2009 war es, da wollte man bei Preh eigentlich groß feiern. 90 Jahre war das Unternehmen damals alt. Doch aus der Feier wurde nichts. Nicht nur Preh, die ganze Wirtschaft steckte zu der Zeit in einer Kriese.In Feierlaune war niemand. Erst zwei Jahre später wurde die Fete nachgeholt, als es bei Preh wieder massiv aufwärts ging.
Jetzt, zehn Jahre später, ist Preh 100 Jahre alt. Und das wird man nur einmal. Diesmal fiel die Feier nicht aus, auch wenn sowohl der jetzige Chef der Geschäftsführung, Christoph Hummel, als auch sein langjähriger Vorgänger und derzeitiger Vorsitzender des Aufsichtsrats, Michael Roesnick, bei der offiziellen Jubiläumsfeier in der Bad Neustädter Stadthalle etwas Wasser in den Festtagswein schütteten mit dem Hinweis, dassauch in diesem Jubiläumsjahr ein Tritt auf die Kostenbremse nötig sein wird. Sinkende Konjunkturprognosen, der USA-China-Konflikt, Brexit und Dieselkrise gehen auch an Preh nicht vorüber.
Gestärkt nach Krisen
Trotzdem, 100 Jahre alt wird man nur einmal, sagte Hummel und verwies wie viele andere Redner auf eine der großen Fähigkeiten, die Preh seit jeher auszeichnet: die Fähigkeit, sich immer wieder selbst neu zu erfinden und aus Krisen gestärkt hervorzugehen. Eben wie nach der Krise vor zehn Jahren, der folgte ein Aufstieg, der seinesgleichen sucht, und gipfelte im Rekordumsatz vom vergangenen Jahr in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro. Welchen Aufschwung Preh in den vergangenen 20 Jahren genommen hat, das macht eine Vergleichszahl deutlich, die Roesnick anführte: "Damals war Preh eine graue Maus mit einem Umsatz von gerade einmal 173 Millionen Euro." Ein Siebtel von 2018.
Es gelte das Lebenswerk von Firmengründer Jakob Preh zu feiern, der damals in einer ehemaligen Gaststätte mit der Produktion von elektrischen Teilen begann, so Hummel. Stets habe man sich bei Preh auf neue Situationen eingestellt, oft auf völlig anderer Produkte umgestellt. Auf lange Sicht stets mit Erfolg. Viel habe das ehemalige Familienunternehmen den einstigen Unternehmerpersönlichkeiten Jakob, Walter und Rosemarie Preh zu verdanken aber auch den vielen Mitarbeitern, die sich der großen Prehfamilie zugehörig fühlten. Zeitweise, so Hummel, waren es 5000 in Bad Neustadt.
Besitzerwechsel
Roesnick blickte vor allem auf die vergangenen 20 Jahre zurück mit seinen mehrfachen Besitzerwechseln. Erst Rheinmetall, dann die Deutsche Beteiligungs AG und schließlich Joyson aus China. Alles sehr gute Schritte, so Roesnick, auf dem Weg von Preh. Auch wenn man eingestehen müsse, dass manchmal eine gewisse Skepsis vorhanden war. Trotzdem sei Preh Preh geblieben. "Die Werte von Preh blieben stets erhalten". Jetzt gelte es die bekannte Fähigkeit des Unternehmens zur Anpassung zu nutzen, ebenso wie dessen Mut, Zuversicht und Innovationskraft. Dann werde es gelingen die Erfolgsstory fortzuschreiben.
Die Innovationsbereitschaft des Mittelstands als Stärke Bayerns hob Ministerpräsident und Ehrengast Markus Söder hervor und lobte die Brücke, die Preh und Joyson zwischen Bayern und China schlagen. Er schätze die Zusammenarbeit der beiden Länder sehr. Die Autoindustrie ist aus der Sicht von Söder in einer entscheidenden Phase. Man müsse damit aufhören, sie - wie in den vergangenen Jahren - kaputt zu reden.
Ökologisch und ökonomisch erfolgreich
Beim Blick in die automobile Zukunft gehe es angesichts der Klimaveränderung darum, sowohl ökologisch, als auch ökonomisch erfolgreich zu sein. "Da müssen wir in Bayern führend werden", betonte der Ministerpräsident. Dabei bezeichnete er es als eine der Leitentscheidungen des Freistaats, die E-Mobilität nach Bad Neustadt gebracht zu haben. Er glaube an die Mobilität, sagte Söder, doch die werde sich verändern, etwa durch verstärkte Vernetzung oder durch autonomes Fahren. Gerade dafür sei Preh gut gerüstet. lobte der Ministerpräsident.
Dem stimmte auch Staatsministerin Dorothee Bär zu. Sie stellte fest, dass man bei Preh nie die Hände in den Schoß gelegt habe. "Gerade in schwierigen Zeiten haben Sie alles richtig gemacht", sagte sie und lobte die Weltoffenheit des Unternehmens.
Jeff Wangs Gruß per Video
Per Videobotschaft kam der Gruß von Joyson-Chef Jeff Wang. Der lobte den Innovationswillen von Preh, einem ganz wichtigem Teil der Joyson-Gruppe. Zusammen werde man eine noch größere Erfolgsgeschichte schreiben, zeigte sich Jeff Wang für die Zukunft sehr optimistisch. Xuesong Zhu. der Präsident der Joyson-Holding verwies auf die rasante Entwicklung von Preh, bedankte ich für die gute Zusammenarbeit in der Joyson-Gruppe und sagte, Preh stehe am Auftakt eines noch besseren nächsten Jahrhunderts. Preh werde noch heller erstrahlen.
Mit der Region verbunden
Landrat Thomas Habermann sprach von der enormen Unternehmensgeschichte einer Familie in Bad Neustadt. Preh sei immer stark mit der Region verbunden gewesen und habe vielen Menschen Arbeit gegeben. Er erinnerte aber auch daran dass, die Familie mit Stiftungen sozial stets sehr engagiert war. Preh sei das beste Beispiel, wie man aus der Krise zum Erfolg komme. Heute präge Preh als einer der ganz großen die Märkte. Auf Preh sei man in der Region ganz besonders stolz, auf ein Unternehmen, das von einem Produktionsunternehmen zu einem Wissenunternehmen geworden sei. Das belege eine stolze Sammlung von Preisen. Das Unternehmen werde noch immer als große Prehfamilie wahrgenommen, und auch deswegen gehörten die chinesischen Mitarbeiter ganz selbstverständlich zum Stadtbild von bad Neustadt.
"Das Jubiläum macht Bad Neustadt und mich stolz", sagte Bürgermeister Bruno Altrichter. Man sei dankbar, dass Preh seit 100 Jahren zur Stadt gehört. Jakob Preh, der damals ohne alle Förderprogramme angefangen habe, habe die Industrie nach Bad Neustadt gebracht. Von jeher gebe es eine starke Bindung von Mitarbeitern und Unternehmen - oft über Generationen. Das sei ein Garant für den Erfolg. Die Familie Pereh sei stets stark mit der Stadt verbunden gewesen. Rosemarie und Walter Preh unter anderem als Stadträte. Und Jakob Preh habe bekanntermaßen am Ende des Zweiten Weltkrieges sogar sein Leben für die Stadt gegeben. "Der Erfolg von Preh ist der Erfolg von Bad Neustadt" fasste Altrichter die Beziehung zur Stadt zusammen.
Die Grüße der Industrie- und Handelskammer überbrachte deren Präsident Klaus D. Mapara. Und die offizielle Jubiläumsveranstaltung beendete Michael Buller mit einem unterhaltsamen Vortrag zum Thema "Innovation im Zeitalter der Digitalisierung".