aus. "Dies ist jedoch auch eine Kostenfrage, gerade in Hinblick auf die weiterhin steigenden Verkaufszahlen des Deutschlandtickets."
Die Integration eines Verbundtarifs in den DB-Navigator sei "mit nicht unerheblichen Einmalkosten und laufenden Kosten verbunden", sagt die NVM-Sprecherin.
Die Bahn selbst zeigt aktuell auf ihrer Webseite bei der Angebotsauswahl den Hinweis "Momentan stehen noch nicht alle Angebote unserer Tarifpartner zur Verfügung" an. Ein Problem, das es schon bei Tickets des bisherigen Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken (VVM) gegeben hatte.
So äußert sich die Deutsche Bahn zu den Verbundtickets
Bei einer Einigung mit dem neuen mainfränkischen Verkehrsverbund könnten NVM-Tickets "frühestens ab Sommer 2025" in der Bahn-App buchbar sein, hieß es von der Bahn im August 2024. Jetzt teilt eine Bahn-Sprecherin auf Anfrage mit: "Die DB ist mit dem Verkauf des NVM-Tarifs über ihre digitalen Vertriebskanäle (DB-Navigator und bahn.de) noch nicht beauftragt. Aktuell führen wir Gespräche mit dem Nahverkehr Mainfranken über eine mögliche Beauftragung."
Die Deutsche Bahn wolle "grundsätzlich allen Reisenden einen möglichst einfachen und schnellen Zugang zum ÖPNV ermöglichen". Ob und wie die Bahn die Fahrscheine eines Verbundes verkaufen dürfe, hänge vom jeweiligen Verkehrsvertrag ab, so die Sprecherin: "Die DB verkauft Fahrscheine in ihren Vertriebskanälen, für die sie der jeweilige Verbund beauftragt hat."
Verwirrung: Wo kann das Mainfranken-Ticket gekauft werden?
Noch undurchsichtiger wird das ganze, wenn man das Start-Angebot nutzen will: das "Mainfranken-Ticket", eine digitale Tageskarte, die in den ersten neun Monate zum Einführungspreis von 9 Euro Solo oder 27 Euro für Gruppen bis zu fünf Personen erhältlich ist. Erwerben können Reisende das Aktionsticket über die App des Verkehrsverbunds. Wie die Pressestelle der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH mitteilt, wird das Ticket auch in der WVV-Mobil-App und in deren Webshop digital angeboten. Auch Personen, die nicht aus Würzburg kommen, könnten sich dort registrieren und das Ticket über die App oder den Shop erwerben, so das Unternehmen.
Beim DB-Navigator, auf bahn.de oder am Automaten am Bahnhof wird die vergünstigte Tageskarte nicht angeboten, beim Fahrer im Bus kann man sie auch nicht kaufen. Am Bad Neustädter Bahnhof gibt es am Fahrscheinautomaten zwar Tageskarten – aber die für eine Person kostet hier 19 Euro.
Beim Start-Angebot "Mainfranken-Ticket" handle es sich "um eine Aktion zur Förderung und Bewerbung unserer NVM-Ticket-App", heißt es beim Verkehrsverbund. "Wie auch bei anderen regionalen Sonderangeboten wird es nicht immer möglich sein, z.B. zeitlich befristete Aktionen an allen Automaten und Verkaufsstellen oder im DB-Navigator zu vertreiben."

Laut NVM-Sprecherin Fernandez de la Cruz wird das "Mainfranken-Ticket" auch so beworben: ausschließlich digital in der Verbund-App erhältlich. In den ersten Tagen habe man circa 200 Käufe sowie 4000 Downloads der App verzeichnet.
Kunden berichten von Problemen mit der NVM-App
Viele Kundinnen und Kunden werden sich also umgewöhnen und künftig ihr Verbundticket über die NVM-App buchen müssen, wenn sie mit dem garantiert günstigsten Fahrschein in Mainfranken unterwegs sein wollen. Doch wie Leserinnen und Leser dieser Redaktion berichten, funktioniere auch per App der Fahrscheinkauf nicht immer. Es gebe Abstürze oder Fehler der NVM-App während des Bezahlvorgangs.
"Aktuell kommt es in seltenen Fällen zu längeren Ladezeiten bei der Auswahl der Zahlungsart, die App stürzt aber nicht ab", teilt der NVM dazu mit. Der Entwickler der App arbeite mit dem Zahlungsdienstleister an der Lösung des Problems. "Weitere technische Problem sind uns derzeit nicht bekannt."
Wer aktuell Probleme mit der App hat und das Mainfranken-Ticket für neun Euro kaufen will, kommt also nicht weiter. Die Möglichkeit, dass das Ticket von einer anderen Person gekauft und dann digital weitergeschickt wird, besteht nicht. Denn wie für das Deutschlandticket gilt: "Es ist nur auf dem Handy des jeweiligen Nutzers sichtbar und kann nicht weitergeleitet werden", teilt die NVM mit. "Dies ist aus Sicherheitsgründen bewusst so eingerichtet."
Der Arikel wurde aktualisiert. Ursprünglichen wurde von der NVM-Pressestelle kommuniziert, dass das Mainfranken-Ticket ausschließlich über die App des Verkehrsverbunds gekauft werden könne. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass das nicht stimmt. Laut WVV werde das Ticket digital auch über deren WVV-Mobil-App und deren Webshop gekauft werden.
Wenn es so billig ist, wird wieder nur spazieren gefahren und den Pendlern der Platz weggenommen.
Vollkommen problemlos.
Super !
Raten sie mal wer nicht mehr nach Würzburg fährt.
Nur beim NVM braucht man dazu eine extra App, die auch am zehnten Tag nach Verbundstart immer noch nicht richtig funktioniert.
Übrigens hat sich die 6er Karte in Wü innerhalb eines Jahres um ca. 30% verteuert und kostet seit 2025 15,70 Euro.
So muss man sich über den Unmut der Kunden nicht wundern.
Und wurden damals im VVM die Preise wirklich merklich gesenkt? Ich wüßte nicht, aber es ist ja schon eine Weile her.
Gut, der NVM wird ja erst seit einigen Jahren geplant. Da kann man nicht erwarten, daß eine Funktion, die auf der WVV-Seite schon lange existiert, gleich bei Eröffnung vorhanden ist ...
Ich bleibe bei meiner Aussage: Es ist ein - unzulässiges - Ausschließen bestimmter Personengruppen und den Aufgabenträgern sollte man deshalb auf die Pelle rücken.
Ich halte es auch für unvereinbar mit dem Zielen, die in den sogenannten "SUMI" abgesteckt sind:
https://nachhaltig-mobil-planen.de/_SUMP/DE/Kennenlernen/Indikatoren-Nachhaltigkeit/indikatoren-nachhaltigkeit.html
und deren Grundlage ist folgende EU-Verordnung:
"VERORDNUNG (EU) 2024/1679 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES
vom 13. Juni 2024 über Leitlinien der Union für den Aufbau des Transeuropäischen Verkehrsnetzes"
https://data.europa.eu/eli/reg/2024/1679/oj
Es ist erst der 10. Tag dieses Verbunds.
Es wurde außerdem kommuniziert, dass das 9 € Angebot nur per NVM App zu erhalten ist. Es spielt doch gar keine Rolle, über welchen Weg das Ticket zu erhalten ist. Hauptsache: Man bekommt es.
Unnötige Aufregung!
#Digitalisierung #Neuland #Mobilität