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Haßfurt
ÖPNV im Landkreis Haßberge: Bedarfsverkehr "Callheinz" soll die Lücken schließen
In Nachbarlandkreisen gibt es das Pilotprojekt schon, nun soll es auch auf den Haßbergkreis ausgeweitet werden. Gleichzeitig muss eine Buslinie eingestellt werden.
Im östlichen Landkreis Rhön-Grabfeld gibt es den Bedarfsverkehr 'Callheinz' bereits. Nun soll er auch auf den Landkreis Haßberge ausgeweitet werden.
Foto: Michael Endres | Im östlichen Landkreis Rhön-Grabfeld gibt es den Bedarfsverkehr "Callheinz" bereits. Nun soll er auch auf den Landkreis Haßberge ausgeweitet werden.
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 20.05.2024 02:40 Uhr

In Städten kommen die Menschen zunehmend ohne eigenes Auto zurecht. Im ländlichen Raum ist es dagegen schwieriger, einen Linienverkehr wirtschaftlich zu betreiben. Das hat der Landkreis Haßberge auch schon mit dem Problem von "Geisterbussen" erfahren müssen. So ist es für die Politik eine große Herausforderung, den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) auch in dünnbesiedelten Gebieten und kleineren Orten attraktiver werden soll. Das Pilotprojekt "Callheinz" mit "ÖPNV auf Abruf" oder bedarfsgesteuerten Rufbussen soll nun die Lücke schließen.

Jahrelang wurde schon über einen realistischen ÖPNV und sogar über Stundentakte für die Orte auf dem Lande diskutiert und dabei eine Lösung in den großen Verkehrsverbünden gesehen. Vor dem Hintergrund der Finanzen – allein in diesem Jahr sind die Kosten für öffentliche Verkehrsmittel um über zwei Millionen Euro gestiegen – aber auch aus ökologischen Gesichtspunkte reift nun die Erkenntnis, dass es sinnvoller sei, statt der großen Linien kleinere Shuttles einzusetzen und damit realistische und finanzierbare Lösungen zu erreichen.

Bundorf und Neuses schon angeschlossen, Hofheim, Aidhausen und Riedbach sollen folgen

Susanne Lutz, Abteilungsleiterin für den ÖPNV im Landkreis Haßberge, berichtete im Ausschuss für Bau und Verkehr, dass man deswegen mit den Dörfern Bundorf und Neuses seit dem 1. März an den Landkreis Rhön-Grabfeld "angedockt" habe, um das Pilotprojekt auf den Weg zu bringen. Denn in Teilen des Nachbarlandkreises gibt es das Shuttlebus-System "Callheinz" bereits und es soll dort auch bald auf den ganzen Kreis ausgeweitet werden.

Davon, dass nun auch zwei Orte im Haßbergkreis, die Nahe an der Landkreisgrenze liegen, mit angeschlossen sind, würden immerhin 754 Bürgerinnen und Bürger profitieren.

Ab 1. September werde das Projekt noch auf Hofheim, Aidhausen und Riedbach ausgeweitet, was rund 8370 Einwohner einschließe. Es sei auch möglich, diese Gebiete noch zu erweitern. "Wir müssen aber erst einmal sehen, wie es angenommen wird. Hofheim und Bad Königshofen sind dann Stützpunkt für den Umstieg auf andere öffentliche Verkehrsmittel", sagte Lutz.

Steffen Vogel sieht ein Problem in den unterschiedlichen Verkehrsräumen

Die "Callheinz-Flotte" bestehe aus Fahrzeugen für höchstens acht Sitzplätze. Eines der Fahrzeuge biete auch Stellfläche für Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator. Fahrräder könnten nicht transportiert werden. Die Rufzeiten seien montags bis freitags von 6 bis 22 Uhr, am Samstag, Sonntag und Feiertagen von 9 bis 22 Uhr per App oder per Telefon. Die Bezahlung erfolge für den Einzelfahrschein im ÖPNV-Tarif elektronisch per App, bar oder auch elektronisch im Fahrzeug. Mit dem Deutschlandticket könne "Callheinz" ohne Aufpreis genutzt werden.

Wer den Bedarfsverkehr 'Callheinz'benötigt, kann ihn per App oder per Telefon rufen.
Foto: Michael Endres | Wer den Bedarfsverkehr "Callheinz"benötigt, kann ihn per App oder per Telefon rufen.

Steffen Vogel (CSU) sprach in der Ausschusssitzung von einer "Super Sache", sah aber auch Probleme. Diese entstehen unter anderem dadurch, dass Bundorf zum Verkehrsraum Bad Königshofen gehört, Aidhausen dagegen zu Schweinfurt. Fahrten von Aidhausen nach Bundorf seien damit nicht möglich, weil dies zwei verschiedene "On-Demand-Verkehre" (Verkehre auf Bestellung) seien und Hofheim der Ort für Umsteigemöglichkeiten zum regulären Linienverkehr sei.

Susanne Lutz stellte in Aussicht, dass man diese Räume erweitern könne. "Wir müssen erst einmal sehen, wie es angenommen wird, auch wenn es nicht optimal ist." Landrat Wilhelm Schneider (CSU) erklärte das mit der "Pilotierung", die auf Räume mit 8000 bis 10 000 Einwohnerinnen und Einwohner abgestellt sei. "Wenn das Pilotprojekt abgeschlossen ist, stellt sich für uns die Frage, ob wir das nicht auf den ganzen Landkreis ausdehnen können. Umsteigen wird man immer wieder müssen. Das ist ja auch als Lückenschluss gedacht und nicht als Taxifahrt." Schwachstellen werde es immer geben, aber man wolle Erfahrungen sammeln. "Ich gehe davon aus, dass es dennoch angenommen wird. Es ist auf fünf Jahre ausgelegt, aber wir können ja auch dazwischen darüber nachdenken."

Zu wenige Fahrgäste: Heimat-Hopper wird eingestellt

Gleich der nächste Tagesordnungspunkt der Ausschusssitzung ließ die Probleme des ÖPNV in ländlichen Regionen noch einmal deutlich werden. Es ging um eine Buslinie, deren Fahrgastzahlen den weiteren Betrieb nicht mehr rechtfertigen. Abteilungsleiterin Susanne Lutz meinte damit den "Heimat-Hopper" oder die "Bäderlinie" an den Samstagen von Ebern nach Bad Rodach und zurück.

Zwar sei für die Linie viel Werbung gemacht worden, "aber der erwartete Erfolg ist ausgeblieben", sagte Lutz. "Selbst als es noch das 9 Euro-Ticket gab und auch beim 49 Euro-Ticket ist dieses Angebot nicht angenommen worden." Deswegen hätten sich die Landkreise und alle beteiligten Kommunen gegen eine Weiterführung ausgesprochen. "Das ist so, es wird nicht angenommen", meinte abschließend Landrat Wilhelm Schneider. Die Laufzeit der Linie endet damit am 31. Dezember 2024.

Die Fahrzeuge des Shuttlebus-Systems "Callheinz" können über eine App sowie telefonisch unter Tel.: 0800 4560011 gerufen werden.

 
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  • Erich Fritscher
    Warum kein Callheinz-Test in Haßfurt und den Ortsteilen? Steck hier kein Potential?
    Ich wohne in Schwimmbadnähe und einer der Durchgangsstraßen, habe aber keine brauchbare Möglichkeit per ÖPNV zum Bahnhof, Einkaufszentrum Godelstatt, Krankenhaus oder in die Stadt zu kommen.
    Seit Wegfall der Dialysestation in Haßfurt ist es nicht so einfach ein Taxi zu bekommen.
    Auch schon passiert: Auf den BUS gewartet, aber die BUS-Nummer weit und breit nicht zu sehen.
    Wir haben hier eine Art Schulbussystem, aber doch keinen ÖPNV?
    Ist diese ÖPNV-Situation einer Kreisstadt mit ca. 14.000 Einwohnern nicht unwürdig? 49 Euro-Ticket wie nutzen?
    Zum Bahnhofsvorplatz, Busbahnhof?, frage ich mich, was ist aus den vielen angedachten Konzepten/Projekten geworden? Geld zum Fenster rausgeworfen? Wäre es nicht sinnvoll anstatt ewig zu planen und zu diskutieren etwas anzupacken?
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Öffentlicher Nahverkehr und Landkreis Haßberge, da ist es ja schon gewagt, beide Begriffe in einem Satz zu verwenden.

    Seit Jahrzehnten politisch von der Christ-sozialen Union dominiert, verfügt der Lk HAS über einen der schlechtesten öffentlichen Nahverkehre in ganz Bayern.

    Maroldsweisach hatte mal einen Bahnhof, Hofheim ebenfalls; wurden wegrationalisiert anstatt ausgebaut.

    ÖPNV -Linien, die gleichzeitig auch Schulbusse sind, sind teilweise heillos überladen.
    Landrat Schneider ist herzlich eingeladen, schultags mal mit der Linie 1152 nach Haßfurt mitzufahren, Abfahrt 6.41 Uhr Post Maroldsweisach.
    Vielleicht auch dem Parteigenossen Vogel Bescheid sagen...

    Rufbusse sind besser als keine Busse, und klar gibts Möglichkeiten, die Karlheinze Schweinfurt, NES und HAS besser miteinander zu verknüpfen.

    Den Lokalpolitiker*inne*n lege ich nahe, einmal für 14Tage ihren Angelegenheiten ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln nachzukommen, da platzt die Theorieblase ganz schnell...
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  • Johannes Metzger
    ....und selbst der ÖPNV in Bayern verdient eher eine Zitrone, als eine Krone.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Wenn ich wochentags nach 18Uhr aus der Kreisstadt Haßfurt nach Bundorf, selber Landkreis, mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren möchte, dann habe ich Pech. Da gibts nix.
    Alternative wäre Taxi, kostet etwa 55€ für 25 km , oder ich kann mit der Bahn fahren, über Schweinfurt und Bad Neustadt, dann Bus nach Bad Königshofen und mit etwas Glück per CALLHEINZ (Wartezeiten evtl. mehrere Stunden) weiter zurück in die Hassberge.
    Am Sonntag findet in den Hassbergen übrigens aktuell gar kein öffentlicher Nahverkehr statt, außer, die Freizeitlinien, welche Touristen von einem Wirtshaus ins andere kutschieren.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Ach, Herr Vogel CSU,

    schön, daß Sie etwas zum Bemängeln gefunden haben.

    Wenn ich heute von Bundorf nach Aidhausen mit dem Bus fahren möchte , ca.12 km innerhalb des Lk.HAS, dann bin ich laut DB-Navigator aktuell etwa 2 bis 4 Stunden unterwegs , notfalls mit Umweg über Schweinfurt und abends zwischen 17 Uhr und früh um 10 Uhr geht halt gar nichts.

    Von Bundorf nach Ermershausen , ca.6 km Entfernung und beides LK HAS , führt der Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln üblicherweise über Bad Königshofen Lk NES mit mehrstündiger Wartezeit, oder auch über Hofheim, Haßfurt, Bamberg und Coburg, da wird aus ein paar km schnell mal eine Tagesreise.

    Das Problem ist doch nicht, daß der öffentliche Nahverkehr zu viel Geld kostet, sondern daß Problem liegt an einer komplett versemmelten Verkehrspolitik der Partei, die so begnadete Expert*inn*en wie Dobrindt, Scheuer, Ramsauer und ähnliche mit der Gestaltung der AUTOFREUNDLICHEN Verkehre in Deutschland gnadenlos überfordert hat.
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  • Jürgen Werner
    Wenn hier schon Werbung gemacht wird, dann sollte man schon den Namen der App nennen. Nicht nur den Hinweis: "Die Fahrzeuge des Shuttlebus-Systems "Callheinz" können über eine App sowie telefonisch unter Tel.:..."Ich habe auf meinem Smartphone eine App geöffnet und konnte da Callheinz nicht finden. 😉🚗🚐.
    Ist hier eine Verknüpfung mit den ÖPNV Fahrplänen möglich, oder muss man hier verschiedene Anbieter fragen?
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  • Ralf Zimmermann
    Die Callheinz-App finden Sie sowohl für Android, als auch für iOS im jeweiligen App-Store, wenn Sie nach "Callheinz" suchen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
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