
Geld allein macht nicht glücklich, weiß Bad Neustadts Herr der Finanzen, Andreas Schlagmüller. Glücksbringer seien vielmehr Gesundheit und Harmonie in der Familie, gute Freunde und, nicht zu vergessen, "Siege von Eintracht Frankfurt", verrät Bad Neustadts in den Ruhestand scheidender Kämmerer, selbst glühender Anhänger der Eintracht.

Als Kreisstadt-Kämmerer hat Schlagmüller in den vergangenen acht Jahren nichtsdestotrotz um manches Geld gekämpft, als wär's sein eigenes. Was letztlich "jedem Bürger Bad Neustadts zugutegekommen ist", dankte Bürgermeister Michael Werner dem Kämmerer in der jüngsten Stadtratssitzung. Dort wurde nicht nur Bad Neustadts Haushalt 2025, sondern auch dessen Macher, Andreas Schlagmüller, verabschiedet. Mit 38 Jahren Stadt-Zugehörigkeit dürfte der 63-Jährige zu den dienstältesten Stadt-Beschäftigten gehören.
Neuer Kämmerer: Alexander Schild wird Nachfolger von Andreas Schlagmüller
Mit drei Bürgermeistern und sieben Generationen Stadträten habe er zusammenarbeiten dürfen: Dass er mit nahezu allen Menschen, mit denen er beruflich zu tun hatte, unabhängig von den Entscheidungen, heute noch ein kollegiales und freundschaftliches Verhältnis pflegen könne – darauf ist er stolz.

Ab Mai tritt der seit zwei Jahren bereits in der Kämmerei tätige, gebürtige Bad Neustädter Alexander Schild als Nachfolger in Schlagmüllers Fußstapfen. Ein "Eigengewächs" der Stadt, wie Bürgermeister Michael Werner den 38-jährigen Schild beschrieb, der Verwaltungsfachangestellter bei der Stadt Bad Neustadt gelernt und anschließend seinen Verwaltungsfachwirt aufgesattelt hat. Er war zuvor unter anderem in Bauverwaltung und Bürgerservice tätig.

Mit Schild übernimmt die nächste Generation: "Ich war schon bei der Stadt Bad Neustadt beschäftigt, da war Alexander Schild noch gar nicht auf der Welt", formulierte es Andreas Schlagmüller. Als Schlagmüller im April 1987 seinen Dienst antrat, gab es weder Computer noch Internet, getippt wurde auf einer Speicher-Schreibmaschine.
Aus Heimatverbundenheit wechselte Schlagmüller 1987 zur Stadt Bad Neustadt
Aufgewachsen in Oberelsbach, studierte Schlagmüller nach Abitur und Grundwehrdienst an der Beamtenfachschule für Steuerrecht und Finanzen in Herrsching am Ammersee. "Aus Heimatverbundenheit" wechselte er nach drei Jahren beim Finanzamt Karlstadt zur Stadt Bad Neustadt, wo er zunächst fünf Jahre in der Kämmerei tätig war, dann 24 Jahre als kaufmännischer Werksleiter der Stadtwerke Bad Neustadt und abschließend acht Jahre als Kämmerer.
Privat ließ sich Schlagmüller – er hat Frau, zwei Kinder und zwei Enkelkinder – in Wollbach nieder. Dort spielte er aktiv Fußball, dort war er jahrelang Vorsitzender des RSV Wollbach, dort ist er seit 24 Jahren ehrenamtlich zweiter Bürgermeister.
Warum Kämmerer für Andreas Schlagmüller der Traumjob war
Kämmerer, sagt er, war sein Traumjob, abwechslungsreich, wie die Arbeit war. Hier ein neues Förderprogramm, dort eine steuerliche Änderung. Immer galt es für die verschiedensten Großprojekte die optimalen Fördermöglichkeiten auszuloten. Das Schwärmen hat Schlagmüller dabei stets den Planern überlassen. Nüchtern und sachlich präsentierte er seine Zahlen. "Sorgfältig, gewissenhaft und eher vorsichtig, um zu vermeiden, dass finanzielle Träume später eventuell wie Seifenblasen zerplatzen." Schlagmüller sieht sich trotzdem als Ermöglicher, nicht als Ausbremser: "Das kriegen wir schon auf die Reihe", war sein Credo.
Größter Meilenstein seines Berufslebens war als kaufmännischer Leiter bei den Stadtwerken die Einführung der Nessi-Stadtbuslinie im Jahr 1994. Außerdem die aus steuerlichen Gründen gebotene und durch den Einbau des Blockheizkraftwerks mögliche Integration des Triamare in die Stadtwerke im Jahr 2004. Als Kämmerer sei die Schlussabwicklung der neuen Stadthalle "eine große Herausforderung" gewesen sowie die unter dem Aspekt der steuerlichen Optimierung erfolgte Gestaltung des Stadthallenbetriebs. Da ging es "um Vorsteuerbeträge in Millionenhöhe", so Schlagmüller.

Als herausfordernd empfand Schlagmüller außerdem die "bis heute existierende Ungewissheit über den endgültigen Verbleib der besonderen 23,5 Millionen-Euro-Gewerbesteuereinnahme aus dem Jahr 2020 und die daraus resultierenden haushaltstechnischen Verwerfungen".
Wie sich die Haushalte der Stadt Bad Neustadt unter Kämmerer Schlagmüller veränderten
Den Schlaf geraubt habe ihm Bad Neustadts Finanzlage nie. Seine schönsten Momente im Beruf hatten nichts mit Zahlen zu tun: Rückblickend freue ihn am meisten, "dass drei schwer erkrankte Mitarbeiterinnen wieder vollständig gesundet sind und ohne jegliche Einschränkungen wieder ihren Tätigkeiten nachgehen können."
Nicht die Arbeit des Kämmerers, aber die Haushalte hätten sich während seiner Amtszeit verändert: "Das Volumen wurde immer größer, unter anderem da den Kommunen immer mehr Aufgaben auferlegt und viele Standards erhöht wurden." Wie er diese Entwicklung bewerte? "Wenn den wachsenden Ausgaben entsprechende Mehreinnahmen gegenüberstehen, ist das kein Problem. Leider war dies nicht immer der Fall."
So geht gesundes Wirtschaften: Ein Tipp von Kämmerer Schlagmüller
Blicke er in die Zukunft, hoffe er, dass sich die Steuereinnahmen "nach einer kurzen Durststrecke und einer danach hoffentlich einsetzenden Erholung unserer Wirtschaft" wieder steigern und damit der Stadt weitere finanzielle Handlungsspielräume eröffnet würden. Bis dahin gelte es, den Spagat zwischen Einnahmen- und Ausgabenentwicklung stetig zu beobachten, so Schlagmüller.
Wie gesundes Wirtschaften im Großen wie im Kleinen funktioniert? Bad Neustadts Herr der Finanzen hat da abschließend durchaus einen Tipp für die Welt: "Im Einzelfall manchmal etwas mehr Bescheidenheit und Zufriedenheit mit dem Vorhandenen."
Im nachberuflichen Leben dürfte es Schlagmüller nicht langweilig werden: Zwei Enkel in Erfurt sollen künftig häufiger besucht werden. Ansonsten will der Wollbacher seine Zeit seiner Familie und Clique sowie unter anderem dem Radfahren und Wandern widmen.


