Mit zahlreichen Gästen wurde am Sonntag das neue Zentraldepot für die landkreiseigenen Kunstgegenstände feierlich eröffnet. Gemälde, Skulpturen und volkskundliche Gegenstände finden hier bald eine neue Heimat, in der sie sachgerecht und geschützt aufbewahrt werden können.
Baubeginn war bereits 2018. Wegen der Pandemie verzögerten sich die Arbeiten, bis sie im Dezember 2023 abgeschlossen werden konnten. Die Kosten lagen bei rund 1,5 Millionen Euro. Auf einer Nutzfläche von 1000 Quadratmetern, verteilt auf drei Etagen, können die Kunstgegenstände nun eingelagert werden. Dabei bedient man sich modernster Lagerungstechnik, um Schäden an den Werken vorzubeugen und sie für kommende Generationen zu bewahren. Mit digitaler Lagerlogistik wird die Inventarisierung der eingelagerten Gegenstände erheblich erleichtert.
Ein Meilenstein der musealen Arbeit in Rhön-Grabfeld
Einen Meilenstein der musealen Arbeit nannte Landrat Thomas Habermann das Projekt in seiner Ansprache. Auch wenn der Standort auf dem Gelände der ehemaligen Hainberg-Kaserne auf den ersten Blick nicht besonders attraktiv erscheine, habe man sich aus funktionalen Gesichtspunkten für den Kauf entschieden. Die ehemalige Kleiderkammer der Kaserne eigne sich von der Größe und vom Schnitt her bestens für den neuen Zweck und war günstig zu erwerben.
"Eine Sammlung verpflichtet zum Bewahren", betonte Habermann und erinnerte auch an seine Vorgänger im Amt, Dr. Karl Grünewald und Dr. Fritz Steigerwald, die seit den 70er Jahren mit dem Aufbau der Sammlung begannen. Ab 1993 wurden Skulpturen und Gemälde in der Kreisgalerie in Mellrichstadt ausgestellt und gelagert. Mit dem Brand vom April 2023 nahm dies ein vorläufiges Ende.
Wichtiges Instrument zum langfristigen Erhalt von Kulturgut
"Einen vorbildlichen Weg ist der Landkreis hier gegangen", hob Prof. Dr. Klaus Reder, Bezirksheimatpfleger von Unterfranken, in seinem Grußwort hervor. Moderne Depots seien ein wichtiges Instrument zum langfristigen Erhalt von Kulturgut. Lobende Worte fand er für das Sammlungskonzept. Gesammelt werden Werke mit einem regionalen Bezug und besonders solche von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld, darüber hinaus Arbeiten von auswärtigen Kunstschaffenden, die einen starken Bezug zur Region haben.
Mellrichstadts Bürgermeister Michael Kraus freut sich darüber, dass der Landkreis sich für diesen Standort entschieden hat. Man arbeite daran, dass das Areal in den kommenden Jahren insgesamt wieder attraktiver gestaltet wird. Ein paar Kleinode gebe es schon und das Depot ergänze dies hervorragend.
Talkrunde: Bessere Vernetzung von Archiven
An die Reden schloss sich eine Talkrunde an, die von Dr. Astrid Hedrich-Scherpf von der Kulturagentur des Landkreises moderiert wurde. Dr. Stefan Kley (Landesstelle nicht staatlicher Museen in Bayern), Prof. Dr. Klaus Reder, Johann Baur (Baur Planung, München) und Annemarie Graf (Inventarisation und Sammlungsmanagement Landkreis Rhön-Grabfeld) erörterten weitere Aspekte des Depots.
Die bessere Vernetzung von Archiven, die Kunst sammeln und aufbewahren, war allen ein Anliegen. In anderen Ländern sei man da schon weiter.
Einig war man sich auch, dass der Aufbau des Bestands in kleinen Schritten und sehr sorgfältig geschehen sollte. Großes Thema beim Aufbau eines Archivs sei der Vorgang der Deakzession, auf Deutsch Entsammlung. Wie in jedem privaten Haushalt solle man nicht alles Vorhandene aufbewahren, gelegentlich müsse auch einmal mutig ausgemistet werden. Nur so behalte man den Überblick und sei auf Dauer ein qualitätvoller Bestand zu erhalten.
Den geistlichen Segen erteilte Pastoralreferentin Iris Will-Reusch aus Mellrichstadt. Für die passende musikalische Umrahmung sorgte der Cellist Ingmar Escher, ehemaliger Schüler der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen, und mittlerweile Leiter der Städtischen Musikschule Suhl.
Rollbare Regalsysteme und optimale Temperierung
In der abschließenden Führung durch die Räumlichkeiten wurden die Gäste mit den Besonderheiten des Gebäudes bekannt gemacht. Um auf kleinstem Raum viele Gemälde aufbewahren zu können, wurde eine Gemäldezuganlage verbaut, alles andere wird in rollbaren Regalsystemen platzsparend aufbewahrt. Besonderer Wert wurde auf eine optimale Temperierung der Räume gelegt, durch die das gelagerte Material auch für künftige Generationen gut erhalten werden soll. In einem Bearbeitungsraum können Werke betrachtet oder bearbeitet werden.
Derzeit sind die Regale noch überwiegend leer, dies wird sich aber in den kommenden Wochen und Monaten ändern. Dann werden nach und nach die nach dem Brandschaden restaurierten Arbeiten eingelagert. Für die Öffentlichkeit ist das Depot an ausgewählten Tagen im Jahr oder auf Anfrage an die Kulturagentur zugänglich.