Heiligabend, 6.15 Uhr am frühen Morgen. Im Pfarrhaus Bad Neustadt klingelt der Wecker. Für Dekan Andreas Krefft heißt das wie jeden Tag Aufstehen. Und doch ist dieser Tag ein Besonderer, es ist Heiligabend. Wie gestaltete sich für den Dekan der Heilige Abend? Diese Redaktion begleitete ihn den gesamten Nachmittag bis in den Abend hinein.
Nach dem täglichen Morgengebet der Priester und zwei Tassen Kaffee richtet der Dekan einige Geschenke her, legt sie unter einen geschmückten Baum in seinem Esszimmer. Danach besucht er – wie jedes Jahr an Heiligabend – Nachbarn sowie Bekannte im Pflegeheim. Um die Mittagszeit hat er eine kurze Verschnaufpause und erzählt rückblickend, was er bereits alles an dem Tag hinter sich hat.
Um 14 Uhr steht der erste Gottesdienst an, die Kinderkrippenfeier in der Stadtpfarrkirche Bad Neustadt. Als der Dekan um 13.30 Uhr eintrifft, sind bereits Diakon Thomas Prapolinat und Gottesdienstbeauftragte Sandra Kupfer gemeinsam mit der Küsterin Hiltrud Christ dabei, die letzten Vorbereitungen zu treffen. Organist Matthias Braun kommt dazu, klärt den Ablauf der Lieder.
Krippenspiel am Nachmittag in der Stadtpfarrkirche von Bad Neustadt
Am Altar ist eine Schar aufgeregter Kinder, die Darsteller des Krippenspiels. Dekan Krefft begrüßt die Kinder, Eltern, Großeltern und Kirchenbesucher. Im Gottesdienst erklärt der Dekan, dass Jesus ein ganz besonderes Geschenk sei. Ganz nahe bei Gott seien die Engel und von diesen handelt auch das Krippenspiel.
Pfarrer Krefft erzählt: Im Himmel berichtet Engel Gabriel dem Engel Raphael von dem besonderen Auftrag, den er von Gott erhalten habe und von der Geburt Christi in einem Stall in Bethlehem. Die Kinder sind begeistert dabei und erleben bildlich mit, wie das damals wohl gewesen sein mag, als der Engel Gabriel Maria die Botschaft überbrachte, dass sie ein Kind bekommen werde. Zu den jeweiligen Erzählungen zwischen Engel Gabriel, alias Diakon Thomas Prapolinat, und Engel Raphael (Sandra Kupfer) stellen die Kinder die jeweilige Szene dar. Danach gibt es das "Weihnachtslicht" von der Krippe, dass die Kinder mit nach Hause nehmen dürfen.
15.30 Uhr: Als Dekan Andreas Krefft die Stadtpfarrkirche erneut betritt, strahlt er, denn groß ist die Anzahl der Gottesdienstbesucher zur Christmette. Sogar Stühle müssen noch herbeigeschafft werden. "Ich bin der glücklichste Pfarrer Deutschlands", sagt er denn auch bei der Begrüßung.
Gemeinsames Abendessen mit Freunden und Bekannten im Pfarrhaus
Organist Matthias Braun wird von Hanna Bardutzki (Heustreu) auf der Trompete unterstützt und beide bringen ganz besondere Weihnachtsstimmung in das Gotteshaus. Immer wieder schüttelt der Dekan nach dem Gottesdienst Hände. Er freut sich über Weihnachtswünsche seiner ehemaligen Ministranten, bekommt von einem Paar, das er getraut hat, die Mitteilung, dass sie ein Kind erwarten oder sieht Bekannte aus "seinen Walddörfern". Kein Wunder, dass er noch beim Abendessen im Pfarrhaus von diesen herzlichen Begegnungen schwärmt.
Traditionell hat Andreas Krefft zum Abendessen Bekannte und Freunde eingeladen. Diesmal eine Familie aus der Ukraine und Regina Rinke. Beim Blick in die Runde erkennt man schnell, dass ein Stuhl frei bleibt. Dekan Krefft: "Das ist so Tradition bei mir. Der Platz ist für jemanden reserviert, der vielleicht vorbeikommen könnte." Vor dem Essen gibt es für jeden Gast eine Oblate. "Das ist ein polnischer Brauch aus meiner Familie", erklärt der Dekan am festlich gedeckten Tisch mit dem Weihnachtsbaum im Hintergrund. Jeder bricht vom anderen ein Stück Oblate ab, ein Zeichen der Gemeinsamkeit.
Svetlana Pavlichuk bringt mit dem Weihnachtslied "Stille Nacht" weihnachtliche Stimmung in die Runde. Verschiedene ukrainische Gerichte stehen zur Auswahl. "Eigentlich sollten es nach althergebrachter Tradition zwölf sein", erklärt der Dekan. An diesem Abend sind es ein bisschen weniger.
Dekan Andreas Krefft: Die Messfeiern an den Festtagen sind keine Routine für mich
Im Gespräch berichtet Pfarrer Krefft, dass die Messfeiern auch an Festtagen keine Routine für ihn seien. In seiner Heimat in Polen habe er nach der Primiz die erste Christmette als Kaplan gefeiert, später war er in Hamburg. "Das war zeitraubend, denn wir hatten sehr viele Gemeinden zu betreuen." Damals wie heute wird schon Tage vor dem Fest die Predigt überlegt und vorbereitet.
Vom Hirtenamt am 1. Weihnachtsfeiertag berichtet der Dekan und verweist auf das Lukasevangelium. Dort heißt es, dass die Engel, nachdem sie den Hirten die Botschaft von der Geburt Jesu überbracht hatten, wieder in den Himmel zurückkehrten. Dann hätten sich die Hirten auf den Weg gemacht. "Dabei mussten sie rund sechs Kilometer laufen", so der Dekan, der schon mehrmals in Bethlehem und an den Hirtenfeldern war. "Deswegen spricht man am 1. Weihnachtsfeiertag vom Hirtenamt", erfahren seine Gäste. Unweigerlich kommt er auf seine vorherige Zeit in den Walddörfern zu sprechen und auf die dortigen Krippenspiele.
Kommt bei all den Vorbereitungen und Gottesdiensten bei Andreas Krefft überhaupt Weihnachtsstimmung auf? Der Dekan schmunzelt, als er antwortet: "Das gemeinsame Essen hier bei mir, die Besuche, die Begegnungen vor und nach den Gottesdiensten, das ist mein ganz persönliches Weihnachten."
Am Abend steht der dritte Gottesdienst des Tages in Hohenroth an
Mittlerweile ist es 19.20 Uhr und der Dekan bereitet sich auf den dritten Gottesdienst in Hohenroth vor. 19.45 Uhr: In der Sakristei in Hohenroth wird der Pfarrer schon erwartet. Mit den beiden Lektorinnen und dem Organisten bespricht er die Lesungen und Liedauswahl. Die Ministranten erhalten ihre Instruktionen und schließlich zieht die Gruppe in das Gotteshaus ein.
Dekan Andreas Krefft legt das Jesuskind in die Krippe am Altar, dankt der Musikkapelle und den Gottesdienstbesuchern. In seiner Predigt spricht er die Krippendarstellungen an und erzählt vom Heiligen Franziskus, der vor 800 Jahren das erste Krippenspiel mit Darstellern initiierte. Franziskus soll damals gesagt haben, dass es nur Frieden unter den Menschen geben könne, wenn man "den Stallgeruch des anderen in der Nase hat". Das bedeute nichts anderes, so Krefft, als den Mitmenschen zu verstehen und auf seine Gefühle zu achten.
Gegen 22 Uhr ist Dekan Krefft in seinem Pfarrhaus in Bad Neustadt zurück. Zeit für ihn schlafen zu gehen, denn bereits um 6.15 Uhr klingelt erneut der Wecker. An beiden Weihnachtstagen stehen schließlich wieder Gottesdienste an.