Nach 672 Jahren endet in diesem Jahr die Geschichte von Karmeliter-Bräu in Bad Neustadt sowie Salz. Für die Wirtschaft im Landkreis Rhön-Grabfeld ist das ein ebenso großer Schlag wie für Bierfans. Kurz nach dem Bekanntwerden des Aus der Brauerei sagen Brauer Hubertus Hartwig, Landrat Thomas Habermann, Bürgermeister Michael Werner, Wirt "Kalli" Wehner und SV "Pfeil" Niederlauer-Vorsitzender Manfred Mellenthin, was die Schließung für sie bedeutet.
1. Hubertus Hartwig, Brauer bei Karmeliter und Liesbach-Bräu: "Die Karmeliter gehört natürlich ganz besonders zur Geschichte der Stadt Bad Neustadt"
"Dass die Karmeliter schließt, ist natürlich schade für die Bierlandschaft in der Region. Jahrzehntelang dominierten die Fernsehbiere. Es war eine schöne Entwicklung, dass die Leute regionale Biere für sich entdeckt haben. Jetzt müssen wir beobachten, dass innerhalb kurzer Zeit viele kleinere Brauereien schließen. Die Karmeliter, wo ich als Brauer tätig bin, gehört natürlich ganz besonders zur Geschichte der Stadt Bad Neustadt. Was mein eigenes Bier, das Liesbach-Bräu, betrifft, so braue ich dieses nach dem Ende der Stoxbräu mittlerweile bei den Kollegen der Pax-Bräu in Oberelsbach. Allerdings fülle ich derzeit nur in Fässer oder in Siphons ab."
2. Thomas Habermann, Landrat: "Da geht Tradition und Geschichte verloren"
"Ich bedauere diese Entscheidung und das Aus der Karmeliter-Bräu sehr. Das tut mir im Herzen und der Seele weh. Für Bad Neustadt und Rhön-Grabfeld ist das Aus ein echter Verlust, denn da geht Tradition und Geschichte verloren. Ich betrachte das Ende von Karmeliter schon mit sehr viel Wehmut. Andererseits muss ich aber sagen, dass ich für die Entscheidung auch viel Verständnis habe. Für Brauereien sind es aktuell schwierige Zeiten. Ich möchte mich bei Herbert Brust, seiner Familie und seinen Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeitern bedanken. Man hat es sich mit dem Ende nicht leicht gemacht.
Zum Glück haben wir im Landkreis sehr viele kleine, mittelständische und familiengeführte Brauereien. Von daher hoffe ich, dass alle Mitarbeitenden dort übernommen werden. Hoffentlich bleibt zudem der Name Karmeliter erhalten. Über die Osterfeiertage werde ich mit viel Wehmut und mancher Träne im Auge das ein oder andere Karmeliter-Bier trinken."
3. Karl-Wilhelm "Kalli" Wehner, Gasthof am Markt: "Das Bier wird uns nicht ausgehen"
"Ich habe die Schließung auf jeden Fall nicht erfreut aufgenommen. Wir schenken Karmeliter-Bräu seit 1. März 1880 aus. Karmeliter-Bräu ist aber nicht unsere einzige Brauerei, die wir im Sortiment haben. Wir sind nicht an eine Brauerei gebunden, der Tradition halber. Zwischen den Familien Brust-Endres und Kirchner-Wehner bestehen schon sehr starke Familienbande, vor allem bei den alten Herrschaften.
Dass die Karmeliter-Brauerei aufhört, haben wir nicht gewusst. Aber: Das Bier wird uns nicht ausgehen, denn wir haben fünf Biere vom Fass. Davon war eines von Karmeliter. Bei Gästen von auswärts ist es in der Regel so, dass diese ein Bier aus dem Ort haben möchten. Das ist jetzt nicht mehr möglich."
4. Michael Werner, Bürgermeister Bad Neustadt: "Ich hoffe, dass wir nicht in Biernot geraten"
"Das Aus für Karmeliter-Bräu ist eine traurige Nachricht für die Bierkunst aus Bad Neustadt. Karmeliter ist eine Traditionsbrauerei, die Bad Neustädterinnen und Bad Neustädter sind mit Karmeliter aufgewachsen. Jede und jeder hat eine persönliche Geschichte dazu. Jetzt schließt die Brauerei recht kurzfristig ihre Pforten. Das ist mehr als schade. Jeder Verein hat Berührungspunkte gehabt, Kneipen wurden beliefert. Ein Stück Stadtgeschichte geht verloren. Ich hoffe, dass wir nicht in Biernot geraten."
5. Manfred Mellenthin, Vorsitzender SV "Pfeil" Niederlauer: "Über die Schnelligkeit der Schließung waren wir schockiert"
"Dass die Karmeliter in absehbarer Zeit ihre Bierhallen schließt, war uns bekannt und wir wussten, dass die Söhne vom Herrn Brust anderweitig tätig sind. Über die Schnelligkeit der Schließung waren wir aber wirklich schockiert. Ich bin seit bestimmt 20 Jahren in der Vereinsleitung und wir waren mit Karmeliter-Bräu immer zufrieden. Herbert Brust und sein Team waren für uns wirklich super, weil wir auch kurzfristig etwas bekommen konnten und die Qualität gepasst hat. Für uns ist jetzt das Problem, dass wir gut sieben Feste anstehen haben. Wir sind jetzt dabei uns umzuschauen, weil wir bei der Brauerei regional bleiben möchten."