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Oberelsbach
Digital-Ranger fahndet im Internet nach Regelverstößen in Rhöner Naturschutzgebieten: Das geht nicht ohne Konflikte
Wie Maximilian Markert bei seiner Arbeit vorgeht, wann er Anzeigen erstattet und welche unschönen Reaktionen er dabei schon erlebt hat.
Beim Scrollen durch das Netz sucht Digital-Ranger Maximilian Markert bei Planungsportalen und in Sozialen Medien nach Routenvorschlägen, die den Naturschutz-Vorschriften widersprechen. Oder nach Fotos, die mitten in geschützten Gebieten aufgenommen worden sind.
Foto: Thomas Pfeuffer | Beim Scrollen durch das Netz sucht Digital-Ranger Maximilian Markert bei Planungsportalen und in Sozialen Medien nach Routenvorschlägen, die den Naturschutz-Vorschriften widersprechen.
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 06.04.2025 02:30 Uhr

Es sind oft tolle Rhön-Bilder, die in den sozialen Medien geteilt werden. Allerdings kommt es immer wieder vor, dass Fotografen in Naturschutzgebieten die dort geltenden Regeln verletzen, um an das gewünschte Motiv zu kommen. Solche Verstöße festzustellen und künftig zu verhindern, ist nur eine der Aufgaben von Maximilian Markert. Damit macht sich der Digital-Ranger nicht nur Freunde, wie sich jüngst gezeigt hat.

Wann und warum wurde die Stelle eines Digital-Rangers geschaffen?

Die Stelle des Digital-Rangers in der bayerischen Verwaltung des Biosphärenreservats Rhön wurde 2021 eingerichtet. Ein Grund war der starke Besucheranstieg in den sensiblen Naturschutzgebieten der Rhön während Corona. Maximilian Markert hat die Stelle im Mai 2024 übernommen und bildet mit den Gebiets-Rangern Volker Bauer und Maik Prozeller und den Kollegen vom Naturpark das Ranger-Team im bayerischen Teil des Biosphärenreservats. Dazu kommen Gebietsbetreuer Torsten Kirchner und der Berufsjäger. Insgesamt "ein sehr gutes Team", wie Markert betont.

Was sind die Aufgaben der Ranger?

Aufgabe der Ranger im Biosphärenreservat ist es, Besucher über das richtige Verhalten in den Schutzgebieten und die Lebensräume sensibler Arten wie Birkwild, Bekassine oder auch seltene Pflanzen zu informieren und Verstöße gegen die Schutzbestimmungen zu vermeiden. Letztlich sollen sie zum Verständnis für Schutzgebiete und so zur Vereinbarkeit von Naturschutz und Freizeitnutzung beitragen.

Was sieht die Tätigkeit eines Digital-Rangers aus?

Wie Maximilian Markert erklärt, ist es seine Aufgabe als Digital-Ranger, auf Online-Portalen, Wander- und Radplattformen oder in sozialen Medien und dort zum Beispiel in Foto-Communitys über Naturschutzgebiete und die Verhaltensregeln dort zu informieren. Und bei Verstößen gegen die Schutzgebietsverordnungen aktiv zu werden.

Eine Touristin orientiert sich am Handy, statt auf die Beschilderung im Naturschutzgebiet zu achten. Dass es keine entsprechenden Vorschläge im Internet gibt, ist Aufgabe des Digital-Rangers.
Foto: Torsten Kirchner (Symbolfoto) | Eine Touristin orientiert sich am Handy, statt auf die Beschilderung im Naturschutzgebiet zu achten. Dass es keine entsprechenden Vorschläge im Internet gibt, ist Aufgabe des Digital-Rangers.

Um welche Arten von Verstößen handelt es sich dabei?

Während sich die Gebiets-Ranger vor Ort um Besucher mit nicht angeleinten Hunden, Falschparker, Wildcamper oder Wanderer und Radfahrer abseits der Wege kümmern, ist der Digital-Ranger entsprechend im Internet aktiv. Online werden immer wieder Vorschläge für Mountainbike- und Wandertouren abseits der Wege oder schöne Rodelerlebnisse im Naturschutzgebiet veröffentlicht. Und es gibt immer wieder Fotografen, die für ihre Bilder oder Filmaufnahmen die Wege in besonders sensiblen Bereichen verlassen.

Wie geht ein Digital-Ranger in seinem Tagesgeschäft vor?

Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist, wie Markert erläutert, die Kontrolle der verschiedenen Touren- oder Freizeitvorschläge im Internet. Entdeckt er einen solchen Online-Vorschlag abseits der erlaubten Wege, informiert er die Anbieter über das Schutzgebiet und Alternativen – eine offizielle Route oder Rodelhang. Der zweite Arbeitsschwerpunkt ist die Kontrolle von Bildern in den verschiedenen Social-Media-Kanälen.

Wie erkennt man auf Bildern, wo sie aufgenommen wurden?

Von manchen Bildern lässt sich nicht genau sagen, wann oder wo sie entstanden sind, räumt der Digital-Ranger ein. Bei anderen seien die Geodaten der Aufnahmen auslesbar. Bei Bedarf zieht er einen Kollegen hinzu, als entscheidend schätzt er auch seine Ortskenntnisse ein. Er kenne inzwischen viele der Stellen, die auch bei den Fotografen beliebt seien. Oft seien das zum Beispiel prägende Bäume, auch im Schwarzen Moor sei es relativ einfach zu erkennen, wo die Bilder entstanden sind. Ist er sich nicht sicher, prüft er vor Ort – oft auch gemeinsam mit einem Kollegen – den Entstehungsort der Fotos.

Wie viele Verstöße werden festgestellt und was geschieht dann?

Entsprechend dem Besucherandrang, so Markert, sei die Zahl von Verstößen stark vom Wetter abhängig. Die problematischen Tourenvorschläge beziffert er mit zehn bis 20 pro Woche, bei den Bildern seien es fünf bis zehn. Entdeckt er einen möglichen Fall, spricht der Digital-Ranger den Verursacher an und klärt über die Regeln im Naturschutzgebiet und deren Hintergründe auf. 

Wie reagieren die Angesprochenen darauf?

In der Regel würden die Angesprochenen einsichtig und mit einer Entschuldigung reagieren oder sie können nachweisen, dass kein Verstoß vorliegt, berichtet der Digital-Manger. Damit habe sich das Thema erledigt. Ist das nicht der Fall und der Angesprochene reagiert uneinsichtig oder gar beleidigend, könne der Ranger die Kreisverwaltung oder sogar die Polizei einschalten. Das gelte auch bei wiederholten oder schweren Verstößen. In seltenen Fällen führe das zu einem Bußgeld, so Markert.

Gibt es problematische Reaktionen im Internet auf die Aktivitäten des Digital-Rangers?  

Die gibt es. So beklagte zum Beispiel jüngst ein Fotograf in einem Posting, eine Anzeige erhalten zu haben, da ihm der Digital-Ranger ungerechtfertigter Weise vorgeworfen habe, Fotos abseits der erlaubten Wege gemacht zu haben. In Foto-Communitys führte das zu teils heftigen, kontroversen und nicht immer sachlichen Diskussionen und abwertenden Kommentaren über die Arbeit des Biosphärenreservats und seines Digital-Rangers. Aus einer Community soll das Biosphärenreservat daraufhin sogar ausgeschlossen worden sein. Auch das Foto des Digital-Rangers aus einer Pressemitteilung wurde offensichtlich veröffentlicht.    

Immer online in Rhöner Naturschutzgebieten unterwegs: Der Digital-Ranger des Biosphärenreservats Rhön. 
Foto: Jörn Perske/dpa (Symbolfoto) | Immer online in Rhöner Naturschutzgebieten unterwegs: Der Digital-Ranger des Biosphärenreservats Rhön. 

Wie regiert der Digital-Ranger darauf?

Maximilian Markert nimmt das gelassen, auch wenn er sich von einigen Postings "vorgeführt" fühlt. Zumal er im konkreten Fall sicher ist, wo die Fotos aufgenommen wurden. Was er nicht versteht, ist, dass man Leute aus den Gruppen verbannt, die versuchen, zu korrigieren, statt die Leute anzusprechen, die Verstöße begehen. Und er kündigt an, dass er auch weiterhin in den Gruppen aktiv sein werde.

Wie reagiert das Biosphärenreservat auf die Debatte über den Digital-Ranger?

Beim Biosphärenreservat stellt man sich natürlich voll hinter die Arbeit der Ranger. Nicht nur die Verwaltung, auch der Großteil der Besucher sei ihnen dankbar für ihre Arbeit. "Falls einige Besucher die Rücksichtnahme auf heimisches Wild und bestehende Naturschutzgebiete als Gängelung persönlicher Freizeitgestaltung wahrnehmen, ist dies bedauerlich, für den Schutz der heimischen Natur aber nötig."

 
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