
Es ist ein schon länger geplanter beruflicher Neuanfang, den der Trappstädter Mathias Gerstner jetzt in die Tat umgesetzt hat. Vor wenigen Tagen schied der gelernte Bankkaufmann nach über 30 Jahren bei der VR-Bank Main-Rhön aus, um sich künftig ausschließlich seinem Hobby, dem Brennen von Likören, Geisten und Bränden zu widmen.
In dem Kreditinstitut war der 49-jährige Bankbetriebswirt bis zum Prokuristen aufgestiegen und zuletzt als Bereichsleiter für den Markt Südthüringen und Rhön-Grabfeld verantwortlich. "Deshalb ist mir der Abschied auch nicht leichtgefallen, denn mein Job hat mir immer viel Freude gemacht", betont Gerstner.
Mathias Gerstner hat nun mehr Zeit für die Familie
Im Laufe der vergangenen Jahre habe er aber festgestellt, dass es etwas gibt, wofür er noch mehr brenne und beschlossen, seinen Hauptberuf aufzugeben. "Außerdem habe ich jetzt auch mehr Zeit für meine Familie." Dass ihn seine Frau Nicole ohne Wenn und Aber in seiner Entscheidung bestärkt und er auch viel Zuspruch von Freunden bekommen hat, ist für den Ex-Banker Bestätigung dafür, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Zudem ist das Risiko, mit seiner Edel-Brennerei zu scheitern, überschaubar. Die vielfach ausgezeichneten Brände von Mathias Gerstner verkaufen sich schließlich schon seit etlichen Jahren gut. Außerdem erfreuen sich seine Verkostungen in seiner Brennscheune oder dem Tasting-Haus außerhalb von Trappstadt großer Beliebtheit.
Schnaps brennen: Wie es zur Wiederbelebung der Familientradition kam
Mit dem Schnaps brennen begann Mathias Gerstner vor zwölf Jahren. Der damals 37-Jährige war auf alte Unterlagen gestoßen, aus denen hervorging, dass in seiner Familie früher Schnaps gebrannt wurde. "Ich wollte diese Tradition unbedingt wiederbeleben und begann mit dem Einrichten einer kleinen Brennerei."

Schnell stellten sich die ersten Erfolgserlebnisse ein. 2014 legte er an der Hochschule Weihenstephan erfolgreich die Abschlussprüfung zum Edelbrandsommelier ab, 2021 folgte die Gesellenprüfung zum staatlich geprüften Brenner in Veitshöchheim. "Im nächsten Jahr will ich die Meisterprüfung als Brenner ablegen", kündigt Gerstner die nächste Herausforderung in seinem neuen Beruf an.
Worauf der Ex-Banker besonders stolz ist: Über 40 Produkte aus seiner Brennerei, die seit 2018 biozertifiziert ist und sich seit zwei Jahren im ehemaligen Trappstädter Bullenstall gegenüber seinem Wohnhaus befindet, haben bereits jede Menge Preise eingeheimst. Darunter ist eine Goldmedaille für seinen Bio-Gin in diesem Jahr.

Wo Mathias Gerstner seine Rezepturen sicher lagert
Bei der Vorbereitung und Herstellung seiner Brände, darunter neben dem Bio-Gin ein fränkischer Whisky oder ein Bio-Kräuterlikör, arbeitet Mathias Gerstner eng mit seinen Kooperationspartnern Christian Machon und Jörg Geier zusammen. "Die Zusammensetzungen für meine Brände sind mein Kapital und werden deshalb geheim gehalten", so der Trappstädter Edelbrenner.
Für die sichere Lagerung der Rezepturen gibt es neben der Brennscheune im ehemaligen Trappstädter Gemeindehaus, das als Lagerraum für Zutaten und fertigen Brände dient, übrigens einen ganz sicheren Ort: einen alten Banktresor aus der Zeit, als in dem Gebäude einmal eine kleine Bankfiliale betrieben wurde.

Darüber freut sich Mathias Gerstner sehr: "So habe ich auch nach meinem Ausscheiden aus der Bank immer einen persönlichen Bezug zu meinem früheren Beruf."