"Halligalli" im Naturschutzgebiet, Beleidigungen und Gewaltandrohungen gegen Ranger, zerstörte Schranken, rücksichtslose Fototouristen, Radfahrer und Wanderer dort, wo sie aus Naturschutzgründen nichts zu suchen haben: In Corona-Zeiten haben derartige touristische Auswüchse, die unter dem englischen Begriff "Overtourism" gefasst werden, auch in der Rhön stark zugenommen. Daher stand dieses Problem auch im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung des Vereins Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön (NBR).
Den Aufschlag machte NBR-Geschäftsführer Klaus Spitzl. Der blickte in seinem Rechenschaftsbericht nicht nur auf die verschiedensten Aktivitäten des Vorjahres im Naturpark zurück. Unterstützt vom Vorsitzenden und Bad Kissinger Landrat Thomas Bold versuchte er, rund 40 Vertretern von Naturschutzverbänden, Behörden und Bürgermeistern der Mitgliedsgemeinden in der Oskar-Herbig-Halle das komplizierte Thema Ranger in der Rhön genauer vorzustellen.
Zwei Ranger im Norden, zwei im Süden
Im Zuge der Erweiterung des Biosphärenreservats 2014 sei die Forderung nach einer personellen Verstärkung der Ranger aufgekommen. Zunächst habe es kaum Hoffnung gegeben, nun habe sich die Lage sehr positiv entwickelt, stellte Bold zunächst fest. Inzwischen kümmern sich mit Daniel Scheffler und Martina Faber im Landkreis Rhön-Grabfeld sowie Amelie Nöth und Leonard Helfrich im Raum Bad Kissingen vier Naturpark-Ranger um die Themen Besucherlenkung, Natur- und Landschaftspflege, Bildungsarbeit und wirken bei Forschungsvorhaben mit, wie Spitzl erklärte.
Dazu kämen die bisherigen Ranger im bayerischen Teil des Biosphärenreservats und fünf neue Ranger, die dort erst dieser Tage über ein neues EU-Förderprogramm eingestellt werden konnten. Einer von ihnen sei für die Kommunikation im Internet und in den Sozialen Medien zuständig. Schließlich sei für den Bereich der Schwarzen Berge noch eine halbe Stelle für einen Gebietsbetreuer bewilligt worden. Im Bereich der Langen Rhön kümmere sich Torsten Kirchner seit Jahren um diese Aufgabe.
Besuchern der Rhön könne egal sein, für wen die jeweiligen Ranger arbeiten, so Spitzl. Er hoffe jedenfalls, dass sie künftig mehr Besuchern mit Rat und Tat zu Seite stehen können und ihre verstärkte persönliche Präsenz dazu beitrage, Auswirkungen des Overtourism zu begrenzen. Auswüchse, wie sie an touristischen Hotspots im Süden Bayerns herrschen, sieht Spitzl in der Rhön noch nicht. Eine Entwicklung dahin sollte auf diese Weise aber vermieden werden.
Konzept für die Besucherlenkung
Das sah Enno Piening allerdings etwas problematischer. Der Vertreter des Bayerischen Jagdverbandes führte eine lange Liste von Auswüchsen auf, die er in den vergangenen Monaten in der Rhön beobachten konnte. Er erinnerte an Beleidigungen und Gewaltandrohungen gegen die Ranger. "Was die armen Kerle alles ertragen müssen", da könnten sie die Motivation verlieren, so seine Befürchtung. Auch einer höheren Anzahl von Rangern werde es nicht gelingen, die Störungen in den Griff zu bekommen. Piening forderte daher eindringlich, neben der personellen Verstärkung konzeptionelle Maßnahmen zur Besucherlenkung zu ergreifen.
Gemeinsam mit dem Landkreis Rhön-Grabfeld sei man schon dabei, das Thema anzupacken, stellte Thomas Bold dazu fest. Der Bad Kissinger Landrat machte aber auch deutlich, dass es kein einfaches Unterfangen werde, perfekte Lösungen seien nur bedingt möglich. Dazu dürfe man auch den Tourismus nicht aus den Augen verlieren. Ziel müsse es sein, Tourismus und Artenschutz zu vereinbaren.
Sperrungen als Ultima Ratio
Dass auch der Regierung von Unterfranken daran gelegen sei und entsprechende Anstrengungen unternommen würden, die negativen Auswüchse einzudämmen, machte der dortige Bereichsleiter Umwelt, Bertram Eitel, deutlich. Es sei nötig, an verschiedenen Strängen zu ziehen, um eine intelligente Besucherlenkung zu erreichen und die Belange von Naturschutz und Tourismus zu berücksichtigen. Inwieweit es möglich sei, aus den rein beratend tätigen Rangern eine Naturschutzwacht mit hoheitlichen Befugnissen zu entwickeln, die bei Verstößen auch die Personalien feststellen kann, lasse sich aber derzeit nicht konkret sagen.
Für den touristischen Bereich betonte Bertram Vogel als Geschäftsführer der Rhön GmbH, dass das Problem Overtourism nur gemeinsam erfolgreich angegangen werden könne. Statt Sperrungen und Verboten als Ultima Ratio regte er an, Besucher über die Schaffung einer entsprechenden Infrastruktur wie Parkplätzen, Versorgungsangeboten oder Toiletten zu unkritischeren Bereichen zu lenken. Er bat die Vertreter der Kommunen, ihn über entsprechende neue, touristisch interessante Angebote zu informieren.
Die Ranger benötigen entsprechende Befugnisse und Regularien.
Heisst: Verstoß aufnehmen, Personalien erfassen und dann gehört den Delinquenten so RICHTIG in den Geldbeutel gegriffen!
Da müssten mindestens vierstellige Summen aufgerufen werden.
In vielen Staaten dieser Welt steht überdies Gefängnis oder gemeinnützige Arbeit in mindestens dreistelliger Stundenzahl zur Wahl.
Anders bekommt man das nicht in den Griff!
Vielleicht sollten mal alle Beteiligten einsehen, dass es die Mär vom sanften Tourismus nicht gibt bzw. sich die Region entscheiden muss für Tourismus und Wirtschaft oder eben Naturschutz, Stillstand und hoch subventionierte Arbeitskräfte.