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Fladungen
Ausflugstipp in der Rhön: Mit dem Fahrrad an der ehemaligen innerdeutschen Grenze entlang
Das ist eine sportliche wie geschichtsträchtige Radtour: Von Fladungen in der Rhön geht es ins Grabfeld, an den Badesee in Irmelshausen. Tipps zum Trip.
Das Highlight der Tour ist ganz sicher das deutsch-deutsche Freilandmuseum. Der Grenzturm, der Stacheldraht, der Grenzübergang: Hier wird die Geschichte erlebbar.
Foto: Daniel Peter | Das Highlight der Tour ist ganz sicher das deutsch-deutsche Freilandmuseum. Der Grenzturm, der Stacheldraht, der Grenzübergang: Hier wird die Geschichte erlebbar.
Daniel Peter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:38 Uhr

Entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze geht es von Fladungen über Willmars, Berkach und Behrungen an den Badesee in Irmelshausen. Auf dem Weg durch den Landkreis Rhön-Grabfeld begegnet man zahlreichen Zeugnissen des Kalten Krieges und der Deutschen Teilung. Ein perfekter Wochenendausflug, nicht nur für Sportliche und Geschichtsinteressierte. Voraussetzung: ein geländegängiges Rad.

An der deutsch-deutschen Grenze entlang, wo früher überall Stacheldraht war: Auf dieser Tour in Rhön und Grabfeld wird die Geschichte erlebbar.
Foto: Daniel Peter | An der deutsch-deutschen Grenze entlang, wo früher überall Stacheldraht war: Auf dieser Tour in Rhön und Grabfeld wird die Geschichte erlebbar.

1. Wohin geht der Ausflug und was ist das für eine Tour?

Die Tour beginnt in Fladungen in der Rhön und führt über geschichtsträchtige Orte der deutsch-deutschen Vergangenheit in einen der schönsten Orte des Grabfelds. Wir starten am Bahnhof in Fladungen, kurze Runde durch die historische Innenstadt, Fachwerk bewundern, dann geht es hoch zum Wurmberg.

Der Anstieg zum Wurmberg tut zwar weh, liefert aber einen sehr schönen Blick auf Fladungen und die Lange Rhön im Hintergrund.
Foto: Daniel Peter | Der Anstieg zum Wurmberg tut zwar weh, liefert aber einen sehr schönen Blick auf Fladungen und die Lange Rhön im Hintergrund.

Knackiger Anstieg, kurz mal umdrehen für das Panorama auf Stadt und Hochrhön. Und natürlich das Freilandmuseum. Die grasenden Esel lassen wir rechts liegen und fahren hoch bis Brüchs. Langsam ausrollen lassen bis Weimarschmieden. Vorbei an der imposanten Fachwerkkirche in das nördlichste Dorf Bayerns. Das Ende der Welt vor der Wiedervereinigung.

Scharfe Kurve und weiter nach Willmars. Der Kirchturm ragt schon von weitem aus der Senke. Richtung Stedtlingen geht es wieder hoch, wir winken den Kühen zur Rechten und fahren weiter nach Hermannsfeld. Der Grenzturm thront bedrohlich über dem Ort. Die Geschichte ist sofort wieder präsent. Hier war vor gut 30 Jahren die westliche Hemisphäre zu Ende.

Toller Blick vom Dachsberg in Richtung Hermannsfeld.
Foto: Daniel Peter | Toller Blick vom Dachsberg in Richtung Hermannsfeld.

Über Henneberg geht es nach Einödhausen. Hier gibt es sogar einen Al Bundy Club. Wir fahren weiter nach Berkach und Behrungen. Das Grenzmuseum bedrückt - und beeindruckt. Kaum vorstellbar was hier mal passiert ist. Über das Grüne Band geht es nach Irmelshausen. Am Badesee legen wir die Füße hoch und planen die Rückfahrt.

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2. Wie komme ich da hin? Und wo parke ich?

Fladungen liegt mitten in der Rhön, im direkter Nähe zu Hessen und Thüringen. Die Stadt ist von Westen und Norden über die Autobahn 7 zu erreichen, am besten bei Bad Brückenau/Wildflecken abfahren, dann Richtung Bischofsheim und über die Hochrhönstraße nach Fladungen weiter.

Von Osten und Süden die Autobahn 71 in Bad Neustadt an der Saale verlassen und über Bastheim, Oberwaldbehrungen und Nordheim nach Fladungen fahren. Aktuell wird zwischen Sondheim und Ostheim gebaut, deswegen ist die eigentliche Anreise über die B 285 gesperrt.

Kostenlose Parkplätze gibt es am historischen Bahnhofsgebäude oder in der Carl-Josef-Sauer-Straße. Bad Neustadt erreicht man auch gut mit dem Zug, von dort fährt der Streutalbus nach Fladungen. Sonntags fährt auch die historische Eisenbahn, das "Rhön-Zügle" zwischen Mellrichstadt und Fladungen.

Blick auf die imposante Fachwerk-Kirche in Weimarschmieden, dem nördlichsten Dorf Bayerns.
Foto: Daniel Peter | Blick auf die imposante Fachwerk-Kirche in Weimarschmieden, dem nördlichsten Dorf Bayerns.

3. Warum sollte ich dorthin?

Zum einen ist die Tour eine sportliche Herausforderung, das Profil ist wellig, es sind insgesamt gut 500 Höhenmeter zu bewältigen. Aber die eigentliche Faszination liegt ganz klar in den zahlreichen Stätten deutsch-deutscher Geschichte, die uns auf dem Weg begegnen. Immer wieder leuchten die ehemaligen Wachtürme am Horizont auf und verursachen ein leichtes Schaudern. Der "antifaschistische Schutzwall" teilte nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa in zwei Hälften. 

Höhepunkt der Tour ist ganz sicher das deutsch-deutsche Freilandmuseum. Grenzturm, Stacheldraht, Grenzübergang: Hier wird die Geschichte erlebbar.
Foto: Daniel Peter | Höhepunkt der Tour ist ganz sicher das deutsch-deutsche Freilandmuseum. Grenzturm, Stacheldraht, Grenzübergang: Hier wird die Geschichte erlebbar.

Im Skulpturenpark Deutsche Einheit oberhalb von Eußenhausen setzt sich Herbert Fell künstlerisch mit dem Thema auseinander. Das sind ein paar zusätzliche Höhenmeter, die sich aber lohnen. Im deutsch-deutschen Freilandmuseum bei Behrungen ist die Geschichte des "Eisernen Vorhangs" eindrucksvoll aufbereitet. Am Badesee in Irmelshausen lassen wir die Tour entspannt ausklingen.

Am Dachsberg über Hermannsfeld thront ein ehemaliger Grenzturm. Ein großes Kreuz daneben warnt vor den Schrecken des Krieges.
Foto: Daniel Peter | Am Dachsberg über Hermannsfeld thront ein ehemaliger Grenzturm. Ein großes Kreuz daneben warnt vor den Schrecken des Krieges.

4. Was gibt es zu sehen und zu erleben?

Die Tour lässt uns die deutschen-deutsche Geschichte hautnah erleben. Überall treffen wir auf stumme Zeugen des Kalten Krieges und seiner Folgen für die Region. Hier war vor gut 30 Jahren das Ende der Welt. Unvorstellbar wenn man es nicht selbst erlebt hat.

Ob der Name Programm ist? Zumindest gibt es im Ort einen Al-Bundy-Club, also am Humor hapert es scheinbar nicht.
Foto: Daniel Peter | Ob der Name Programm ist? Zumindest gibt es im Ort einen Al-Bundy-Club, also am Humor hapert es scheinbar nicht.

Aber es gibt noch viel mehr zu sehen: Das Freilandmuseum in Fladungen mit seinen historischen Gebäuden gibt spannende Einblicke in die Rhöner Geschichte. Sonntags kann man mit der historischen Eisenbahn anreisen, das Rad kann man auch mit einpacken. Aber auch die Stadt mit der historischen Stadtmauer und den zahlreichen Fachwerkhäusern fasziniert. Im nördlichsten Dorf Bayerns Weimarschmieden treffen wir auf eine imposante Fachwerkkirche.

Im Freilandmuseum in Fladungen kann man die Geschichte der Rhön live erleben. Sonntags fährt sogar die historische Eisenbahn zwischen Mellrichstadt und Fladungen.
Foto: Daniel Peter | Im Freilandmuseum in Fladungen kann man die Geschichte der Rhön live erleben. Sonntags fährt sogar die historische Eisenbahn zwischen Mellrichstadt und Fladungen.

Am Ortsausgang gibt es einen Jüdischen Friedhof. Die Synagoge in Berkach hat die Pogrome der Nazis überstanden. Wohlmöglich weil sie baulich so eng in die Ortschaft eingebunden war. Das Wasserschloss in Irmelshausen ist eines der schönsten seiner Art. Auch wenn der Graben inzwischen ausgetrocknet ist. Man kann dort auch übernachten. Oder eben im Zelt am schönen Badesee.

5. Wie viel Zeit sollte ich einplanen?

Auf jeden Fall Zeit nehmen, es gibt wirklich viel zu sehen. Allein die Anfahrt ist ja für die meisten echt lange. Deswegen vielleicht gleich einen Zwei-Tages-Trip daraus machen. An einem Tag hin, am nächsten Tag gemütlich zurück über Bad Königshofen und Bad Neustadt. Übernachten kann man im Zelt am Badesee oder im Wasserschloss in Irmelshausen. Zu sehen gibt es auf jeden Fall genug. Die sportlichen Locals können das auch an einem langen Nachmittag fahren oder als Rundtrip an einem schönen Sonntag.

Das Wasserschloss in Irmelshausen ist eines der schönsten seiner Art, auch wenn der Burggraben ausgetrocknet ist. Man kann hier sogar übernachten.
Foto: Daniel Peter | Das Wasserschloss in Irmelshausen ist eines der schönsten seiner Art, auch wenn der Burggraben ausgetrocknet ist. Man kann hier sogar übernachten.

6. Was ist die beste Zeit für diesen Trip?

Gerade im Hinblick auf den Ausklang am Badesee ist der Sommer natürlich die erste Wahl. Aber ein grauer Herbsttag kann dem historischen Teil der Tour durchaus einen besonderen Charakter geben. Vor dunklem Oktoberhimmel wirken die martialischen Relikte der Grenze vielleicht noch bedrohlicher.

Überall Fachwerk: Auch der Turm der Kirche in Stedtlingen ist in dem regional typischen Stil gebaut.
Foto: Daniel Peter | Überall Fachwerk: Auch der Turm der Kirche in Stedtlingen ist in dem regional typischen Stil gebaut.

7. Für wen ist der Ausflug geeignet?

Die Tour eignet sich am Besten für Sportlerinnen und Sportler mit Sinn für Geschichte. Für den Familienausflug ist es zu wellig, ein großer Teil der Tour geht über Straßen, die zwar sehr verkehrsarm sind, aber halt trotzdem mehr Gefahren bergen als Radwege.

Am besten ein großzügig bereiftes Rennrad oder gleich ein Gravelbike einpacken, dann kann man auch mal den unwegsamen Pfad zu einem der Wachtürme bestreiten. Oder über einen Feldweg oder Trail abkürzen. Mit dem Rennrad ist man natürlich am schnellsten unterwegs, da kann man dann eventuell auch schon in Tann starten oder über Bad Königshofen und Bad Neustadt einfach einen Rundtrip draus machen.

Fachwerkhäuser prägen das Ortsbild, nicht nur wie hier in einer Gasse in Fladungen.
Foto: Daniel Peter | Fachwerkhäuser prägen das Ortsbild, nicht nur wie hier in einer Gasse in Fladungen.

8. Wenn der kleine Hunger kommt: Wo gibt es was zu trinken und zu essen?

Die Tour führt ausschließlich durch kleine Dörfer, also auf jeden Fall ein paar Müsliriegel und ausreichend Wasser einpacken, um dem Hungerast vorzubeugen. Oder man deckt sich vorneweg beim Metzger in Fladungen mit Proviant ein. Mett und Leberkäse haben einen exzellenten Ruf. Genauso wie das Café Heimathafen in Willmars. Das hat aber nur Donnerstag bis Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Also entsprechend planen. Oder bei Rosi in Henneberg einkehren, die hat aber nur vormittags auf.

Tipp: Die Tour mit einem Dinner am See in Irmelshausen beschließen, der Kiosk dort macht bis 20 Uhr Küche, die Aussicht ist wunderbar.

Am Badesee in Irmelshausen lassen wir die Tour ausklingen. Es gibt einen bewirteten Kiosk und einen Campingplatz. Der perfekte Ort um sich von den Höhenmetern zu erholen.
Foto: Daniel Peter | Am Badesee in Irmelshausen lassen wir die Tour ausklingen. Es gibt einen bewirteten Kiosk und einen Campingplatz. Der perfekte Ort um sich von den Höhenmetern zu erholen.

9. Wenn ich noch Zeit habe und bleiben will – was bietet die Umgebung?

Im Freilandmuseum in Fladungen kann man gut und gerne einen halben Tag verbringen. Auf der Aussichtsplattform "Noahs Segel" hat man einen fantastischen Rundumblick über die Rhön. Mit dem Schwarzen Moor liegt eins der größten Hochmoore Deutschlands in unmittelbarer Nähe. Die Lange Rhön bietet einen einzigartige Kulisse zum Wandern und zum Radfahren.

Wer noch tiefer in die deutsch-deutsche Geschichte eintauchen will, besucht die Gedenkstätte Point Alpha, einen ehemaligen Beobachtungsstützpunkt der US-Armee, der liebevoll und authentisch in ein Museum umgewandelt worden ist.

Am Dachsberg über Hermannsfeld thront ein ehemaliger Grenzturm. Ein großes Kreuz daneben warnt vor den Schrecken des Krieges.
Foto: Daniel Peter | Am Dachsberg über Hermannsfeld thront ein ehemaliger Grenzturm. Ein großes Kreuz daneben warnt vor den Schrecken des Krieges.
Das Highlight der Tour ist ganz sicher das deutsch-deutsche Freilandmuseum. Der Grenzturm, der Stacheldraht, der Grenzübergang: Hier wird die Geschichte erlebbar.
Foto: Daniel Peter | Das Highlight der Tour ist ganz sicher das deutsch-deutsche Freilandmuseum. Der Grenzturm, der Stacheldraht, der Grenzübergang: Hier wird die Geschichte erlebbar.
 
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  • Bernhard Johanni
    Sehr guter Bericht, aber es fehlen eindeutig die GPS Daten!
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  • Marcus Meier
    Solche Berichte sind Super, wenn jetzt noch GPS Daten zum Download bereit stehen würden wäre das noch besser
    Liebe Grüße
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  • Alice Natter
    Sehr geehrter Herr Meier, danke für die gute Anmerkung! Den Link zu Komoot konnten wir bei diesem Ausflugstipp leider erst nachträglich einfügen. Bei der nächsten Tour veröffentlichen wir die GPS-Daten gleich wieder. Herzliche Grüße aus der Redaktion, Alice Natter
    https://www.komoot.de/tour/1224188814?ref=itd
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  • Klaus Zotter
    Ich finde es grundsätzlich eine gute Sache wenn Sie Ausflugstipps in Ihrer Zeitung bringen. Es wäre aber wünschenswert wenn Sie in Zukunft vielleicht eine Kilometerangabe und die durchschnittliche Dauer der Tour angeben würden.
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  • Alice Natter
    Sehr geehrter Herr Zotter, danke für die kritische und sehr gute Anmerkung! Ja, diese konkrete Angabe haben wir bei diesem Ausflugstipp leider schlicht versäumt. Länge 46 km, unser Fotograf und Autor Daniel Peter war 3 h dafür unterwegs. Herzliche Grüße aus der Redaktion, Alice Natter
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