Wer derzeit die Bundesstraße 8 aus östlicher Richtung nach Kitzingen fährt, dem sticht der nahezu leere Hof von Furchner Automobile ins Auge. Nur noch knapp 20 Wagen stehen dort zum Verkauf und drei Viertel der Hoffläche ist leer. Dieses Bild spiegelt die Situation auf dem Gebrauchtwagenmarkt wider. Nicht viel besser ergeht es dem Kollegen Ozren Kvrgic mit seinem Hüttemer Kfz-Ankauf: "Mir fehlt mehr als die Hälfte an Fahrzeugen im Vergleich zut vergangenen Jahren", sagt der Hüttenheimer mit Standplatz in Kitzingen.
"Die Leute haben wegen Corona Angst vor dem Morgen und dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren könnten", sagt Kvrgic. Also werden weniger Neuwagen gekauft, der alte wird länger gefahren und somit gibt es auch weniger Gebrauchtwagen auf dem Markt. Er spricht von einem "Teufelskreis", der sich vom Neuwagenkauf bis zum Verschrotten eines Autos durchzieht. Da der Anteil an Firmenfahrzeugen an den verkauften Neuwagen stetig zunehme, kämen bei kleinen Firmen wie seiner immer weniger Fahrzeuge an. Denn solche Jahres- oder Leasing-Autos würden in großen Auktionen weiterverkauft.
Kleine Händler rutschen in die Krise
"Man muss fürchten, dass Corona den kleinen Händlern auf dem Gebrauchtwagenmarkt den Gnadenschuss gibt", malt Ozren Kvrgic ein düsteres Bild seiner Branche. "Man hat keine Lust mehr, denn der Markt ist leer", sagt Furchner-Automobile-Inhaberin Petra Furchner. Sie beklagt nicht nur einen durchschlagenden Rückgang beim Gebrauchtwagen-Angebot, sondern nach den Gesetzen des Marktes von Angebot und Nachfrage auch einen Preisanstieg.
Das habe dazu geführt, dass für Gebrauchte ein Drittel mehr hinzublättern sei. "Es ist eine schlimme Zeit und bringt viel Ärger mit sich", schildert Petra Furchner die Lage. Ihr Firmengebäude ist derzeit verwaist und Interessenten müssen telefonisch einen Termin vereinbaren, um einen Wagen vorgeführt zu bekommen. "Mein Mann wollte schon aufhören", bekennt die Autohändlerin, die die Flinte aber noch nicht ins Korn werfen will.
Derweil haben Karl Kölling und Bernd Lenz von CLK Automobile in Schwarzach schon den Entschluss der Betriebsschließung gefasst. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht", erklärt Karl Kölling und betont gleich drei Faktoren, die eine Fortsetzung des erfolgreichen Geschäftsbetriebs verhindern. Erstens: die zu geringe Anzahl an Gebrauchtwagen und zweitens: die steigenden Preise, die auf die Margen drücken.
Gründe für die Angebotsflaute
Drittens ändert sich auch noch das Gewährleistungsgesetz mit Jahresbeginn 2022, weswegen jeder gewerbliche Verkäufer eine Reparaturversicherung abschließen müsse, um das Risiko zu mindern. Die Betriebsschließung bei CLK werde vollzogen, sobald sich ein Käufer für das Firmengelände im Schwarzacher Gewerbering gefunden hat.
Nicht so dramatisch gestaltet sich die Situation bei den größeren Autohäusern wie Tief-Dörfler in Marktsteft. Geschäftsführer Christof Braterschofsky spricht von einem Viertel weniger an Gebrauchtwagen in seinem BMW-Autohaus, das zur Rhein-Gruppe gehört, doch könne sein Haus auf rund 1000 Gebrauchtwagen aus diesem Pool zurückgreifen.
Wie er aufzeigt, habe sich das Verhalten der Verantwortlichen in den Autohäusern in den vergangenen Jahren gewandelt. Wollten sie vor fünf bis zehn Jahren immer weniger Gebrauchtwagen in Zahlung nehmen, seien Rücknahmen heute gerne gesehen. Das habe auch damit zu tun, dass die Autohäuser das Risiko für die Gebrauchtwagen-Gewährleistung heutzutage als kalkulierbar einstufen.
Händler nehmen Gebrauchte gern an
"Wir haben die Misere glücklicherweise frühzeitig kommen sehen", meint Korab Ahmeti von der Spindler-Gruppe mit dem VW- und Audi-Standort in Hohenfeld. Deswegen habe sein Haus seit geraumer Zeit darauf gesetzt, Fahrzeuge mit einem Alter von bis zu sechs Jahren und einem Kilometerstand von bis zu 120 000 zurücknehmen oder auf Auktionen aufkaufen zu können.
Trotzdem müsse sein Unternehmen eine Lücke von einem Drittel an Gebrauchtwagen hinnehmen. Korab Ahmeti führt nicht nur Corona als Ursache für weniger verkaufte Neuwagen und in der Folge nicht auf den Markt kommende Gebrauchtwagen an. Denn überdies gebe es einen Mangel an Chips und Halbleitern auf dem Weltmarkt, und obendrein würden die Pandemie-Beschränkungen manche Kunden vom Gang ins Autohaus abhalten.