
Die Freibad-Saison ist vorbei, die Liegestühle sind verwaist. Gleich nebenan, auf dem schmalen Feld zwischen Wellenbad und Sportplatz, zieht derweil ein Bagger tiefe Gräben. Die Vorarbeiten für die Abkopplung der Freibad-Technik vom Hallenbad haben begonnen. Im kommenden Frühjahr wird ein neues Gebäude mit Duschen, Umkleiden und Sanitärräumen errichtet, in dem künftig auch die Technik für das Freibad autark betrieben werden kann.
Unabhängig werden vom Hallenbad – das ist eines der zentralen Themen einer Machbarkeitsstudie, die vor zwei Jahren der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und die dazu dient, die Zukunft des Sportbads in Mellrichstadt zu sichern. Der einstige Prestige-Bau aus der Zeit der Grenzlandförderung ist mittlerweile über 50 Jahre alt und muss dringend saniert werden.
Technik von Hallen- und Freibad in Mellrichstadt wird getrennt
Doch woher das Geld nehmen? Geschätzte Baukosten von über 20 Millionen Euro kann die Stadt nicht ohne staatliche Förderung stemmen, hat Bürgermeister Michael Kraus klargemacht. Ein Förderprogramm fürs Hallenbad ist aber nicht in Sicht. Folglich stellte die Stadt die Weichen, um wenigstens den Erhalt des Freibads auf lange Sicht zu sichern.
Die Lösung liegt in der Trennung von Hallen- und Freibad, insbesondere, was die Technik betrifft. "Daher wird in einem ersten Bauabschnitt zunächst einmal das angepackt, was eigentlich gar nicht kaputt ist, nämlich das Freibad", erläuterte Architekt Dominik Wukowojac aus Mellrichstadt bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie.
Versorgungsleitungen unter dem Baufeld müssen umgelegt werden
Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht, um genau diesen Plan umzusetzen. Wobei die Verantwortlichen bei der Vorbereitung des Baufelds auf Hindernisse stießen, die nun in einem ersten Schritt erst einmal aus dem Weg geräumt werden müssen. Denn im Untergrund liegt nicht nur die Fernwärmeleitung für Schwimmbad, Schulen, Kindergarten und Malzfabrik. Auch Wasser- und Kanalrohre sowie Stromkabel müssen umgelegt werden.

Die Versorgungsleitungen werden Richtung Sportplatz tiefergelegt, die Gasleitung zur Oskar-Herbig-Halle wurde hingegen komplett gekappt. Diese wird laut Architekt Dominik Wukowojac nicht mehr gebraucht, da nur noch der Küchenherd in der Halle mit Gas betrieben wurde. "Hier stellen wir einfach die Geräte um, das ist kostengünstiger", so der Planer.
Gleich nach der Winterpause 2025 soll mit dem Bau des neuen Technik-Gebäudes begonnen werden. "Dank der jetzigen Maßnahme müssen wir dann nicht mehr befürchten, auf eine Leitung zu stoßen", erklärt Bürgermeister Michael Kraus. Dazu hatte die Stadt im Vorfeld alle Ver- und Entsorger an einen Tisch geholt.
Die Freibad-Saison 2025 fällt durch den Bau nicht ins Wasser
Wenn im Frühjahr gebaut wird, können die Badegäste im Freibad weiterhin in allen drei Becken schwimmen und planschen. "Es wird höchstens mal ein bisschen laut", kündigt der Stadtchef mit Blick auf die Arbeiten an. Ende der Saison 2025 soll das neue Gebäude stehen, dann kann die Technik umgeschaltet werden, um das Freibad autark zu betreiben. "Unser Ziel ist, dass keine Badesaison ausfallen soll", versichert Kraus.
Rund 5,5 Millionen Euro sind für den Bau mitsamt neuer Technik und Einrichtung veranschlagt. Die Förderung, die Mellrichstadt vom Bund für diese Maßnahme erhält, liegt bei 3,8 Millionen Euro. Ursprünglich war geplant, dass auch die Außenanlage rund ums Wellenbad bei der Maßnahme neu gestaltet wird. Aufgrund von Kostensteigerungen während der Planungsphase habe die Stadt diese Maßnahme aber erst einmal nach hinten geschoben, sagt der Stadtchef.
Abkopplung eröffnet auch neue Möglichkeiten fürs Hallenbad
Die oft gestellte Frage von Schwimmbadfreunden, warum eigentlich nicht die komplette Schwimmbad-Technik, bekanntlich das Sorgenkind im Sportbad, in das neue Gebäude verlegt wird, kann Architekt Dominik Wukowojac nur verneinen: "Dies ist von der Dimension her an dem beengten Standort zwischen Bad und Sportplatz gar nicht möglich." Zudem sei es ja Ziel gewesen, die Technik für innen und außen zu trennen.
Die Abkopplung der Freibad-Technik eröffne aber seiner Meinung nach auch neue Möglichkeiten fürs Hallenbad. "Vielleicht könnten wir dadurch auch in der Zukunft die Hallenbad-Technik im Bestand anfassen", blickt er voraus. Das biete die Gelegenheit, mit kleineren Investitionen an die Sanierung heranzugehen, statt auf einen Schlag zwei Bäder anzupacken.
Sportplatz ist 2025 zeitweise nicht nutzbar
Für den TSV Mellrichstadt bedeuten die Baumaßnahmen für das Technik-Gebäude einige Einschränkungen. Der Sportplatz wird laut Bürgermeister heuer noch nutzbar sein, im nächsten Jahr könnte das zeitweise anders aussehen. Für alle Faschingsfreunde zeichnen sich hingegen gute Nachrichten ab: Der Platz zwischen Oskar-Herbig-Halle und Sportgelände soll so weit hergerichtet werden, dass dort beim Umzug gefeiert werden kann. Die MKG wird das gerne hören.