Seit knapp einem dreiviertel Jahr wird in Teilen des Landkreises Rhön-Grabfeld der Bedarfsverkehr, neudeutsch On-Demand-Verkehr, Callheinz angeboten. Je nach Wochentag und Uhrzeit sind laut Landratsamt Rhön-Grabfeld hierfür ein bis zwei Fahrzeuge im Grabfeld im Einsatz. Nun wurde eine Erweiterung des Gebiets angekündigt. Aber wie viele Menschen nutzen Callheinz, was kostet das Angebot und wann ist der normale Linienbus-Verkehr wirtschaftlicher?
Callheinz im Grabfeld ist laut Landratsamt ein Erfolgsmodell: Wo wird das Angebot nun erweitert?
Um dem gesetzten Ziel, der Erschließung des gesamten Landkreises mit Callheinz anhand der Allianz-Gebiete bis 2026, näherzukommen, die Pooling-Quote (Gesamtergebnis zur Bündelung von Buchungen unabhängig von der Anzahl der Fahrgäste pro Buchung) zu verbessern und die Fördermittel für bedarfsorientierte Bedienformen im ländlichen Raum optimal auszuschöpfen, sei eine weitere Ausweitung von Callheinz im Grabfeld geplant, wie in den Unterlagen zur Kreisausschusssitzung von Mitte Mai notiert ist. Angeschlossen werden sollen Großeibstadt, Saal und Wülfershausen. Damit sei das gesamte Gebiet der Grabfeld-Allianz vollständig erschlossen, heißt es weiter.
Erweitert wird nicht nur im Landkreis Rhön-Grabfeld. Gleichzeitig biete sich in diesem Zuge eine von Seiten des Landkreises Haßberge ins Auge gefasste Ausweitung von Callheinz bis Hofheim an. Bisher sind nur Bundorf und Neuses erschlossen. Der Nachbarlandkreis übernehme dabei die Kosten anteilig der Einwohner im gesamten Gebiet Grabfeld, wodurch der vergleichsweise große Teil der Bereithaltungskosten auf mehrere Aufgabenträger aufgeteilt werde.
Läuft die Erweiterung des Callheinz-Gebiets nach Plan?
Nicht ganz. "Der Landkreis Rhön-Grabfeld plant bis 2026 die Ausweitung von Callheinz auf den gesamten Landkreis", erklärt ein Sprecher. Das Pilotprojekt im Bereich der Grabfeldallianz läuft bereits seit 1. September 2023. Das Gebiet wurde bereits zweimal ausgeweitet, sodass ab 1. September 2024 die gesamte Grabfeldallianz erschlossen sein wird.
"Parallel dazu war die Erschließung von zwei weiteren Gebieten, die Teile der Kreuzberg-Allianz und der NES-Allianz, umfassen, zum 1. September 2024 geplant. Die Erweiterung verschiebt sich allerdings auf den 1. Februar 2025", heißt es aus dem Landratsamt. An dem Vorhaben, den gesamten Landkreis mit Callheinz zu erschließen, werde weiterhin festgehalten.
Wie viele Menschen nutzen bisher Callheinz?
Seit der Einführung Anfang September 2023 seien knapp 13.000 Fahrten durchgeführt worden. Knapp 1800 Nutzer hätten sich für Fahrten im Grabfeld registriert, erklärt Sachgebietsleiterin Julia Katzenberger. Pro Betriebsstunde würden circa 3,3 Fahrten durchgeführt. Im östlichen Grabfeld bediene Callheinz wöchentlich circa 300 Fahrtwünsche.
Was kostet den Landkreis Callheinz?
Die Kosten für den Fahrdienst belaufen sich laut Landratsamt monatlich auf circa 35.000 Euro. Hinzu komme ein mittlerer vierstelliger Betrag für die Dispositionssoftware, das Callcenter sowie Marketingaktivitäten. Bezuschusst wird der Verkehr mit bis zu 70 Prozent im Rahmen einer Förderung für bedarfsorientierte Bedienformen zur Verbesserung der Mobilität im ländlichen Raum des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr.
Für die Integration von Großeibstadt, Saal und Wülfershausen in das Callheinzgebiet würden sich die Kosten auf einen niedrigen vierstelligen Betrag beschränken, so das Landratsamt. Dieser werde für zusätzliche Schilder und die Vermarktung des Projekts in den neuen Gemeinden fällig. Die Bedienzeiten und Fahrzeugkapazitäten würden bestehen bleiben.
Welche Einnahmen wurden durch den Callheinz-Verkehr bisher eingespielt?
Die meisten Nutzer würden laut Landratsamt über ein Deutschlandticket verfügen, das auch zur Fahrt im Callheinz-Verkehr berechtigt. Der für das Deutschlandticket erhaltene Defizitausgleich und die übrigen Einnahmen durch Bareinnahmen refinanzieren etwa 10 Prozent der Kosten für den Fahrdienst.
Wann ist ein On-Demand-Verkehr wie Callheinz unwirtschaftlicher als der herkömmliche ÖPNV mit Bussen?
"Wann, wo und zu welchen Zeiten sich ein flexibler On-Demand-Verkehr lohnt, ist von zahlreichen Faktoren, wie der Bevölkerungsstruktur, den gewünschten Bedienzeiten, den Fahrgastzahlen und so weiter abhängig", erklärt Katzenberger. Wichtig dabei sei, dass Callheinz als Ergänzung zum regulären Linienverkehr fungiert, der auf den zentralen Achsen die Beförderung in die Städte des Landkreises und im peripheren Raum die Schülerbeförderung sicherstellt.