Die Umgestaltung der Markthalle samt Schlösschen ist ein Millionenprojekt für die Stadt Ostheim. An der Ausführung scheiden sich die Geister – bei der Bevölkerung und auch im Stadtrat. Wie soll die Markthalle der Zukunft aussehen? Wie können das Schlösschen und die Zufahrtsstraße umgestaltet werden? Ein geplantes Projekt sorgte in den vergangenen Wochen für besonders viel Gesprächsstoff: Eine neuartige Spielscheune sollte eine Attraktion werden, die Touristen anzieht und auch für Einheimische als Treffpunkt in der Stadt werden könnte.
Für Bürgermeister Steffen Malzer ist die Spielscheune ein Herzensprojekt. Durch sie werde ein Anziehungspunkt für Touristen und Einheimische geschaffen, ein kleines Stadtzentrum, welches das Schlösschen nach der Neugestaltung zusätzlich aufwertet, zeigte er seine Zukunftsvision in der Stadtratssitzung am Dienstagabend in einer flammenden Rede auf. Im Gremium kochte hingegen erneut eine Diskussion über den Sinn und Nutzen der Spielscheune hoch, an deren Ende eine Grundsatzentscheidung stand, die denkbar knapp ausfiel: Mit acht zu sieben Stimmen votierten die Bürgervertreter gegen die als Leuchtturmprojekt vorgestellte Idee.
Neue Planung fiel deutlich kleiner aus
Warum fiel das Votum in der knapp vier Stunden dauernden Sitzung letztlich so aus, nachdem sich bei der Vorstellung der Planung im Januar eher eine leichte Mehrheit für die Spielscheune abgezeichnet hatte? Ein Grund mag darin liegen, dass die Spielscheune in der aktuellen Planung kleiner ausgefallen wäre als ursprünglich vorgesehen. Laut Architekt Dominik Wukowojac hatte sich herausgestellt, dass mehr Platz für technische Anlagen und ein Stuhllager gebraucht wird. Dazu hatte das Amt für Denkmalschutz den spektakulären Einstieg von einem Anbau über das Dach mit Rutsch- und Klettermöglichkeiten bis in den Gewölbekeller moniert. In der neuen Planung war daher vorgeschlagen worden, dass eine Hängebrücke vom Anbau ins Innere führt. Im Anbau sollten zudem ein Unisex-WC und ein Kiosk integriert werden, was ebenfalls Platz gekostet hätte.
Dennoch sah der Architekt noch Potenzial in der verkleinerten Spielscheune. "Der für Kinder gestaltete Außenbereich könnte zugleich als städtebaulicher Abschluss des Areals gelten", sagte Wukowojac. Landschaftsarchitekt Thomas Besch vom Büro arc.grün aus Kitzingen, der die Neugestaltung des Schlösschens plant, merkte allerdings an, dass die Spielscheune in der verkleinerten Form nicht mehr die große Attraktion werden würde wie in der Ursprungsplanung vorgesehen. Das befürchtet auch Stadträtin Elke Bassil, die dazu noch ins Spiel brachte, ob es die ins Aussicht gestellte 90-prozentige Bezuschussung aus dem Topf der Städtebauförderung überhaupt noch geben wird, wenn die auch vom Amt als Leuchtturmprojekt angesehene Spielscheune nicht gebaut wird.
Freie Wähler stimmen gegen die Spielscheune
Lothar Hahl zeigte sich besorgt ob der hohen Kosten. Für die Umgestaltung der Markthalle mit Schlösschen und der angrenzenden Karlstraße sind rund 6,7 Millionen Euro veranschlagt, wobei die Stadt Ostheim mit einer Förderung von 4,7 Millionen Euro rechnet. Julian Lörzel machte als Sprecher der Freien Wähler schließlich deutlich, dass sich die ganze Fraktion gegen die Spielscheune ausgesprochen habe. Er begründete dies damit, dass möglicherweise Aufsichtspersonal gebraucht werde, zudem befürchte man Vandalismus in dem offen zugänglichen Bereich. Des Weiteren glauben die Freien Wähler, dass aus dem Platz ohne Bewirtschaftung kein Besuchermagnet wird. Die Frage sei, ob ein Pächter für einen Kiosk gefunden werde. "Wir sind daher der Meinung, dass die Fläche individuell nutzbar bleiben sollte", so Lörzel.
Bürgermeister Steffen Malzer hielt dagegen. "Wir wollen ein Zentrum in der Stadt schaffen, ein Alleinstellungsmerkmal, um den Platz und damit auch die Innenstadt zu beleben." Er forderte die Freien Wähler auf, eine Alternative aufzuzeigen, woraufhin Rainer Schnupp anmerkte, dass dies Sache der Planer sei. Bettina Graumann befürwortete die Spielscheune: "Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir aus dem begrenzten Raum das Bestmögliche herausholen." Joachim Schubert gab das Prinzip "einfach machen" als Losung aus. "Die Kosten für die Spielscheune selbst sind überschaubar, also lasst es uns einfach ausprobieren", sagte er zu seinen Stadtratskollegen, zumal es keine Alternatividee gebe.
Bürgermeister nach Abstimmung sichtlich enttäuscht
Letztendlich stimmten sieben Gremiumsmitglieder für die Einrichtung einer Spielscheune, acht dagegen. Bürgermeister Steffen Malzer machte aus seiner Enttäuschung ob des für ihn überraschenden Ausgangs keinen Hehl. "Hier sollte etwas zukunftsfähiges entstehen, was die Stadt voranbringt", zeigte er sich frustriert. Ob das noch gelingt, wenn der zentrale Anziehungspunkt fehlt, stellte er als Frage in den Raum. Auch die Planer müssen sich nun neu ausrichten. Architekt Dominik Wukowojac fühlte sich dazu berufen, die Ostheimer Bürgervertreter aufzufordern, "auch mal etwas anzupacken", woraufhin Lothar Hahl entgegnete, dass das auch bezahlbar sein müsse.
Zur Statik und Innengestaltung der Markthalle zeigte Stefan Federlein vom Ingenieurbüro Federlein aus Salz auf, wie es möglich ist, Holzträger aus dem Saal herauszunehmen, um eine möglichst große freie Fläche zu bekommen. Weitere Fragen drehten sich darum, wie die Halle, die ihren Scheunencharakter beibehalten soll, energetisch optimiert werden kann. Die Möglichkeiten zeigte Carina Lemberger vom Büro Federlein auf. Stefan Scherpf vom Büro JHS Ingenieure aus Dettelbach informierte das Gremium über die künftige Heizung, die Belüftung und Elektroarbeiten.
Was ist im Schlösschen geplant?
Landschaftsarchitekt Thomas Besch stellte schließlich die weitere Gestaltung des Schlösschens samt Straßen vor, wobei er anmerkte, dass dort beispielsweise auch die beliebten Kurkonzerte stattfinden könnten. Auch die Verkäufer des neuen Regionalmarktes könnten sich dort ausbreiten, ein Wasserspiel ist ebenfalls geplant.
Um das Gefälle von der Markthalle zur Straße abzufangen, sind Treppen vorgesehen, die den Platz auch optisch eingrenzen. Die Zufahrt zur Markthalle wird künftig als Einbahnstraße Richtung Karlstraße und Sophienstraße eingerichtet. Das entschied der Stadtrat in einer weiteren Abstimmung mit acht zu sieben Stimmen. Wichtig dabei: Die im Schlösschen ansässige Feuerwehr darf entgegen der Einbahnstraße zu Einsätzen ausrücken. Ansonsten sollen Fußgänger in dem Bereich, der als Spielstraße eingerichtet wird, Vorrang haben, forderte Ralf Diepholz. "Auf lange Sicht sollte man auch darüber nachdenken, die Marktstraße zu beruhigen, insbesondere was den durchfahrenden Schwerlastverkehr betrifft", gab Bettina Graumann für die Zukunft zu bedenken.