"Jetzt geht's los!" Es war Oliver Kröner, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt, der quasi den Startschuss für gleich mehrere Maßnahmen gab, die in wenigen Tagen zur Rettung des Schwarzen Moores anlaufen sollen. Gemeinsam mit Thomas Keller, Leiter der Oberen Naturschutzbehörde bei der Regierung von Unterfranken, und Heiko Stölzner, dem Leiter des Forstbetriebs Bad Königshofen der Bayerischen Staatsforsten, hatte er zum Ortstermin geladen, um die einzelnen Vorhaben vorzustellen.
Einigung der Ministerien im Juni
Zurückschauen auf die vergangenen Monate und Jahre, in denen sich Umwelt- und Forstministerium nicht auf Wege einigen konnten, wie das 60 Hektar große Moor gerettet werden soll, wollte dabei niemand. Gemeinsam mit zahlreichen weiteren Behördenvertretern galt es, den Blick nach vorne zu werfen. Denn, darüber war man sich schon immer einig, dem Moor geht es schlecht. Der wichtige Kohlenstoffspeicher leidet unter den sich verschlechternden Klimabedingungen mit höheren Temperaturen und höherer Verdunstung, geringeren Niederschlägen und längeren Dürreperioden. Zudem machen ihm noch Jahrzehnt zurückliegende Entwässerungsmaßnahmen zu schaffen. Dem Moor fehlt es an Wasser, es droht zu vertrocknen.
Vor wenigen Monaten einigte man sich dann in Absprachen, wie "Frankens wertvollstes Moor" gerettet und sein Wasserhaushalt stabilisiert werden soll. So sollen zum einen Sofortmaßnahmen gestartet werden, deren Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit unstrittig sind. Gleichzeitig wurden in diesen Wochen aufwendige Gutachten beauftragt, mit denen bis Ende 2024 weitere Schritte ermittelt werden sollen, wie das Wasser im Moor, aber auch in seiner Umgebung besser gehalten werden kann.
Demonstration mit Schwamm und Tablett
Dass beides erforderlich ist, demonstrierten Oliver Kröner und Thomas Keller mit einem Schwamm und einem Tablett. Der Schwamm, der den weitgehend intakten Moorkörper darstellte, gab Wasser in die Umgebung ab. Das änderte sich als das Tablett mit Wasser gefüllt wurde. Eine ähnliche Wirkung erhoffen sich die Fachleute, von Wasserrückhaltungsmaßnahmen im Umfeld des Moores. Aufschluss, wie diese genau aussehen sollen, erhofft man sich von den Gutachten.
Aktuell stehen vier Maßnahmen an. Wie der Gebietsbetreuer für das Naturschutzgebiet Lange Rhön, Torsten Kirchner, vorstellte, werden Anfang Oktober wieder einmal ehrenamtliche Helfer des Bergwaldprojektes aus Würzburg im Moor arbeiten. Sie sollen an einem Entwässerungsgraben, etwa auf Höhe des Moorturmes, drei vor längerer Zeit eingebaute Stau-Einrichtungen durch neuartige Bauwerke ergänzen, um hier Wasserverluste zu verhindern. Gleichzeitig, so Kirchner, sollen die Freiwilligen in dem zweiwöchigen Einsatz auf 15.000 Quadratmetern entlang des Bohlenstegs im Kernbereich des Moores 80 Prozent des Birken- und Kiefernbestandes beseitigen. Damit soll das Moor für Besucher wieder eindringlicher erlebbar werden.
Elf Hektar Fichtenwald verschwinden
Die sicherlich augenfälligste Maßnahme wird eine große Fällaktion werden. Bis 2028 sollen unter der Leitung von Förster Peter Wille in mehreren Tranchen knapp elf Hektar des angrenzenden Fichtenwalds abgeholzt werden. An ihrer Stelle sollen, wie Heiko Stölzner vorstellte, künftig Birken und andere Laubbäume wachsen, die weit weniger Wasser verbrauchen, was dann mehr Feuchtigkeit für das Moor bedeutet. Neben dem Staatsforst und der Stadt Fladungen bringt hier die Gemeinde Hausen mit mehr als sechs Hektar die größte Fläche ein. Ein Beweis, dass sich Hausen für "sein Schwarzes Moor" engagiert, wie Bürgermeister Fridolin Link betonte. In einem ersten Schritt sollen schon ab 25. September entlang der Hochrhönstraße auf einer Länge von etwa 700 Metern und einer Tiefe von 30 Metern die teils stark vom Borkenkäfer geschädigten Fichten fallen.
Weiter sollen die Wasserstände künftig regelmäßig beobachtet werden. Dazu sollen, so Franziska Riegert, Leiterin des "Teams Moore" der Bayerischen Staatsforsten, neue Messpegel gesetzt werden. Gleichzeitig sollen über ein Monitoring die Veränderungen in der Tierwelt beobachtet werden.
Eine positive Auswirkung des langen Streits
In seiner Bewertung der anlaufenden Maßnahmen brachte Thomas Keller offensichtlich auch die Meinung der weiteren Behördenvertreter auf den Punkt. Man wolle nicht warten. Stattdessen gehe man jetzt an, was jetzt schon sehr gut getan werden kann. Der Sommer in diesem Jahr habe dem Moor wohl nicht geschadet. Aber man müsse befürchten, dass er im nächsten Jahr wieder extrem trocken ausfallen werde.
Welche weiteren, möglicherweise aufwändigen Maßnahmen in der Zukunft noch folgen, solle das Gutachten Ende des kommenden Jahres zeigen. Hier sah Keller durchaus auch einen positiven Aspekt in den Auseinandersetzungen über das Vorgehen. Ohne diese Diskussionen wäre ein solch aufwändiges Gutachten wohl nicht für das Schwarze Moor beauftragt worden.