Entgegen vieler Befürchtungen verlief die 145. Hauptversammlung des Rhönklubs letztlich einigermaßen harmonisch. Die Erleichterung war im Anschluss allenthalben zu spüren. Statt lähmender Querelen wurden wegweisende Entscheidungen für die Digitalisierung und die Außendarstellung des Rhönklubs nahezu einstimmig gefällt.
Rhönklub-Präsident Jürgen Reinhardt hatte im Vorfeld dieser Redaktion ausrichten lassen, dass keine Berichterstattung erwünscht sei. Dass dieses Vorhaben dem Rhönklub mehr schaden als nutzen werde, davon konnte ihn letztlich Bernd Müller-Strauß (Schriftleiter der Mitgliederzeitschrift) überzeugen. Zu Beginn der Versammlung nahm Reinhardt kurz Stellung zur vorjährigen Hauptversammlung und bat um einen "gemäßigten Ton" im Miteinander.
Überrascht und zufrieden war der Ausrichter der Hauptversammlung, der Rhönklub-Zweigverein Bischofsheim. Es waren deutlich mehr Delegierte und Fachwarte gekommen als erwartet. "Wir haben für 200 eingedeckt, ich schätze, es waren gut 240 bis 250 Personen da", so Heinz Hüttner (Rhönklub Bischofsheim). "Wir haben volles Haus", kommentierte auch Dieter Büttner, der Bischofsheimer Vorsitzende und kommissarische Vorsitzende der Saale-Sinn-Region. Schon die Fachwarte Tagungen am Vormittag seien sehr gut besucht worden. Der Austausch sei eng an der Sache orientiert gewesen, lobte Müller-Strauß.
45-Minuten-Debatte über das Protokoll
Ganz stolperfrei konnte die Sitzung nicht beginnen. 45 Minuten wurden benötigt, um Formalitäten zu klären. Georg Will (Mellrichstadt) erhob Einspruch gegen das Protokoll der letztjährigen Hauptversammlung. Reinhardt gewährte ihm, in Anbetracht der langen Tagesordnung mit 21 Punkten, fünf Minuten Rederecht. Will hatte eine ausführliche schriftliche Begründung vorbereitet. Applaus, Buhrufe und ein "War's das?", des Präsidenten begleiteten Wills Ausführungen. Es brauchte mehrere Anläufe, bis klar war, worüber eigentlich abgestimmt werden sollte. 66 Delegierte stimmten für das, von Schriftführerin Edith Zink verfasste, Protokoll, 45 stimmten mit Nein und 42 enthielten sich der Stimme. Zunächst erklärte der Präsident das Protokoll für abgelehnt und kündigte an, Wills Einwendungen würden eingearbeitet, was zu neuen Diskussionen den Umgang mit den Enthaltungen führte. Letztlich erklärte der Präsident das Protokoll für angenommen.
Ein Schwerpunkt der Tagung war die anstehende Digitalisierung des Rhönklubs. 50.000 Euro wurden hierfür im aktuellen Haushaltsplan genehmigt. 15.000 Euro erwartet der Rhönklub als Zuschuss vom Land Hessen. Benjamin Günder, dessen Vortrag zur Digitalisierung im vorigen Jahr abgebrochen wurden, stellte das mit einer Arbeitsgruppe erarbeitete Konzept vor. Angeschafft werden soll unter anderem eine Software zur zentralen Mitgliederverwaltung inklusive Finanzbuchhaltung und einer Cloud. Die Mitgliederverwaltung soll für jeden der 80 Zweigvereine verpflichtend sein.
Neue Gestaltung der Homepage
Der Hauptvorstand übernehme die Kosten der Einrichtung, wozu auch die Schulung für Ehrenamtliche in den Zweigvereinen gehöre und 60 Prozent der laufenden Kosten. Die Zweigvereine übernehmen 40 Prozent, was voraussichtlich 25 Cent pro Mitglied ausmachen werde. Ende 2023 soll das Programm von allen Zweigvereinen angewendet werden. Es gab Applaus. Mit "gut gemacht", "sehr überzeugend" und "weiter so" wurde das Vorhaben aus der Versammlung gelobt. Lediglich der Zweigverein Würzburg kritisierte das Vorhaben, da der Verein selbst schon über entsprechende digitale Lösungen verfügt.
Bernd Müller-Strauß stellte die neue Homepage vor, die moderner und frischer, mit vielen Bildern und für mobile Endgeräte ausgelegt werden soll. Mehr Service soll es geben, mit Wandervorschlägen und Veranstaltungshinweisen. Auch Teile der Vereinszeitschrift sollen künftig online zur Verfügung stehen. Es wird eine Hauptseite geben und für jeden Zweigverein eine Seite, die selbst gepflegt werden müsse. Gleichzeitig werde ein neues Logo erarbeitet, das ebenfalls zeitgemäßer daher kommen soll.
Wolfgang Braun neuer Hauptwanderwart
Müller-Strauß bat alle Mitglieder, die Modernisierung und zukünftige Ausrichtung mitzutragen und aktiv mitzugestalten. Dabei sei die Wortwahl im Umgang miteinander ausschlaggebend. "Überlegt euch mal, wie ihr miteinander umgeht. Und wenn ihr Kritik übt, dann an der Sache und fair. Dann bringt auch einen Gegenvorschlag."
Schließlich verlieh Rhönklub-Präsident Reinhardt an Dieter Büttner für sein Engagement um den Zweigverein Bischofsheim und die Region Saale-Sinn das grüne Band der Rhön. Informiert wurde auch, dass Ende 2021 genau 20.096 Mitglieder zum Rhönklub gehörten. Innerhalb eines Jahres verlor der Verein 358 Mitglieder.
Nachdem im Oktober in Poppenhausen der Posten des Hauptwanderwartes nicht besetzt werden konnte, fand nun eine Nachwahl statt. Wolfgang Braun aus Ostheim (Mitglied im Zweigverein Bad Kissingen) wird den Posten künftig übernehmen. Ein Hauptnaturschutzwart wurde bislang nicht gefunden, die Wahl wurde zurückgestellt. Die nächste Hauptversammlung findet am 4. Juni in Neuhof statt.