Fast eine Million Menschen sind in den vergangenen Monaten aufgrund des Krieges in der Ukraine nach Deutschland geflohen. Und die Zahl soll weiter zunehmen, davon geht das Bundesinnenministerium einer aktuellen Mitteilung zufolge aus. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Unterkünfte, vor allem auch im Blick auf den bevorstehenden Winter, knapp werden könnten.
In zwölf von 16 Bundesländern können derzeit schon keine neuen Geflüchteten aufgenommen werden. Dabei handelt es sich nicht nur um Flüchtlinge aus der Ukraine, sondern auch aus anderen Staaten. Ein Thema, das nun auch den Krisenstab im Landratsamt Rhön-Grabfeld beschäftigte, sagte Dr. Jörg Geier, Mitglied des Krisenstabs und Leiter der dortigen Stabstelle.
Welche Einwohnermarke der Landkreis Rhön-Grabfeld überschritten hat
In diesem Zusammenhang verweist Geier auf die Zunahme der Einwohnerzahlen in Rhön-Grabfeld. Mittlerweile habe man bereits die Grenze von 80.000 überschritten. Dies sei vor allem auf den Zuzug von Flüchtlingen zurückzuführen, die nicht mehr in den Unterkünften, sondern in Wohnungen im Landkreis untergebracht sind.
Was die neue Flüchtlingswelle betrifft, stehe im Gegensatz zum Jahr 2015, als Flüchtlinge in Turnhallen untergebracht waren, nun die ehemalige Kreisklinik in Bad Neustadt zur Verfügung.
Ehemalige Kreisklinik in Bad Neustadt ist im April ertüchtigt worden
Rückblickend erinnert Jörg Geier daran, dass die sogenannte Ertüchtigung der ehemaligen Kreisklinik Bad Neustadt im April dieses Jahres durch den Krieg in der Ukraine zustande kam. Als die Zahl der Geflüchteten zunahm, war klar, dass man entsprechende Unterkünfte vorhalten müsse. So wurde unter Federführung von Kreisbaumeisterin Rebecca Lingerfelt, die für die Liegenschaften des Landkreises Rhön-Grabfeld verantwortlich zeichnet, die Kreisklinik als Unterkunft geprüft. Da ging es um die Bausubstanz, die gesamte Haustechnik sowie die einzelnen Bereiche im Haus.
Mit im Boot war von Anfang an der BRK Kreisverband Rhön-Grabfeld mit seinem Katastrophenschutzbeauftragten Alexander Klamt, Hausmeister Maximilian Wirt sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kreisbauhof und Kommunalunternehmen.
Die IT-Abteilung des Landratsamtes kümmerte sich darum, dass in den Einrichtungen eine WLAN-Internetverbindung möglich ist. Zurzeit stehen, so Alexander Klamt, über 100 Betten zur Verfügung, 162 Betten wären insgesamt möglich.
Kreisklinik in Bad Neustadt liegt aus mehreren Gründen ideal
Ideal sei die ehemalige Kreisklinik wegen ihrer zentralen Lage, weiß der Katastrophenschutzbeauftragte für den Landkreis Rhön-Grabfeld, Gerald Söder. Er nennt die Nähe zur Stadt Bad Neustadt, aber auch zu den Behörden oder den Verkehrsmitteln. Außerdem könnten Flüchtlinge mehrere Wochen bleiben, bis sie dezentral eine Bleibe finden.
Als weiteren Vorteil bietet die Kreisklinik die Möglichkeit, dass die Zimmer abschließbar sind und so den Bewohnerinnen und Bewohnern ganz persönliche Bereiche zur Verfügung stehen. Dort gibt es zudem einen eigenen Sanitärbereich mit Dusche, WC und Waschmöglichkeiten.
Das ehemalige Kreiskrankenhaus verfügt zudem über kleine Teeküchen, um Babynahrung oder kleine Mahlzeiten zuzubereiten und hat einen Gemeinschaftsraum. Vorhanden sind Sozialräume, Zimmer für ärztliche Untersuchungen oder Beratungsmöglichkeiten.
Eingerichtet wurden insgesamt sechs Waschküchen, die mit Waschmaschine und Wäschetrockner ausgestattet sind. Grundlegend instandgesetzt sind die ehemalige Geburtshilfe und Wochenstation sowie die Chirurgie I. Die einstige Chirurgische Abteilung II ist vorbereitet, falls mehr Unterkünfte gebraucht werden.
Wichtiger Hinweis auf den wöchentlichen Probealarm in Rhön-Grabfeld
Sicherheit wird großgeschrieben, so sind 150 Rauchwarnmelder installiert und Feuerlöscher angebracht. Auf Plakaten in ukrainischer und russischer Sprache gibt es die notwendigen Erklärungen – übrigens auch dazu, warum im Landkreis einmal in der Woche Sirenen zur Probe zu hören sind. Etwas, das ganz wichtig und verständlich für die Geflüchteten ist, weil sie diese Warnsignale aus ihrem Kriegsgebiet kennen.
Aktuell seien bereits unbegleitete minderjährige Ausländer in der einstigen Kreisklinik untergebracht, sagt BRK Kreisgeschäftsführer Ralf Baumeister. Die Regierung von Unterfranken habe diesbezüglich beim Jugendamt des Landkreises nachgefragt. Der eingebundene BRK-Kreisverband richtete daraufhin zehn Plätze ein, von denen einige zurzeit belegt sind.
Außerdem gehe es darum, dass der Landkreis Rhön-Grabfeld die Aufnahmequote für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge erfüllen muss. "Hier haben wir versucht, schnell zu unterstützen", so Ralf Baumeister.
War die Schließung dieses Krankenhauses doch nur voreilig und nur dem Profit in unserem Gesundheitssystem geschultet?