Für Bastheims Bürgermeister Tobias Seufert bedeutete der Erfolg bei der Kommunalwahl im März den berühmten Sprung ins kalte Wasser. Der 37-Jährige ohne Erfahrung in der Gemeindepolitik setzte sich deutlich gegen Amtsinhaberin Anja Seufert durch und sitzt seit 1. Mai auf dem Chefsessel der Großgemeinde im Besengau. Nach einem halben Jahr als Gemeindeoberhaupt liegt er sprichwörtlich gut im Fahrwasser. "Man fängt mit Schwimmbewegungen an und lernt täglich dazu", sagt er verschmitzt beim Rückblick auf die vergangenen Monate. Mittlerweile kommt Routine im Arbeitsalltag auf, und neue Projekte tragen die Handschrift des Bürgermeisters.
Tobias Seufert hat sich in die Amtsgeschäfte eingearbeitet und kann im Rathaus auf ein gutes Team bauen, das ihn unterstützt. Der 37-Jährige weiß das zu schätzen. Schließlich warten große Aufgaben in den kommenden Monaten. Allem voran der Anschluss der Gemeinde Bastheim an die VG Mellrichstadt. Bayernweit ist dieser Zusammenschluss der erste seit der Gebietsreform 1978 und steht entsprechend im Fokus. "Wir warten sehnsüchtig auf die Entscheidung des Landtags, so dass zeitnah die entsprechende Rechtsverordnung für den Zusammenschluss auf den Weg gebracht werden kann", sagt Seufert. Eigentlich sollte in diesem Herbst grünes Licht aus München kommen, doch die Regierung hat Geduld angemahnt. "Voraussichtlich kann der Zusammenschluss frühestens ab April 2021 rechtlich auf sichere Füße gestellt werden", informiert der Gemeindechef.
Anschluss an die VG Mellrichstadt: Vorbereitungen laufen
Bis dahin wird aber nicht tatenlos abgewartet. Die Kommunikation vom Besengau in die ehemalige Kreisstadt läuft, sagt Seufert, alles werde soweit vorbereitet, dass nach dem Okay aus München schnell die Fäden zusammengeführt werden können. "Anfang November wurde bereits für das Einwohnermeldewesen in Mellrichstadt eine neue Software angeschafft, auf die auch Bastheim umgestellt hat", so der Gemeindechef. Auch wenn Gemeinde und VG damit bislang noch getrennt arbeiten müssen, die Grundlagen passen. Dann ist es im Frühjahr schnell möglich, die Hebel umzulegen, um effizient zusammenarbeiten zu können.
Doch nicht nur der Zusammenschluss mit der VG Mellrichstadt hat Tobias Seufert in den vergangenen Monaten viel Vorbereitung abverlangt. Ein dringliches Thema in der Großgemeinde ist die zukünftige Wasserversorgung. Nach dem Bescheid, dass die wasserrechtliche Genehmigung für den Betrieb der Bastheimer Anlagen nicht mehr verlängert wird, ist ein Konzept für die künftige Trinkwasserversorgung gefragt. Dabei werden laut Seufert verschiedene Möglichkeiten geprüft: Was ist nötig, um die Eigenversorgung aufrecht zu erhalten, oder ist es sinnvoll, sich einem Zweckverband außerhalb der Gemeinde anzuschließen? Das soll ein Fachbüro klären. "Ganz aktuell liegt uns der Bescheid des Wasserwirtschaftsamts vor, dass wir mit Zuwendungen für eine Strukturanalyse rechnen können", verkündet der Gemeindechef im Gespräch mit dieser Redaktion.
Gemeinde schafft neues Bauland in den Orten
Was ihn noch erfreut: Es zieht die Menschen in den Besengau. Tobias Seufert verzeichnet eine große Nachfrage nach Wohnraum in der Gemeinde. Für Häuslebauer stehen die neuen Baugebiete in Bastheim, Braidbach und Wechterswinkel in den Startlöchern. In Bastheim sollen neun Bauplätze entstehen, sechs in Braidbach und 16 in Wechterswinkel. In Reyersbach will die Gemeinde Grund und Boden für ein Baugebiet erwerben, und auch in Unterwaldbehrungen steht die Gemeinde diesbezüglich in Verhandlungen.
Doch nicht nur Neubauten sind gefragt, auch das Interesse an leerstehenden Gebäuden in den Altorten nimmt laut Bürgermeister spürbar zu. Die Gemeinde vermittelt gern, wenn Personen und Familien auf der Suche nach Wohnraum sind. "Und auch Eigentümer, die leerstehende Häuser in den Ortskernen anbieten wollen, können sich melden und wir leiten Anfragen an sie weiter", bietet Seufert an. Eine Übersicht über freien Wohnraum in den Orten soll auch in absehbarer Zeit auf der Homepage der Gemeinde angezeigt werden, so der Bürgermeister. Das Projekt ist derzeit in Arbeit.
Vertrauensvorschuss bei der Wahl in Arbeit ummünzen
Gut Ding will aber Weile haben. Einen solchen Reifeprozess hat der Braidbacher auch hinter sich gebracht, bis er sich entschieden hatte, als Bürgermeisterkandidat der Freien Wählergemeinschaft Besengau bei der Kommunalwahl anzutreten. Nach Gesprächen im Freundes- und Bekanntenkreis hatte er Mitte 2028 die Entscheidung gefällt, seinen Hut in den Ring zu werfen. "Ich bin dankbar, dass ich bei der Wahl solch einen enormen Zuspruch bekommen habe", sagt der 37-Jährige zu seiner Zwei-Drittel-Mehrheit. "Diesen Vertrauensvorschuss möchte ich ummünzen in die Arbeit für die Gemeinde." Dazu habe er ein Gremium an der Seite, das sich konstruktiv einbringe. "Die Hälfte des Gemeinderats besteht aus alten Hasen, die andere aus neuen Vertretern, das ergänzt sich sehr gut", so Seufert.
Dankbar ist er auch für die Unterstützung der altgedienten Amtskollegen im Landkreis. "Ich bin in der Riege der Bürgermeister sehr gut aufgenommen worden", freut er sich. Die neu gewählten Stadt- und Gemeindechefs pflegen einen engen Kontakt miteinander, dazu bieten die erfahrenen Kollegen ihre Hilfe an. "Das ist wichtig, um Erfahrungen auszutauschen und macht mir vieles einfacher", sagt Tobias Seufert.
Pandemie bremst das Leben in der Gemeinde aus
Der Austausch mit den Gemeindemitgliedern wird hingegen von der Corona-Pandemie ausgebremst. Tobias Seufert bedauert, dass das Vereinsleben in der Gemeinde zum Erliegen gekommen ist. Der 37-Jährige spricht hier nicht nur als Gemeindechef, sondern auch als Vorsitzender der TSG Bastheim und Kommandant der Feuerwehr Braidbach. Zudem ist er Elferrat bei der Ba-Ka-Ge und spielt Tenorhorn in der Musikkapelle Rödles, wo er auch als Beisitzer im Vorstand mitwirkt. Freizeitbeschäftigungen, die im Gemeindeleben und auch im persönlichen Leben des Bürgermeisters fehlen. Das sieht er auch als einen Mangel in seiner bisherigen Amtszeit: "Kleine Anliegen lassen sich schnell in persönlichen Gesprächen klären, die aber zurzeit nicht stattfinden können. Und ohne Kontakte fehlt einfach auch Feedback vonseiten der Bürger", macht er deutlich.
Zu Beginn der Amtszeit habe der Lockdown dazu geführt, dass sich die Amtsgeschäfte entschleunigt haben. "Ohne offizielle Auftritte und Termine konnte ich mich ganz auf die Einarbeitung konzentrieren", sagt Seufert. Doch mit zunehmender Zeit bis hin zum derzeitigen Lockdown light ist die Sehnsucht nach Normalität auch in den Amtsstuben des Bastheimer Rathauses gewachsen. "Es wäre wichtig, dass Zusammenkünfte bald wieder möglich sind, um näher am Puls des Gemeindegeschehens zu sein", wünscht sich der Bürgermeister. Daher ist er auch bemüht, die Gemeinderatssitzungen weiterhin abhalten zu können. Und auch das traditionelle Petersgericht soll nach Möglichkeit am 30. Dezember stattfinden. "Doch bei alledem hat der Schutz der Bevölkerung oberste Priorität", sagt Seufert. "Haltet durch", gibt er als Parole an die Bürger aus, versüßt mit der Hoffnung, dass es 2021 wieder aufwärts geht.