
Das Schlösschen gilt als die gute Stube Ostheims. Damit ist es im Moment aber nicht weit her. Die Markthalle, 1986 als solche gebaut, ist in keinem guten Zustand, der Vorplatz wird zum Parken genutzt, das Ensemble unterhalb der Kirchenburg wirkt derzeit wenig einladend. Doch das soll sich ändern: Der Stadtrat gab in der Sitzung am Dienstagabend grünes Licht für die Umgestaltung der Markthalle samt Neugestaltung des gesamten umliegenden Areals. Und nimmt dafür ordentlich Geld in die Hand.
Nach ausführlicher Diskussion über Kosten und Nutzen im Gremium zeigte sich Bürgermeister Steffen Malzer am Ende erleichtert über den Entschluss, das Schlösschen zu einer Top-Adresse im Ostheimer Stadtbild umgestalten zu wollen. 6,7 Millionen Euro werden dafür investiert. Mit acht zu sieben Stimmen ging der Beschluss allerdings denkbar knapp aus.
Was wünschen sich die Ostheimer?
Im vergangenen Jahr waren die Bürgerinnen und Bürger befragt worden, wie sie sich die Markthalle der Zukunft vorstellen. Die Ostheimer wünschten sich vor allem einen Ort für kulturelle und private Veranstaltungen, einen Generationen-Treffpunkt, wo auch Kurse stattfinden können, sowie eine touristische Nutzung, war Mitte 2021 ermittelt worden. Dann wurde es nach außen hin still um die Markthalle. In nicht öffentlichen Sitzungen und Beratungen wurde indes laut Malzer in den vergangenen Wochen und Monaten eifrig diskutiert. Mit den Architekten wurden Ideen gesammelt und erste Gestaltungsmöglichkeiten aufgezeigt.

In der jüngsten Stadtratssitzung ging es nun darum, Nägel mit Köpfen zu machen. Will das Gremium, dass die Vorschläge weiterentwickelt und auch aufgrund einer deutlich höheren Finanzplanung als zunächst vorgesehen umgesetzt werden, oder stimmen die Bürgervertreter für eine weniger aufwendige Gestaltungsvariante?
Welche Zuschüsse sind zu erwarten?
Es sind die attraktiven Fördermöglichkeiten, die die Ostheimer groß denken lassen. Von der Städtebauförderung sind 90 Prozent Zuschuss zu erwarten, so dass die Modernisierung der Markthalle selbst angesichts einer schwierigen Haushaltslage angegangen werden könne, wie der Stadtchef versicherte. 60 bis 80 Prozent an Förderung stehen zudem für die Neugestaltung des Areals mit Straßenumfeld im Raum. Die Kämmerei hatte dazu einen Finanzplan bis 2027 ausgearbeitet, um aufzuzeigen, "dass das Großprojekt von städtischen Haushalt gestemmt werden kann".
Was ist geplant? Neu gemacht werden der Küchen- und Cateringbereich der Markthalle, die Toilettenanlagen, Heizung, Elektrik, Beleuchtung und Veranstaltungstechnik, dazu wird der Boden begradigt und ein neuer Belag verlegt. Der Eingang wird mit einem Foyer aufgehübscht, dazu kommen neue Tore, listete der Bürgermeister auf. Architekt Dominik Wukowojac aus Mellrichstadt zeigte dabei anhand mehrerer Entwürfe auf, wie die Markthalle der Zukunft aussehen und was sie beinhalten könnte. Die Krönung der Planung ist eine Spielscheune, die einzigartig in der Region wäre und laut Wukowojac selbst bei den Verantwortlichen der Städtebauförderung für Aufsehen gesorgt habe.
Was ist bei der Gestaltung geplant?
Über dem Keller der Markthalle könnte demnach in Richtung Kirchenburg ein von der Halle selbst abgetrennter Bereich entstehen, der als Indoor-Spielplatz mit dem Fokus auf das mittelalterliche Ostheim für die Jüngsten in der Stadt und natürlich für Besucher ein einmaliger Anziehungspunkt in der Region werden soll. Auf dem Platz vor der Markthalle sorgt ein Wasserspiel für weitere Abwechslung für Jung und Alt.

Dafür fallen die zwölf Parkplätze weg. "Parkplätze werden aber weiterhin an der Straße im Schlösschen und in der Karlstraße zur Verfügung stehen", so Malzer. Bäume mit niedrigen Kronen sollen dazu ein Dach bilden, unter dem sich gesellig zusammensitzen lässt. Die Entwürfe dazu führte Landschaftsarchitekt Thomas Besch vom Büro arc.grün aus Kitzingen vor Augen und erläuterte die weiteren Möglichkeiten der Platzgestaltung.
Welche Kosten fallen an?
Das alles hat natürlich seinen Preis. 3,5 Millionen Euro sind an reinen Baukosten für die Markthalle vorgesehen, 2,5 Millionen Euro für die Platzgestaltung. Inbegriffen sind dabei die Asphaltierung der Straße ins Schlösschen und der Karlstraße, die Randbereiche sollen, wie in der Marktstraße, gepflastert werden. Und auch der Platz oberhalb der Markthalle soll neu gestaltet werden. Mit Planungskosten summiert sich die Investition auf 6,7 Millionen Euro. Dabei rechnet die Stadt mit 4,7 Millionen Euro an Zuschüssen. Bleiben knapp zwei Millionen Euro an Eigenmitteln – Geld, das Bürgermeister Steffen Malzer gern in die Hand nehmen will. "Dieses Projekt ist richtungsweisend für die Entwicklung der Stadt Ostheim für die nächsten Jahrzehnte", gab er als Losung aus.
"Die CSU-Fraktion sieht in dem Projekt die einmalige Chance, die Innenstadt zu beleben", ging Eva Böhm als Sprecherin mit dem Stadtchef d'accord. Eine schöne Halle und ein anziehend gestalteter Platz als Treffpunkt werden in Ostheim gebraucht, um den Anschluss an die Nachbargemeinden nicht zu verlieren, so Böhm, weshalb die CSU mehrheitlich für die Umsetzung der Pläne sei.
Welche Bedenken gibt es?
Elke Bassil (SPD) lobte ebenfalls die Planung und die Bemühungen, die Stadt moderner zu gestalten, äußerte aber große Bedenken, welche Auswirkungen die hohen Ausgaben auf den Gesamthaushalt haben. Nach den Großprojekten Kirchbergschule und Sanierung der Grundschule hätte sie sich eine finanzielle Verschnaufpause für die Stadt gewünscht. Ihr Vorschlag, die Grundsatzentscheidung über die Größe des Projekts bis zur Haushaltssitzung zu vertagen, wurde aber mehrheitlich abgelehnt.
Bettina Graumann (CSU) merkte dazu an, dass sie die Bedenken zunächst geteilt habe, aber mittlerweile der Meinung sei, dass das Projekt unbedingt umgesetzt werden müsse. "Wir sollten mutig sein und in die Wertschöpfung für alle investieren."

Welche Kritik schlägt auf?
Der größte Teil der Fraktion der Freien Wähler stimmte gegen die Maßnahme. Sprecher Julian Lörzel erläuterte die Gründe. Zum einen sehe man den Bürgerwillen bei der Planung nicht ausreichend umgesetzt, da die Markthalle auch weiterhin keine Veranstaltungshalle für die Ostheimer sein werde. "Es gibt nur eine kleine Bandbreite von Veranstaltungen, die dort möglich sind." Auch an der Neuasphaltierung der Straße übte Lörzel Kritik. Es gebe in Ostheim andere Straßen, für die dringender Handlungsbedarf bestehe. Alles in allem könne sich der Großteil der Fraktion mit den Plänen nicht anfreunden. "Kosten und Nutzen stehen für uns nicht im Einklang."
Karina Dietz (SPD) schlug vor, zunächst den Fokus auf die Markthalle und den Vorplatz zu richten und die Maßnahmen in der Karlstraße und dem Platz über der Markthalle je nach Finanzlage anzupacken oder zu verschieben. "Das sollten wir von der Förderung abhängig machen." Dieser Vorschlag wurde vom Gremium angenommen.
Wie sieht der zeitliche Ablauf aus?
Die Architekten können nun in die Detailplanung für Markthalle und Umfeld einsteigen, Ende des Jahres sollen die Förderanträge gestellt werden. Mit dem Beginn der Umgestaltung der Markthalle wird Ende 2023 gerechnet, eineinhalb bis zwei Jahre Bauzeit sind vorgesehen. Im Anschluss werden die Außenbereiche angepackt.
Eine Überlegung brachte Bürgermeister Steffen Malzer dazu noch ins Spiel, die allerdings vom Stadtrat noch nicht entschieden wurde. In das Gebäude Karlstraße 1 könnte im Zuge der Neugestaltung des Schlösschens die Tourist-Info einziehen, eventuell verbunden mit einem kleinen Regionalladen. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik.

Aber vielleicht sollte man doch für die Menschen mit Rollator oder Kinderwagen mindestens eine spez. Spur vorsehen oder überhaupt Platten, die nicht so holprig sind wie Kopfsteinpflaster. Vielerorts werden diese nicht mehr verwendet.