Andreas Krefft ist für seine große Solidarität mit den Menschen aus der Ukraine bekannt. Zunächst richtete er zusammen mit dem Dekanat Rhön-Grabfeld, der Kreis-Caritas und der Kirchenstiftung Mariä Himmelfahrt ein Spendenkonto ein, dann rief er die Menschen im Landkreis zu Sachspenden auf. Insgesamt 278 Kartons mit Lebensmitteln, Babynahrung, Hygieneartikel und Kleidung kamen durch den Spendenaufruf zusammen. Die gesammelten Hilfsgüter wurden mit einem großen Hilfstransporter an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht. Der Dekan begleitete den Lastwagen mit seinem Auto.
Zwischenstop in Breslau und Treffen mit Pater Jan
Kreffts Fahrt in Richtung Ukraine begann am Mittwoch, 16. März. Der Hilfstransporter sei bereits einen Tag früher aufgebrochen, berichtet der Bad Neustädter Dekan. Der erste Zwischenstopp war die polnische Stadt Breslau. Dort traf sich der Dekan mit Pater Jan vom Karmeliten-Orden, um sein Auto mit weiteren Hilfsgütern zu beladen. Vor allem Medikamente seien eingepackt worden, erzählt Krefft.
In Breslau machte sich der Dekan außerdem ein Bild über die Lage am Bahnhof. Dort kommen viele Flüchtlinge aus der Ukraine an. Vor allem die vielen Helferinnen und Helfer seien ihm sofort aufgefallen. „Es waren hunderte, wenn nicht sogar tausende, Menschen zum Helfen am Bahnhof“, erzählt Krefft gerührt. Die Hilfskräfte würden sich beispielsweise um die Bereitstellung von Unterlagen, die Verteilung von Essen und den Aufbau von Übernachtungsmöglichkeiten kümmern.
Weiterfahrt nach Krakau
Am Mittwochabend fuhr Andreas Krefft dann weiter in die polnische Stadt Krakau, wo er weitere Hilfsgüter in sein Auto geladen hat. "Mein Auto war so voll, dass ich die Spenden von Kartons in Säcke packen musste", erzählt der Bad Neustädter über die große Hilfsbereitschaft.
Nach einer Übernachtung in Krakau fuhr der Dekan Donnerstagfrüh weiter in die polnische Stadt Lubaczów. Diese ist weniger als 20 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Dort hat sich der Bad Neustädter mit zwei Vertretern der Caritas Lemberg getroffen. Sie haben ihn über die Weiterleitung der Hilfsgüter in die Ukraine informiert. Etwa zeitgleich wie Andreas Krefft kam der Hilfstransporter aus Rhön-Grabfeld in Lubaczów an, weshalb die Verteilung der Hilfsgüter direkt beginnen konnte.
Ungefähr 30 Helferinnen und Helfer haben die Spenden zunächst von dem Lastwagen in eine große Halle gebracht, berichtet Krefft über den organisatorischen Ablauf. Dort seien die Hilfsgüter dann sortiert worden.
Danach habe eine polnische Logistikfirma die Spenden an die ukrainische Grenze gebracht, so Krefft. Unmittelbar vor der Ukraine seien die Hilfsgüter dann auf kleine Transporter verladen worden. Eine Gruppe, die etwa aus 100 Personen besteht, bringe die Produkte dann direkt in die Ukraine.
In Lubaczów sei alles sehr gut organisiert gewesen, sagt der Geistliche. Die große Hilfsbereitschaft in Lubaczów habe ihn besonders berührt, so Krefft. Oft waren mehr Helferinnen und Helfer vor Ort als eigentlich gebraucht seien, erzählt der Dekan gerührt.
Bewegende Gespräche
Auf seiner Reise führte Krefft sehr bewegende Gespräche. Pater Markus aus Kiew berichtete ihm über die katastrophale Situation in seiner Heimatstadt. "In den Kellerräumen eines Klosters in Kiew verstecken sich 500 bis 700 Menschen. Sie haben mitbekommen, wie ein Haus gegenüber bombardiert wurde. Beten ist für viele Menschen momentan die größte Hoffnung und der größte Halt", erzählt Krefft von dem Gespräch mit Pater Markus. Der Geistliche aus Kiew möchte seine Heimat trotz des Krieges nicht verlassen. Er wolle für die Leute da sein und das Leid mit ihnen zusammen tragen, sagt Krefft.
Auch ein Gespräch mit Pater Paul aus der ukrainischen Stadt Mariupol habe den Bad Neustädter zu Tränen gerührt. Dieser sei aus seiner Heimatstadt mit einer Gruppe von Menschen geflüchet. "Mitten in der Nacht bei -14 Grad standen die Flüchtlinge auf einem Feld. Auch Kinder waren dabei. Sie hatten keine Decken, nichts. Bis zur Grenze waren es noch über 200 Kilometer", erzählt Krefft über die Flucht. Alles sei zerstört, auf der Straße lägen Leichen und es gäbe kaum mehr Lebensmittel und Wasser, sagte Pater Paul über die schreckliche Lage in Mariupol.
"Die traumatisierten Blicke der ukrainischen Kinder kann ich nicht mehr vergessen", erzählt der Bad Neustädter. Auch dass viele Frauen auf der Flucht Gewalt erlebt haben, weiß Krefft durch ein Gespräch mit einer Polizistin aus der Ukraine.
Dekan Krefft: "Ich habe noch nie so viel geweint"
Für Andreas Krefft war die Fahrt sehr emotional. "Ich habe noch nie so viel geweint wie in dieser Zeit", erzählt er im Gespräch. Einerseits habe er die große Solidarität der Helferinnen und Helfer vor Augen. Der nächste Hilfstransport in die Ukraine ist für den 29. März geplant. Eine polnische Logistikfirma wird die Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze bringen.
Bis dahin werden wieder Sachspenden aus dem Landkreis, vor allem Lebensmittel und Babynahrung, gesammelt. "Die Hilfsbereitschaft ist immer noch sehr groß", erzählt Krefft begeistert. Parallel unterstützt Krefft die ukrainischen Flüchtlinge im Landkreis. Die Rhön-Grabfelder sollten keine Angst vor den Menschen aus der Ukraine haben, so Krefft. "Wenn man den ukrainischen Flüchtlingen eine Unterkunft zur Verfügung stellen möchte, kann man sich beim Bad Neustädter Pfarrbüro melden", erklärt der Dekan.
Er spricht ein großes Dankeschön an alle im Landkreis aus, die bei der Spendenaktion beteiligt waren. Auch den Menschen, die an Friedensgebeten und Friedensversammlungen teilnehmen, möchte der Dekan danken. "Ich bin so stolz auf die Rhöner und so stolz, dass ich hier wohne", sagt Krefft gerührt.