Politik ist schon sehr nahe an der Musik - oder ganz weit weg: Jeder will die erste Geige spielen, es harmoniert prächtig in der Koalition oder eben nicht, und von den politischen Rändern kommen zumeist schrille Töne. Aber auch ohne Wortspiel sind Musik und Politik mitunter verbunden.
Ganz besonders bei drei Bürgermeistern und einer Bürgermeisterin in Rhön-Grabfeld. Sie alle spielen auch privat ein Musikinstrument. Und weil Sonja Rahm (Schönau), Tobias Seufert (Bastheim), Georg Seiffert (Bischofsheim) und Steffen Malzer (Ostheim) mit ihrer musikalischen Leidenschaft nicht allein sind unter Bayerns Bürgermeistern, gibt es die Blaskapelle des Bayerischen Städte- und Gemeindetags.
Zur Eröffnung des Oktoberfestes dabei
Erst vor gut einem Jahr wurde die Formation gegründet. An diesem Sonntag hat sie zur Eröffnung des Münchner Oktoberfestes ihren großen Auftritt. Die Rhön-Grabfelder Delegation übt schon fleißig dafür. Die 45-köpfige Kapelle setzt sich aus Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ganz Bayerns zusammen. Was die Unterfranken unter ihnen betrifft, so stellt der Landkreis Rhön-Grabfeld hier die größte Fraktion mit gleich vier Musikanten.
"Begonnen hat es beim Bayerischen Gemeindetag 2022 in Neunburg vorm Wald. Eine Gruppe hat für Markus Söder den Frankenlied-Marsch gespielt", erzählt Tobias Seufert, Ortsoberhaupt von Bastheim. Die Idee zur Kapellen-Gründung hatte Andreas Gaß, Direktor des Bayerischen Städte- und Gemeindetags und gebürtiger Brendlorenzener. Der musikalische Gruß war so gut angekommen, dass kurzerhand die Bürgermeister-Blaskapelle ins Leben gerufen wurde.
Probenwochenende in der Oberpfalz
Ihr Dirigent ist Christian Ziegler, ehrenamtlicher Bürgermeister von Fensterbach in der Oberpfalz. Er ist studierter Musiker und spielte bis zu seiner Pensionierung als Berufssoldat im Heeresmusikkorps. Er muss einen Klangkörper aus sehr unterschiedlichen Regionen Bayerns formen. Das bedeutet auch, dass die auf ganz Bayern verstreuten Musikerinnen und Musiker zu Probenwochenenden zusammenkommen müssen, damit es unter den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern nicht zu Misstönen kommt. So war man schon in Fensterbach in der Oberpfalz zusammengekommen zum Einstudieren der Stücke. Vor dem Auftritt ging es dann nochmal an den Ammersee für den virtuosen Feinschliff.
Eröffnungsstück "Mein Heimatland"
Der erste große Auftritt außerhalb der eigenen Zunft wird der Sonntag des Oktoberfest-Eröffnungswochenendes sein. "Mein Heimatland" ist das Eröffnungsstück, das die tönende Politiker-Schar auf der "Oidn Wiesn" zum Besten geben wird. Das ist der historische Teil des Oktoberfests im südlichen Bereich der Theresienwiese.
Beim "Heimatland" wird es nicht bleiben. "Wir haben so 20, 30 Stücke im Repertoire", ergänzt Bischofsheims Bürgermeister Georg Seiffert, der in der Landeshauptstadt die Trompete spielen wird.
Höhepunkt der musikalischen Laufbahn
Für die männlichen Mitwirkenden aus Rhön-Grabfeld beim Ensemble könnte man ruhig von einem Höhepunkt der musikalischen Karriere sprechen. Bastheims Ortsoberhaupt Tobias Seufert spielt Tenorhorn bei der Trachtenkapelle Rödles und beim Musikverein Bastheim und ist seit 30 Jahren musikalisch aktiv.
Bischofsheims Bürgermeister Georg Seiffert hat mit sieben Jahren bei der Trachtenkapelle Haselbach begonnen. Mit seinem Trompetenspiel bereichert er seit einigen Jahren auch die närrische Bischofsheimer Maumer-Kapelle. Er hat aber auch in der schwierigsten Phase der Corona-Zeit für die Seniorinnen und Seniorinnen des Hammermühle-Heimes gespielt.
Steffen Malzers Probleme mit der Zugposaune
Ostheims Bürgermeister Steffen Malzer ist seit etwa dem zwölften Lebensjahr Mitglied des Posaunenchores Oberwaldbehrungen. "Weil ich anfangs zu kurze Arme hatte, um die Zugposaune zu spielen, habe ich mit Flügelhorn angefangen", erzählt der Musiker schmunzelnd. Nach der Posaune kam dann noch die Tuba hinzu, die der 39-Jährige bis heute spielt, hauptsächlich beim Posaunenchor Oberwaldbehrungen oder gelegentlich bei der Kolpingkapelle Unterwaldbehrungen. "Leider musste ich kurzfristig meine Teilnahme in München absagen, obwohl ich bei den Probenwochenenden dabei war", bedauert Steffen Malzer.
Sonja Rahm ist musikalisch routiniert
Noch ein Stück routinierter kann Schönaus Bürgermeisterin Sonja Rahm ihrem Auftritt entgegensehen, auch wenn sie sagt, dass "das Lampenfieber immer erst kurz davor" sich einstelle. Bei allen möglichen Anlässen greift sie zum Instrument, sei es ein Akkordeon oder die Querflöte, wie im Fall der Bürgermeister-Blaskapelle. Sonja Rahm hat außerdem ein Gesangsstudium absolviert und leitet den Agrabella-Chor des Bauernverbandes. Viele Jahre führte die gebürtige Weisbacherin auch den katholischen Kirchenchor in Mellrichstadt an.
Auf jeden Fall wird es ein spannendes Wochenende für die Rhöner Bürgermeisterin und ihre zwei Kollegen in München. Ein Fanclub aus Burgwallbach hat Unterstützung vor Ort in München angekündigt. Nachdem die Drei im Fernsehen zu sehen und zu hören sein werden, könnte die Unterstützerschar schon bald weiter wachsen.
Auftritt im Fernsehen
Im Anschluss musizieren die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Festzelt auf der "Oidn Wiesn".
Den nächsten Auftritt hat die Blaskapelle bayerischer Bürgermeister dann am 18. und 19. Oktober in Nürnberg auf der "Kommunale", Deutschlands größter Fachmesse für Kommunalbedarf.