Die gute Stube Ostheims soll endlich auch optisch aufgewertet werden. Die Pläne für die Neugestaltung der Markthalle und des Schlösschens sind weitgehend in trockenen Tüchern. "Wenn alles glatt läuft, können im kommenden Frühjahr die Baufirmen anrücken und das Areal grundlegend umgestalten", blickt Bürgermeister Steffen Malzer voraus. Der Stadtrat schuf nun die Voraussetzungen dafür, dass sich der Bereich zu einem Treffpunkt in der Stadt entwickeln kann.
Einladend wird es gleich von der Einmündung der Marktstraße zum Schlösschen einschließlich der Karlstraße und neuerdings auch bis hinauf zur Kirchenburg. So sehen es die Pläne des Ingenieurbüros Kittner & Weber aus Sonnefeld vor, für die der Stadtrat grünes Licht gab. Im April hatten Udo Weber und seine Mitarbeiter eine erste Planung zur Gestaltung des Areals vorgestellt, nachdem die Ideen eines zunächst beauftragten Landschaftsarchitekturbüros im vergangenen Jahr nicht den Nerv der Ostheimer Bürgervertreter getroffen hatten.
Muschelkalkplatten markieren die neue Fahrbahn
"Wir wollen im gesamten Gestaltungsbereich das Bild einer mittelalterlichen Straße vermitteln", erläuterte Udo Weber die Pläne. Dazu werden große Platten aus Muschelkalk im Bereich der Fahrbahn verlegt, ebenso in der Karlstraße. Der Randbereich mit Gehweg wird gepflastert. Je drei Bäume werden auf beiden Seiten direkt nach dem Einfahrtsbereich gepflanzt, dazwischen gibt es Parkräume. Weitere Bäume sind in der Karlstraße vorgesehen.
Der Platz vor der Markthalle wird komplett neu gestaltet. Die drei großen Bäume, die derzeit im Bereich der Parkflächen für Schatten sorgen, müssen dafür weichen. Die Stellflächen fallen auch weg, denn der Platz wird zum Freizeitareal. Ein Wasserspiel in Form eines Fontänenfelds in der Mitte sorgt künftig für Abkühlung, dazu werden Sitzbänke unter den vier Bäumen angebracht, die neu als Abgrenzung zur Straße gepflanzt werden. "Im Zuge der Neugestaltung wird das Schlösschen komplett zum verkehrsberuhigten Bereich", machte Steffen Malzer deutlich.
Neugestaltung soll sich bis hinauf zur Kirchenburg durchziehen
Ein Servicegebäude, in dem auch Toiletten untergebracht sind, wird im oberen Bereich des Platzes Richtung Kirchstraße gebaut. Das Fontänenfeld kann bei Bedarf, etwa bei Festen oder Märkten, ausgeschaltet werden, damit die Fläche optimal genutzt werden kann. Für die Feuerwehr werde sich im Zuge der Umgestaltung keine Beeinträchtigung ergeben, versicherte Udo Weber.
Neu ist, dass sich der Plattenbelag über die Kirchstraße bis hinauf zur Kirchenburg ziehen und anstelle der historischen Pflastersteine einen barrierearmen Zugang ermöglichen soll. Vor den angrenzenden Häusern sind Pflanzbeete mit Blumenschmuck geplant.
Die Stadträte konnten sich für eine weitere Idee erwärmen, die der Bürgermeister ins Spiel brachte: Eine 1,70 Meter breite Rollatorbahn soll ebenfalls mit Muschelkalkplatten durch die Kirchenburg bis hinauf in die Friedenstraße verlegt werden – als Erleichterung für Menschen mit Gehbehinderung. Ob dies in der denkmalgeschützten historischen Anlage überhaupt umsetzbar ist, muss aber erst geprüft beziehungsweise mit Ämtern und Behörden besprochen werden.
Förderantrag muss bis Ende November gestellt werden
Für die Neugestaltung des kompletten Areals nimmt die Stadt Ostheim ordentlich Geld in die Hand. 1,87 Millionen Euro wird die Gestaltung des Schlösschens und der angrenzenden Straßen bis hinauf zur Kirchenburg nach derzeitiger Schätzung kosten, die Planungskosten noch nicht eingerechnet. Dafür muss die Stadt bis November einen Förderantrag auf den Weg bringen.
Für die Sanierung der Markthalle und die barrierefreie Gestaltung des Umfelds gibt es bereits eine Rahmenbewilligung aus dem Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm Lebendige Zentren 2023 in Höhe von 4,72 Millionen Euro.
Rollatorbahn in der Kirchenburg wird zu einem eigenen Projekt
Für die angedachte Rollatorbahn durch die Kirchenburg muss das Büro Kittner und Weber nun erst noch die Kosten ermitteln. Dann soll ein eigener Förderantrag gestellt werden, der von der großen Maßnahme abgekoppelt wird, um das Gesamtprojekt nicht zu verzögern oder gar zu gefährden.
Eine ebenfalls angedachte Querungshilfe über die Bundesstraße 285 vor dem Rathaus wurde in der Stadtratssitzung zunächst auf Eis gelegt. Es sei zu befürchten, dass es bei der Umsetzung rechtliche Probleme geben könnte", so der Stadtchef. Diese sollen zunächst mit den Behörden abgeklärt werden.
Küchenbereich in der Markthalle wurde mit Profis überarbeitet
Keine Fragen blieben hingegen beim Blick auf die Markthalle offen. Architekt Dominik Wukowojac stellte dem Stadtrat die finale Planung zur Sanierung und Modernisierung vor. "Wir haben in den vergangenen Monaten viel über die Details der Planung gesprochen, jetzt geht es darum, den Bauantrag auf den Weg zu bringen", machte Steffen Malzer deutlich.
Im Großen und Ganzen wurde der zuletzt vorgebrachte Entwurf beibehalten. Bei der Planung der Küche habe sich allerdings noch einmal etwas getan, so der Architekt. Professionelle Köche hatten den Bereich unter die Lupe genommen und Anregungen beigesteuert, die eingearbeitet wurden. Und auch der Bereich Sanitär und Abstellräume wurde überarbeitet, hier ist nun ein Lastenaufzug vorgesehen.
130 Sitzplätze stehen künftig im großen Saal zur Verfügung
Die Markthalle gliedert sich auf in einen großen Saal mit bis zu 130 Sitzplätzen an Tischen. Umrahmt wird der Saal von einem Keller- und Technikbereich sowie dem Foyer beziehungsweise Eingangsbereich. An das Foyer schließt sich die Küche an, gefolgt von Sanitärräumen und einem Stuhl- und Tischlager im Obergeschoss. Hier ist auch die Lüftung integriert.
Für den Umbau der Markthalle hat die Stadt laut Bauamtsleiterin Martina Fuchs bereits einen Förderbescheid über 3,695 Millionen Euro erhalten, was 90 Prozent der förderfähigen Kosten entspricht. Insgesamt hat Dominik Wukowojac bei der Planung Kosten von 4,9 Millionen Euro brutto zugrunde gelegt.
Architekt kündigt Baustart für Mai 2024 an
Für den vorliegenden Antrag auf Baugenehmigung erteilte das Gremium in der Folge gern das gemeindliche Einvernehmen. "Wenn alles planmäßig läuft, kann Anfang des kommenden Jahres die Ausschreibung erfolgen", blickte Dominik Wukowojac voraus. Im Mai 2024 soll mit dem Umbau begonnen werden.
Bürgermeister Steffen Malzer war die Freude darüber, dass bei seinem Herzensprojekt endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden, deutlich anzusehen. "Den Adventsmarkt 2025 wollen wir dann im neugestalteten Schlösschen ausrichten", kündigte er an.