zurück
90 Jahre Neustädter Haus: Ein Wanderheim mit viel Geschichte
In den 90 Jahren seines Bestehens gab es viele bauliche Veränderungen. Das Foto unten linkst zeigt das erste Gebäude in den 30er Jahren, unten rechts ist der Nachfolgebau aus den 40er Jahren zu sehen. Oben das heutige Gesicht des beliebten Wanderheimes.
Foto: Rhönklub-Archiv (2) Thomas Pfeuffer | In den 90 Jahren seines Bestehens gab es viele bauliche Veränderungen. Das Foto unten linkst zeigt das erste Gebäude in den 30er Jahren, unten rechts ist der Nachfolgebau aus den 40er Jahren zu sehen.
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 04:42 Uhr

Am Wochenende wird am Neustädter Haus wieder einmal groß gefeiert. Das Wanderheim des Rhönklub-Zweigvereins Bad Neustadt auf dem Käuling, dem östlichen Ausläufer des Kreuzbergs, wird 90 Jahre alt.

Viel, viel Arbeit

Zu dieser Feier hat der Zweigverein der Saalestadt allen Grund. Sein Domizil hat eine recht bewegte Geschichte. Zudem haben Bau und Unterhalt in diesen 90 Jahren enormen Einsatz von zahllosen ehrenamtlichen Helfern erfordert und bedeuteten immer wieder große finanzielle Belastungen für die Vereinskasse.

Kosten und Mühen sind die eine Seite, auf der anderen ist der Zweigverein Bad Neustadt stolzer Besitzer eines der am schönsten gelegenen und gemütlichsten Wanderheime und Berggasthäuser der Rhön, das von 754 Metern Höhe einen einmaligen Ausblick auf die Walddörfer, die Südrhön und weit darüber hinaus bietet.

Am Geld gescheitert

Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde im Zweigverein Bad Neustadt die Idee zum Bau einer Unterkunftshütte zwischen Bad Neustadt und der Rhön geboren. Zunächst scheiterte das Vorhaben aber am Geld. Konkret konnten die Pläne erst angegangen werden, als Wilhelm Hüllmantel 1922 für das Projekt 50 000 Reichsmark spendete. Doch dann kam die Inflation, und die ursprünglich große Summe reichte nur noch zum Kauf des Grundstücks.

Unglücksjahr 1939

Und damit war schon damals wie in der Folgezeit immer wieder Eigeninitiative gefragt. In jahrelanger Bauzeit wurden zunächst die Grundmauern und eine Holzkonstruktion erstellte. Am 23. Oktober 1927 wurde das Neustädter Haus dann eröffnet. Es war komplett mit Holz verkleidet und mit einer überdachten Terrasse ausgestattet. Im Winter 1928 kamen die ersten Wintersportzüge und das Haus bestand seine Bewährungsprobe. Die offizielle Inbetriebnahme erfolgte dann am 12. August 1928.

Dann kam das Unglücksjahr 1939. Am 3. Januar brannte das Neustädter Haus bis auf die Grundmauern ab. Die Mitglieder mussten wieder ran, und zwei Jahre später, am 15. Juni 1941, konnte das beliebte Ausflugsziel wieder Gäste aufnehmen. Aber auch nur wenige Jahre. Zum Ende des Kriegs wurde das Gebäude erheblich beschädigt und auch geplündert.

Erneuter Wiederaufbau

Doch schon wenige Jahre später bauten die Rhönklub-Mitglieder ihre Berghütte wieder eigenhändig auf und entwickelten sie im Laufe der Jahre zu einem Schmuckstück in den Rhöner Bergen. Seine heutige Gestalt erhielt das Wanderheim im Zuge von Erneuerungen und Erweiterungen in den Jahren 1974 und 1977/1978. Aber auch in der folgenden Zeit wurden die Räumlichkeiten immer wieder saniert und erneuert.

Der frühere Landrat Gottfried Miller war es, der in den 70er Jahren die legendären Bergfeste ins Leben rief. Sie sollten als Einnahmequelle dienen, da die Aufwendungen für das Neustädter Haus regelmäßig für Probleme im Zweigverein sorgten.

Modern und einfach

Die letzte größere Renovierung mit einem Kostenaufwand von knapp 100 000 Euro wurde im Winter 2014/2015 abgeschlossen. Im Erdgeschoss entstanden ein behindertenfreundliches WC, das Treppenhaus wurde erneuert, ebenso die Böden. Modernisiert wurden die Sanitäranlagen, rutschfester Boden in den Duschen und neue Fließen wurden eingebaut. Sauber, freundlich modern und doch einfach – einer Wandererunterkunft entsprechend, so das Konzept. Insgesamt stehen in Doppelzimmern und Gruppenunterkünften nun 58 Betten zur Verfügung.

Immer wieder waren es fleißige Helfer, die in unzähligen Stunden dafür sorgten, dass das Haus erhalten und weiterentwickelt wurde. Günter Maisch, Ludwig Rothaug, Ludwig Euring, Gottfried Miller, Klaus Weiss oder Paul Trammer sind die Namen nur einiger dieser Freunde des Neustädter Hauses, die in diesem Zusammenhang immer wieder genannt werden. Nicht vergessen sind auch die Leistungen von Rudolf Demling, der in mehr als 30 Jahren als Voristzender des Zweigvereins auch die Geschichte des Neustädter Hauses prägte.

Neues Pächterpaar

Im vergangenen Winter wurde die Pächter-Wohnung erneuert und erhielt unter anderem ein neues Badezimmer. Die 40 000 Euro dafür sind gut angelegt, so Michael Pfaff, Vorsitzender des Neustädter Zweivereins. „Uns war wichtig, dass unser Pächterehepaar sich wohlfühlt und auch im Haus wohnt, sodass eine Verlängerung der Öffnungszeiten möglich wird und die Betreuung der Übernachtungsgäste verbessert wird.“

Übernachtungszahlen gestiegen

Auch die Küche musste von Zeit zu Zeit auf Stand gebracht werden, was ebenfalls Kosten verursachte. Aber auch die Ansprüche von Wanderern und anderen Gäste an eine moderne Küche haben sich geändert. Der Gastraum bietet Platz für 55 Personen. Gesellschaften können die Neustädter Stube mit 40 Plätzen nutzen. Dazu kommt bei schönem Wetter noch die große Terrasse.

Entscheidend für den Erfolg der Wanderhütte waren natürlich die Pächter. Das Ehepaar Maria und Alexander Hartan empfängt seit Dezember die Gäste des Neustädter Hauses. In dieser Zeit, so Pfaff, seien die Übernachtungszahlen stark gestiegen und lägen schon jetzt über denen des gesamten Vorjahres.

Kletterpark und Flowtrail

Auch im Umfeld des Wanderheims hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Aus dem holprigen, staubigen knapp 2,5 Kilometer langen Anfahrtsweg wurde 2006 eine schmale asphaltierte Straße, die es auch älteren Rhön-Freunden ermöglicht, mit dem Auto zum Neustädter Haus zu kommen.

2010 entstand auf Initiative des Ehrenvorsitzenden und rührigen Neustädter-Haus-Freundes Gottfried Miller am Käuling ein 700 Meter langer Seniorenwanderweg mit einem Aussichtpunkt. 2013 folgten die Eröffnung des Flowtrails und eines Kletterparks.

Fest für die Familie

Am Wochenende wird nun auf all diese Entwicklungen zurückgeblickt. „Das Bergfest soll wieder zu der Institution werden, die es einmal war“, erklärt Michael Pfaff dazu. „Wir haben am Samstagabend ein Programm, dass eher ein jüngeres Publikum ansprechen soll und am Sonntag ein Fest für die ganze Familie.“

Jubiläumsprogramm

Das Neustädter Haus auf dem Käuling neben dem Kreuzberg feiert dieses Wochenende 90. Geburtstag.

Samstag, 5. August:

18 Uhr: Waldberger Musikanten

20 Uhr: Die Feten-Buben (Stimmungs-,Tanz und Volxmusik)

Sonntag, 6. August:

11 Uhr: Festakt mit einem Vertreter des Landratsamtes, dabei spielt die Trachtenkapelle Unterweißenbrunn.

13.15 Uhr Sandberger Musikanten

15.30 Uhr Tanzgruppe Unterelsbach

16 Uhr Rhöner Rucksackmusikanten.

Ein Kinderprogramm mit Schminken, Malen & Basteln, Hüpfburg und vielem mehr wird angeboten.

www.neustaedter-haus.com

_
Foto: Archiv Rhönklub
_
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kreuzberg
Thomas Pfeuffer
Kletterparks
Michael Pfaff
Sandberger Musikanten
Terrassen
Trachtenkapelle Unterweißenbrunn
Wiederaufbau
Wilhelm
Winter
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top