An seinem letzten Arbeitstag hat sich Wolfgang Fritz unter die Frühschwimmer gemischt. Schon um 7 Uhr stürzte sich der langjährige Betriebsleiter des Mellrichstädter Sportbads am vergangenen Freitag in die Fluten, zog gemächlich seine Bahnen im großen Freibecken und ließ noch einmal den Blick über sein blau-glitzerndes Reich schweifen.
Wie viele Stunden er hier am Beckenrand gestanden hat, kann er nicht nachzählen. Viele Badegäste kennt er gefühlt schon ewig, andere hat er aufwachsen sehen. Ein freundliches Lächeln hatte der Mellrichstädter für alle Schwimmbadbesucher, und vor allem die Jüngsten kamen in Bewegung, wenn er den Signalton für das Wellenbad erklingen ließ. Jetzt steuert Wolfgang Fritz einen neuen Lebensabschnitt an: Mit dem Ende der Freibadsaison geht er in den Ruhestand. Ein Schwimmbadbesuch ist für ihn fortan Privatsache.
Wolfgang Fritz kennt die alte Technik aus dem Effeff
Eigentlich. Ein ganz so klarer Schnitt wird der Ruhestand für den 64-Jährigen aber wahrscheinlich nicht werden. Denn Wolfgang Fritz ist der Herr der Technik im Mellrichstädter Sportbad. Er kennt jeden Hebel, jeden Schaltkreis, jede Fliese im Schwimmbad und beherrscht die mittlerweile fast schon nostalgische Technik wie kaum ein anderer. Wenn es mal hakt oder klemmt in dem 50 Jahre alten Bad, weiß er Rat. Und er kommt natürlich gerne, wenn seine Hilfe gebraucht wird, in "sein" Schwimmbad zurück, wie er den Kollegen und Bürgermeister Michael Kraus zum Abschied versprach.
32 Jahre war das Mellrichstädter Schwimmbad sein Reich. 1991 hatte Bürgermeister Oskar Herbig den gelernten Universalfräser eingestellt. Ein Glücksgriff. Dass Wolfgang Fritz technisch überaus versiert und immer interessiert war, Neues dazuzulernen, erwies sich als goldrichtig für das Hallen-Freibad. Denn die Einrichtung kam im Laufe des Berufslebens von Wolfgang Fritz immer mehr in die Jahre. Bis heute hat es der Mellrichstädter verstanden, den Betrieb am Laufen zu halten. Jetzt übernimmt das sein langjähriger Kollege Dirk Fiedler.
Schon in den 1990er-Jahren war die Schwimmbadsanierung ein Thema
"Schon 1991 hat der Össer davon gesprochen, dass das Hallenbad bald saniert wird", blickt Wolfgang Fritz lachend zurück. Bekanntlich ist seither kein großer Wurf passiert. Eine Schwimmbadsanierung ist nun mal finanziell kein Pappenstiel. Daher freut sich Wolfgang Fritz, dass nun Bewegung in die Pläne kommt. Als Erstes wird im kommenden Jahr die Freibadsanierung angepackt und die Technik vom Hallenbad abgekoppelt, sodass der Freibadbetrieb auf lange Sicht gesichert wird.
Wolfgang Fritz wird auch im Ruhestand die Arbeiten gespannt verfolgen: "Die neue Technik interessiert mich natürlich brennend." So wie all die Jahre, als er im Untergrund Wellenmaschine, Lüftung, Chlorgasanlage, Umwälzpumpen und die Heizung am Laufen hielt. Improvisierte, wenn es keine Ersatzteile für die alte Anlage mehr gab, und stets Lösungen fand, damit die Mellrichstädter "ihr Bad" nutzen konnten.
Der größte Teil der Arbeit spielt sich im Untergrund ab
Als Wolfgang Fritz nach Arbeitsstationen bei den Firmen Weißenberger und Reich als Schwimmmeister zum Sportbad-Team dazustieß, war Hans-Joachim Pohl Betriebsleiter, das Bad knapp 20 Jahre alt und noch gut in Schuss. Als er selbst 2007 die Betriebsleitung übernahm, sah das schon anders aus. Doch Wolfgang Fritz hat gelernt, aus dem Vorhandenen das Beste zu machen.
"Das ist das Gute an meinem Job: Er ist sehr vielseitig, und es wird nie langweilig", sagt der 64-Jährige. Und ein schöner Freibad-Sommer entschädigt für vieles, sagt er lachend. "Dabei hat sich der größte Teil der Arbeit im Untergrund abgespielt, ohne dass es der Badegast überhaupt sieht." Bei der Aufsicht am Beckenrand ergab sich dann aber auch immer wieder einmal die Gelegenheit zum Plausch. Volle Konzentration war an heißen Sommertagen gefragt, wenn über 1000 Menschen ins Mellrichstädter Freibad strömten. Dann galt es, nicht den Überblick zu verlieren.
Lob vom Chef: Wolfgang Fritz hatte alles im Griff
Bei all seinem Tun hat sich Wolfgang Fritz nicht aus der Ruhe bringen lassen. Seine gelassene Art, die Dinge anzugehen, trotz der großen Verantwortung, hat auch sein Arbeitgeber, Bürgermeister Michael Kraus, sehr geschätzt, wie er zum Abschied hervorhob. "Du hast stets das Bild vermittelt, du machst einen coolen Job und hast alles im Griff", lobte Kraus, der sich auch persönlich für das gute Miteinander in den vergangenen Jahren bedankte. Dem schlossen sich auch die Kollegen Dirk Fiedler, Kerstin Cabut und Bernhard Städtler an.
Bleibt nur die Frage, ob es Wolfgang Fritz ohne technische Tüftelei im Ruhestand gar langweilig werden könnte. "Auf keinen Fall", sagt der Mellrichstädter lachend. Mit seiner Frau hat er schon einige Reisen geplant, "und zu Hause warten Projekte für die nächsten fünf Jahre".
für eine gute Stunde im Schwimmbad in "Mellerscht", schaute mir neben dem Freibad auch das Hallenbad an und war erstaunt und angetan, wie gut alles gepflegt ist, dachte, da wurde bestimmt schon einmal renoviert. Jetzt lese ich hier aktuell, daß es immer noch das gute alte Bad ist (natürlich inzwischen mit Wellenbad und anderen Neuerungen) Kompliment an die Verantwortlichen und das Reinigungspersonal.