Vor zwölf Jahren, als Bad Neustadt zur Modellstadt Elektromobilität ausgerufen wurde, war Preh sofort zur Stelle. Dieses Zukunftsthema wollte der Automobilzulieferer mit seiner mittlerweile mehr als 100-jährigen Geschichte nicht an sich vorbeiziehen lassen. Seitdem ist in Sachen Elektromobilität bei Preh viel passiert, etliche bekannte Elektroautos auf den Straßen haben Technik aus Bad Neustadt an Bord. Nach Auskunft der Geschäftsleitung soll dies aber erst der Anfang sein.
In wenigen Jahren will Preh die Hälfte seines Umsatzes – und damit genau so viel wie aus dem Erfolgsbereich HMI (Human Machine Interface) – aus dem Geschäftsbereich Elektromobilität generieren. Derzeit beträgt der Umsatzanteil in Sachen E-Mobility rund ein Fünftel.
Worauf der Preh-Geschäftsführer aus Bad Neustadt drängt
Geschäftsführer Zhengxin "Charlie" Cai hatte in der Bilanzpressekonferenz im Frühling dieses Jahres die Messlatte hoch gelegt. E-Mobility müsse weiter wachsen, das Thema Elektroauto sei heute präsenter denn je. Dass Preh Elektromobilität kann, ist in der Automobilbranche weltweit unbestritten.
Das Traditionsunternehmen mit Sitz in Bad Neustadt, das heute zur Joyson-Gruppe gehört, hat unter anderem die Batteriemanagementsysteme für die BMW-Modelle i3 und i8 produziert. Spätestens seitdem steht fest, dass der Bereich E-Mobility zu den Wachstumsgaranten bei Preh gehört.
Was Preh aus Bad Neustadt für Porsche liefert
Batteriemanagementsysteme waren für Preh aber erst der Anfang. Für Porsche hat der Zulieferer Elektromobilitätslösungen entwickelt, die erstmals in die Phalanx der 800-Volt-Technik in einem Automobil vorstoßen. Preh liefert für das Modell "Taycan" einen sogenannten "Booster" und den DC/DC-Wandler, der als Multiwandler die 800-Volt-Gleichspannung in 400 Volt, 48 Volt und 12 Volt wandelt – je nach Bedarf für Klimatechnik, Fahrwerk und Bordnetz.
Obendrein kann der "Taycan" an 400 Volt-Schnellladestationen geladen werden, hierzu werden die 400 Volt beim Ladevorgang per Spannungswandler auf 800 Volt "geboostet".
Warum ein eigenes Hochvolt-Labor für Preh so wichtig ist
Entwickelt werden können Meilensteine wie dieser nur in ausgiebiger Forschungsarbeit und in einem eigenen Hochvolt-Labor, das eine Gesamtleistung von 1,5 Megawatt besitzt. Nur so können Entwicklungen auf Herz und Nieren geprüft werden, damit sie den hohen Anforderungen der Automobilhersteller gerecht werden. "In unserem HV-Labor können wir jede E-Fahrzeug Leistungselektronik validieren", sagt Charlie Cai.
Der "Booster" war für die Preh-Ingenieure ein wichtiger Meilenstein in Richtung Elektromobilität. Längst arbeitet das Unternehmen aber an einer Vielzahl weiterer Herausforderungen künftiger elektrischer Antriebe in Automobilen. Laut Charlie Cai gehören unter anderem Audi, Ferrari, Geely, Mercedes-Benz, Porsche, Volvo und VW zu den bisherigen Elektromobilitätskunden.
Preh kann auf Forschungshilfe aus Bad Neustadt weiter bauen
Eine gewichtige Rolle beim Ausbau der elektromobilen Sparte spielt auch das Technologietransferzentrum Elektromobilität (TTZ-EMO). Im Zuge der Modellstadt als Bildungseinrichtung in Bad Neustadt ins Leben gerufen, weiß Preh um die Qualität der Forschung und Lehre aus dem Obergeschoss der Jakob-Preh-Schule.
Erst jüngst wurde die hierfür notwendige Stiftungsprofessur für fünf weitere Jahre gesichert. Den anteilsmäßig größten Betrag an den Stiftungsgeldern steuert Preh hinzu. Aus dem TTZ-EMO kommen hochqualifizierte Arbeitskräfte, die Preh für den Ausbau der Sparte Elektromobilität zwingend benötigt.
Mehr Personal in der Entwicklung und der Ausbau des Hochvolt-Labors stehen bei Preh auf der Aufgabenliste für die nahe Zukunft. Mit dem nahenden Aus des Verbrennungsmotors wird der Elektromobilität ein noch viel höherer Stellenwert in der automobilen Welt eingeräumt.
Preh will sein Personal in einer Sparte weiter aufstocken
Und nicht nur da will der Bad Neustädter Automobilzulieferer ein gewichtiges Wörtchen mitreden, sondern auch seine zweite Sparte "HMI" (Human Machine Interfaces, bzw. Bediensysteme) personell aufstocken. "Wir haben unsere HMI Strategie 2025+ erst kürzlich konkretisiert und werden auch hier weiterhin umfangreich investieren", fasst CEO Charlie Cai die Frage nach der Personalsuche zusammen.