Die Berufsausbildungen zum Brauer oder zum Winzer sind landläufig bekannt. Das es auch die Ausbildungsberufe Destillateur oder Brenner gibt, wissen dagegen die wenigsten, obwohl das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten es bereits seit über zehn Jahren die Ausbildung zum Brenner anbietet.
Dass der Beruf des Brenners nicht so geläufig ist wie andere, hat einen einfachen Grund: Das Interesse, ihn zu ergreifen, ist nicht sehr groß. So absolvierten in den vergangenen eineinhalb Jahren gerade mal 23 angehende Brenner aus ganz Deutschland in Veitshöchheim ihre Berufsausbildung, die kürzlich mit der Zeugnisübergabe ihren Abschluss fand.
Umso bemerkenswerter ist es, dass unter den Absolventen gleich zwei Brenner aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld waren: Florian Freund aus Hohenroth und Mathias Gerstner aus Trappstadt. Die beiden sind nicht nur privat befreundet, sondern beide verbindet schon länger die Leidenschaft des Schnapsbrennens. Um die Qualität ihrer Destillate weiter zu perfektionieren, beschlossen Freund und Gerstner im Jahr 2019, sich für die Berufsausbildung zum staatlich ankerkannten Brenner in Veitshöchheim anzumelden. Die beiden erfahrenen Nebenerwerbsbrenner hatten so die Möglichkeit, in einem Zeitraum von eineinhalb Jahren alles zu erlernen, was den ungewöhnlichen Ausbildungsberuf des Brenners ausmacht.
Ausbildung nur alle zwei Jahre
Nur alle zwei Jahre wird eine Klasse in Veitshöchheim in der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau und am staatlichen Obstbaubetrieb in Deutenkofen bei Landshut bis zur Abschlussprüfung geführt. „In unserem Jahrgang dabei waren Schüler aus Berlin, Duisburg oder auch vom Bodensee“, so Florian Freund. Sein Freund Mathias Gerstner ergänzt: „Der jüngste Teilnehmer war 24 und der älteste 70 Jahre alt.“
Alle Ausbildungsteilnehmer hätten zuvor bereits viel Brennereierfahrung gesammelt und seien aus allen möglichen Berufen gekommen. „Vom Zimmermann bis zum Malermeister oder Berufswinzer war alles am Start.“ Auf dem Stundenplan hätten Fächer wie Brenntechnologie, technische Mathematik oder Wirtschafts- und Sozialkunde gestanden. In der Praxis-Prüfung seien dann in der Sensorikprüfung eine feine Nase und eine sensible Zunge gefragt gewesen. „Ein Zwetschgenwasser vom Mirabellenbrand in der Blindverkostung zu unterscheiden war gar nicht so einfach“, erinnert sich der Trappstädter Edelbrenner.
Gewissenhafte Vorbereitung
Trotz ihrer ausgeprägten Leidenschaft für die Destillation mussten sich Freund und Gerstner gewissenhaft auf die Abschlussprüfung vorbereiten. Der Aufwand hat sich aber gelohnt: Beide schlossen ihre Ausbildung im Gesamtergebnis mit der Note 1,9 ab. Im Hauptberuf ist Florian Freund als Planer und Techniker beim Abwasserverband Saale-Lauer in Hohenroth tätig. Seit vielen Jahren arbeitete er in der Brennerei seines Vaters Josef Freund in Windshausen mit. Im vergangenen Jahr übernahm er die Brennerei in der vierten Generation. Mit seinem Rhöner Kümmeltest gewann er kürzlich die Goldmedaille bei den fränkischen Brennern.
Mathias Gerstner ist als Prokurist und Bereichsleiter in der VR-Bank Rhön-Grabfeld tätig. Seit dem Jahr 2010 brennt er auf seiner eigenen Brennerei in Trappstadt. 2014 folgte die Ausbildung zum Edelbrandsommelier in der Hochschule Weihenstephan in Freising. Seitdem bringt er alljährlich sein sensorisches Können als Prüfer bei den Edelbrandprämierungen in Veitshöchheim ein. Viele Medaillen konnte er bereits mit seinen hochwertigen Destillaten gewinnen. „Nach dem Abflachen der Corona-Pandemie freue ich mich jetzt wieder auf die nächsten Verkostungen in meinem Tastinghaus oder der Genussscheune in Trappstadt“, so Gerstner. Interessierte könnten sich ab sofort wieder für Whiskytastings, Ginproben oder Edelbrandverkostungen anmelden.