Wer bei der Autoverlosung in Bad Neustadt ein Auto gewinnt, freut sich? Und wer wie Peter Dietz, früherer Inhaber des Schuhhaus Dietz in Bad Neustadt und stellvertretender Vorsitzender im Förderverein des Stadtmarketing Nes e. V., dieses Event mit organisiert, hat nur mit glücklichen Gewinnern zu tun? Die Antwort auf beide Fragen lautet: Nein, nicht immer. Vor vielen Jahren wurde Dietz von einem Autogewinner sogar als "Verbrecher" beschimpft.
Peter Dietz und seine Fördervereins-Kollegen Guido Vorndran (Vorsitzender) und Theresia Griebel (Kassierin) blicken zum 40. Jubiläum der Weihnachtsverlosung aber auch auf schöne Momente zurück. Außerdem verraten sie kuriose, spannende oder kaum bekannte Fakten in Zusammenhang mit der Autoverlosung.
1. Anfangs konnte der Gewinner sich das Auto nicht aussuchen
Mit einer Autoverlosung die Innenstadt beleben. Das war die Idee, mit der Günter Kippnich und Dieter Zacharias (Vorsitzender des Werbekreises, heute Stadtmarketing Nes e. V.) 1982 die Aktion aus der Taufe hoben. "Zu Beginn wurde nur ein Auto verlost. Das erste Gewinner-Fahrzeug war ein Opel Kadett für 13.000 Mark", erzählt Peter Dietz. Er ist der "Dienstälteste" der Autoverlosung, war von 1989 an 30 Jahre lang Kassier und ist inzwischen stellvertretender Vorsitzender im Förderverein.
In den 90er-Jahren regte Bernd Pieper an, dem Gewinner oder der Gewinnerin die Wahl aus mehreren, zunächst waren es sieben, Fahrzeugen zu lassen. Bei der Verlosung 2022 werden es allerdings nur vier Autos sein. Der Grund sind laut Vorndran die Lieferprobleme, die auch die Autohändler der Region betreffen. "Wer bei uns gewinnt, hat im Januar auf jeden Fall ein Auto. Bei den langen Lieferzeiten für Autos momentan ein klarer Vorteil", sagt Theresia Griebel.
2. Die Autoverlosung ist in Deutschland einmalig
Der Förderverein des Stadtmarketing Nes e. V. ist nach Angaben von Peter Dietz und Guido Vorndran der einzige ehrenamtlich geführte Verein eines Stadtmarketings in Deutschland, der eine solche Aktion durchführt. Zumindest habe er noch nie gehört, dass ein anderes Stadtmarketing Autos verlost, so Dietz.
3. Jedes Los kann gewinnen
"Der Anwalt Rupert Adelmann stellt für uns sicher, dass alle verkauften Lose auch gezogen werden können", sagt Guido Vorndran. Die entsprechenden Kugeln mit der 1er-, der 10er-, 100er- und 1000er-Stelle der Gewinnnummer landen jeweils in einem eigenen Topf. In den 10.000er-Topf kommen nur die Kugeln, von denen auch das volle 10.000er-Päckchen verkauft wurde.
"Auf jedem Päckchen steht außen drauf, welche Losnummern drin sind. So wissen wir genau, welche Lose wir noch selbst haben, weil sie nicht verkauft wurden. Wenn die bei der Auslosung gezogen werden, wird eine neue Kugel genommen", erklärt Peter Dietz.
4. Ein Auto ging 2001 als Hochzeitsgeschenk nach Schönau
Während am 5. Januar 2001 die Gewinner ausgelost wurden, weilte Loskäuferin Eva-Maria Zehe aus Schönau im Urlaub. Wie es das Schicksal wollte, heiratete sie an genau diesem Tag in Garmisch-Partenkirchen ihren Mann Wolfgang. An die heimische Autoverlosung dachte keiner von beiden.
Als Eva-Maria Zehes Mutter einige Tage später beim Sonntagsbraten erwähnte, dass der Autogewinner sich noch immer nicht gemeldet habe, schauten sie und ihr Mann Wolfgang nach. Und tatsächlich: Eva-Maria Zehe hatte das Zettelchen mit der richtigen Nummer gekauft. Und konnte sich deshalb sozusagen über ein Auto als Hochzeitsgeschenk freuen.
5. Mehr als 100.000 Lose bei der erfolgreichsten Autoverlosung in Bad Neustadt
1989 wurden vom Teilerlös 1000 Bratwürste an Bürger der neuen Bundesländer verschenkt. "1990 hatten wir die erfolgreichste Verlosung aller Zeiten. Als die Thüringer die D-Mark hatten, wollte jeder den neuen Audi 80 haben. Damals haben wir viele Lose nachdrucken lassen und sogar nach Weihnachten noch per Express Lose bestellt. Weit über 100.000 Lose waren es damals", erzählt Peter Dietz.
6. Der Gewinner darf das Auto nicht sofort weiter verkaufen
"Vor einigen Jahren verkaufte ein Gewinner den auf ihn zugelassenen VW Golf direkt wieder an den Händler zurück. Natürlich bekam er dafür aber nicht mehr den vollen Preis von damals 19.000 Mark", erinnert sich Peter Dietz. Der Mann habe anschließend Dietz und Dieter Zacharias beschimpft. "'Ihr seid doch alle Verbrecher!', hat er gesagt. Das war das bisher Härteste, was ich bei der Autoverlosung erlebt habe", denkt Peter Dietz zurück.
Einige Jahre später, weiß Guido Vorndran zu berichten, klapperte ein Autogewinner mehrere Autohäuser ab, um sein Gewinnerfahrzeug möglichst gewinnbringend direkt wieder los zu werden und spielte so die Autohändler gegeneinander aus. Daraufhin wurde laut Vorndran die Regel eingeführt, dass das Auto mindestens sechs Monate auf den Gewinner zugelassen werden muss.
7. 2000 wäre die Autoverlosung in Bad Neustadt fast verboten worden
2000 drohte der Weihnachtsaktion das Aus. Der Grund: Die Regierung von Unterfranken sah in der Verlosung einen Verstoß gegen das Lotteriegesetz. Sie verlangt, dass Gewinnspiele mit Losverkauf bei ihr angemeldet werden und genehmigt sie nur dann, wenn hinter der Verlosung ein gemeinnütziger Verein steht.
"Der Werbekreis war aber ein Wirtschaftsbetrieb und kein gemeinnütziger Verein", sagt Peter Dietz. Kurzerhand wurde ein Förderverein für den Werbekreis als Veranstalter der Verlosung gegründet. Auf dieser rechtlichen Grundlage konnte die Autoverlosung weiter durchgeführt werden.
8. Eine Oma rettete ihrem Enkel den Gewinn
Die ersten drei Preise seien jedes Jahr von ihren Gewinnern abgeholt worden, so Dietz. Trotzdem sei es wichtig, die nicht gezogenen Lose nicht direkt nach der Verlosung wegzuwerfen, rät Theresia Griebel. Denn für den Hauptpreis wird immer ein Ersatzlos gezogen, auch wenn dies bisher nur einmal fast zum Zuge gekommen wäre: Ein Autogewinner hatte sich nach drei Wochen immer noch nicht gemeldet, deshalb wurde die Gewinnzahl noch einmal in der Presse veröffentlicht.
Eine Oma las das und erinnerte sich, dass sie ihrem Enkel Lose zu Weihnachten geschenkt hatte. Er war aber im Skiurlaub. Sie ging in sein Zimmer und fand dort die Lose, die zum Teil sogar noch ungeöffnet waren. "Und tatsächlich: Ihr Enkel hatte das Auto gewonnen. Das haben wir dann nach dem Skiurlaub übergeben", erinnert sich Dietz.
9. Bis auf ein Auto blieben alle in Rhön-Grabfeld
Alle bisherigen Autogewinner kamen aus Rhön-Grabfeld – bis auf die Siegerin im Jahr 2021. Denn bei der letzten Verlosung ging das Auto nach Rothhausen im Landkreis Bad Kissingen. "Vier mal blieb es sogar in der Innenstadt von Bad Neustadt: Drei Mal hatten Verkäuferinnen gewonnen und ein Mal der Optiker Ulf Gramlinger", erinnert sich Dietz.
10. Der Erlös der Verlosung geht immer an einen guten Zweck
Aus dem Erlös der Verlosung werden alle Gewinne, die Lose, die Verkäuferinnen sowie das Auf- und Abbauen der Losbude und die Lotteriesteuer bezahlt. Der Rest wird einem gemeinnützigen Zweck zugeführt. "Der Verein spendet jedes Jahr einen fünfstelligen Betrag", sagt Peter Dietz. Somit sei in 40 Jahren schon eine größere Summe zusammen gekommen.
Die Losbude für die diesjährige Autoverlosung öffnet am Montag, 21. November, um 10 Uhr am Marktplatz von Bad Neustadt. Der Lospreis liegt wie in den Vorjahren bei einem Euro.
Und egal welches Auto verlost wird und wie die Gewinnumstände sind - es geht gar nicht, dass man hier unzufrieden ist! Manchen Leuten geht es scheinbar echt so gut, dass sogar ein Autogewinn allein nicht genügt. Gierig wie sonst etwas!