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Bad Neustadt
Ende für Bad Neustädter Traditionsbrauerei: Warum schließt die Karmeliter-Bräu nach 672 Jahren?
Inhaber Herbert Brust verkauft Immobilie samt Gebäude an die Firma Sebald und löst den Betrieb in den kommenden Wochen auf. Was aus dem Namen und dem Inventar wird.
Bald stehen die Abfüllanlagen still: Herbert Brust, Geschäftsführer der Karmeliter-Bräu in Salz, schließt die traditionsreiche Brauerei mit 672-jähriger Geschichte.
Foto: Gerhard Fischer | Bald stehen die Abfüllanlagen still: Herbert Brust, Geschäftsführer der Karmeliter-Bräu in Salz, schließt die traditionsreiche Brauerei mit 672-jähriger Geschichte.
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 04.04.2024 02:48 Uhr

In Bad Neustadt wurde schon länger über das Ob und Wann spekuliert, nun ging es doch sehr schnell: Die Karmeliter-Bräu wird geschlossen. Damit geht eine jahrhundertealte Brauereitradition in Bad Neustadt und seiner direkten Umgebung zu Ende. Das wurde am Dienstag bekannt, nachdem tags zuvor der Verkauf notariell beurkundet wurde.

Demnach übernimmt die angrenzende Firma Sebald Maschinenbau das Brauerei-Grundstück mitsamt der Gebäude. Zunächst informierte Brauereibesitzer Herbert Brust seine Mitarbeiter über die Entwicklung und äußerte sich dann im Gespräch mit dieser Redaktion über die Hintergründe.

Die Karmeliter Bräu in Salz schließt nach 672 Jahren ihre Brauerei. Die Firma Sebald Maschinenbau aus Salz übernimmt Gelände und Immobilien.
Foto: Michael Endres | Die Karmeliter Bräu in Salz schließt nach 672 Jahren ihre Brauerei. Die Firma Sebald Maschinenbau aus Salz übernimmt Gelände und Immobilien.

Mit der Idee, die Brauerei im Gewerbegebiet von Salz in irgendeiner Form abzugeben, habe er sich seit etwa fünf Jahren beschäftigt, so Brust. Dafür führt er gleich mehrere Gründe an. Da sei zum einen sein Alter. Inzwischen sei er 60 Jahre alt. Seine beiden Söhne hätten andere Berufe gewählt und einen anderen Nachfolger hätte er trotz einiger Bemühungen nicht gefunden, nennt er weitere Motive.

Ein Verkauf der Brauerei in Salz ist nicht zustande gekommen

Die Brauerei zu verkaufen, habe auch nicht geklappt. Seine Anfragen bei der IHK oder dem Brauereiverband seien weitgehend erfolglos geblieben. Entweder hätten die Preisvorstellungen von Interessenten nicht gepasst oder die Finanzierung sei nicht zustande gekommen. Zudem sei das wirtschaftliche Umfeld ungünstig: "Wer will heutzutage schon eine Brauerei kaufen? Das ist nur jede Menge Arbeit und wenig Ertrag", so der Noch-Brauereibesitzer.

Der markante Schriftzug der Karmeliter-Bräu ziert von Etiketten bis zum Lkw-Anhänger viele Gegenstände. Auch wenn die Brauerei schließt, soll der Name Karmeliter-Bier erhalten bleiben.
Foto: Michael Endres | Der markante Schriftzug der Karmeliter-Bräu ziert von Etiketten bis zum Lkw-Anhänger viele Gegenstände. Auch wenn die Brauerei schließt, soll der Name Karmeliter-Bier erhalten bleiben.

Dazu komme noch die Situation bei den Mitarbeitern. Zwei von ihnen würden demnächst in Rente gehen, so Brust. Es sei ihm nicht gelungen, entsprechenden Ersatz zu finden. Aktuell seien in der Karmeliter-Bräu zehn Mitarbeiter beschäftigt. Er sei ihnen sehr dankbar für ihre Treue, betont Brust gleich mehrfach. Das habe er auch deutlich gemacht, als er sie jetzt über die Entwicklung informiert habe. Wie Brust weiter hervorhebt, sei er mit anderen Brauerei-Betreiben in Gesprächen, um ihnen seine Mitarbeiter zu vermitteln: "Ich bin zuversichtlich, dass ich jeden von ihnen unterbringen kann." 

Wirtschaftliche Situation der kleinen Brauereien ist extrem schwierig

Ein Hauptgrund für den Verkauf sei auch die schlechte wirtschaftliche Situation. Die Zeiten seien früher recht günstig gewesen, nicht erst seit Corona habe sich aber das stark geändert. Kleine Brauereien haben nach der Einschätzung von Brust derzeit ein "Riesen-Problem". Als Gründe nennt er Inflation, hohe Energiepreise oder auch den rückläufigen Bierverbrauch. Großbrauereien werben mit Billigangeboten um Kunden und die meisten Verbraucher seien nicht bereit, den Mehrpreis, den kleine Brauereien verlangen müssten, zu zahlen. "Dafür, dass du eine lange Brauerei-Tradition vor Ort hast, gibt dir auch keiner einen Euro mehr", stellt der Brauerei-Chef fest.

Er muss wohl das Ende seiner Brauerei mitansehen. Mehr Glück hatte zuletzt die Streck-Bräu in Ostheim. Ihr angekündigtes Ende konnte im vergangenen Jahr abgewendet werden, als die Pfungstädter Brauerei aus Hessen die Geschäfte übernahm. Zuletzt wurden gar Millionen-Investitionen angekündigt.

Der Name Karmeliter-Bier wird wohl erhalten bleiben

Auch wenn die Brauerei in Salz demnächst schließt, wird es wohl weiter Karmeliter-Bier geben, erwartet der Noch-Besitzer. Das würde dann allerdings nicht mehr in Salz gebraut. Er sei derzeit mit Interessenten in Gesprächen, die die Marke "Karmeliter-Bier" erhalten möchten.

Etwa 40 Vereine, Gaststätten oder Kantinen, die bislang von Karmeliter versorgt werden, müssten sich einen neuen Lieferanten suchen. Das dürfte allerdings nicht sonderlich schwierig werden, schätzt Brust. Entsprechende Anbieter seien in der Region vorhanden.

Eigentlich hätte er trotz allem "gerne noch eine paar Jahre gemacht", betont der Brauer. Nun sei aber relativ kurzfristig das Angebot der Firma Sebald gekommen. Das habe er angenommen. Demnach wird der neue Eigentümer das Gelände und die große Halle offiziell ab 1. Juli, vielleicht aber auch schon zwei Wochen vorher übernehmen. Der Abverkauf in der Brauerei beginnt, laut Brust Anfang Mai und wird - je nach Verlauf - wohl bis Mitte des Monats dauern. Natürlich stehe dann auch das gesamte Inventar zum Verkauf. Es gebe allerdings auch Interessenten für das "Gesamtpaket".

Karmeliter-Bräu

Mit der Schließung der Karmeliter-Bräu, die derzeit noch acht Biersorten im Angebot hat, geht in Bad Neustadt eine 672-jährige Brauerei-Tradition zu Ende. Die Gründung der Brauerei wird mit der Fertigstellung des Karmeliter-Klosters in Bad Neustadt im Jahr 1352 in Verbindung gebracht. Seit 1923, also seit mehr als 100 Jahren, ist die Brauerei im Besitz der Familie Brust. 1991 sei der Umzug vom bisherigen Standort hinter dem Landratsamt in der Roßmarktstraße nach Salz in das Industriegebiet erfolgt.
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  • Jürgen Neuwirth
    Komisch. Fragt man Verbraucher:innen, sind ihnen regionale Produkte wichtig. Gekauft wird dann aber Industrie-Brühe, getrimmt auf größtmögliche Akzeptanz im Geschmack und ohne Seele. Der Rückgang im Bierkonsum ist sicher nicht verantwortlich, sondern das Kaufverhalten.
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  • Peter Koch
    Eigentlich haben Sie ja recht, aber offiziell gilt, dass die Ampel Schuld ist. Wer denn sonst?
    Ich habe mir übrigens gerade ein "Räuschla" aus Schammelsdorf eingeschenkt. Das schmeckt halt nach was und das mögen viele Leute nicht und natürlich kostet es mehr als die Industrieplörre.
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  • Was Menschen wichtig ist ist nicht automatisch das, was sie sich leisten können. Traurig, aber so ist es.
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  • Roland Albert
    Man muss auch wollen. Das fehlt so einigen in der Gesellschaft.
    Schade, Herb, das Kellerbier war mein Favorit.
    Stellt man das gegen die Kulmbacher, war das ein richtiger Genuss.
    Schade. Aber nachvollziehbar.
    Gruss an den Carrera...
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