Die Nachricht, dass die Karmeliter-Bräu geschlossen wird, hat viele Menschen in der Region betroffen gemacht. Mit der Schließung geht nicht nur eine jahrhundertealte Brauereitradition zu Ende, es geht damit auch ein fester Bestandteil des hiesigen Wirtschaftslebens verloren.
Ganz wird die Karmeliter-Bräu jedoch nicht verschwinden, teilt Geschäftsführer Herbert Brust auf Nachfrage mit. Der Markenname bleibt definitiv erhalten. Details will er zum momentanen Zeitpunkt noch nicht nennen, außer dass eine große Brauerei aus Bayern die Marke übernehmen wird.
Ende März wurde öffentlich, dass die Brauerei mit ihrer 672-jährigen Geschichte den Betrieb einstellen wird. Herbert Brust gab damals mehrere Gründe dafür an. Zum einen sein Alter von 60 Jahren, die fehlende Nachfolge und erfolglose Käufersuche, zum anderen aber auch die schlechte wirtschaftliche Situation im Brauereiwesen.
Die Lage in der Branche sei "äußerst kritisch", sagt Brust. Zu schaffen mache vor allem die Kostenstruktur mit Inflation und hohen Energiepreisen sowie der rückläufige Bierverbrauch. Insbesondere kleinere Brauereien hätten zudem mit Billigangeboten von großen Betrieben zu kämpfen. "Der Druck ist unfassbar groß", macht er deutlich.
Die Getränke der Brauerei sind bis auf wenige Restbestände verkauft
Derzeit laufe der Ausverkauf der Getränke der Brauerei, die ihren Sitz im Sälzer Gewerbegebiet hat. Bis auf wenige Restbestände seien diese alle veräußert, informiert Brust. Bier werde schon seit etwa zwei Monaten nicht mehr gebraut. Der Abbau der Maschinen, Tanks und Brauanlagen sei in vollem Gange. Aktuell stehe die Ausbringung der Sud-Einrichtung an.
Wie bereits bekannt, übernimmt die angrenzende Firma Sebald Maschinenbau das Brauerei-Grundstück und die darauf befindlichen Gebäude. "Alles läuft wie geplant", erzählt Herbert Brust, der sich gegenüber der Firma Sebald sehr dankbar zeigt. Diese würde mit Personal und Maschinen beim Abbau tatkräftig mithelfen. Die offizielle Übergabe soll am 1. Juli erfolgen. Vielleicht werde man jedoch sogar etwas früher fertig, so der Noch-Brauereibesitzer.
Der Großteil des Inventars musste verschrottet werden
Bedauerlich blickt dieser auf das Inventar. "Ein Großteil wurde direkt verschrottet." Derzeit bestehe nach Brauerei-Anlagen keine Nachfrage. Insofern sei die Veräußerung nicht einfach. Verkauft werden konnten alle Tanks. Ein Teil des Bestandes könne noch für eine gewisse Zeit auf dem Gelände gelagert werden.
Was geschieht mit den Mitarbeitern der Brauerei? Diese – zehn an der Zahl – seien sämtliche noch da, sagt Herbert Brust. "Es ist fantastisch, wie zusammengehalten wird. Alle sind mir treu geblieben", ist er berührt vom Einsatz seiner Kollegen. Sie würden nun bei der Abwicklung des Betriebes mithelfen.
Die Mitarbeiter werden wohl alle in anderen Betrieben unterkommen
Brust ist zuversichtlich, dass seine Beschäftigten in anderen Firmen unterkommen werden. Diesbezüglich habe er mit Brauerei-Betreibern Gespräche geführt, um ihnen seine Angestellten zu vermitteln. "Gute Mitarbeiter werden gesucht und ich kann für jeden von ihnen meine Hand ins Feuer legen." Es sehe momentan ganz gut aus, dass alle unterkommen.
Zwei seiner Angestellten werden in Rente gehen. Auch dieser Umstand habe mit dazu beigetragen, dass sich Brust entschlossen habe aufzuhören. Es sei ihm nicht gelungen, entsprechenden Ersatz für die beiden Beschäftigten zu finden.
Mitte oder Ende Juni soll nun im Sälzer Gewerbegebiet Schluss sein. Jedoch sei auch danach noch die Leergut-Rücknahme weiter möglich, ist es Herbert Brust wichtig, zu informieren. Und zwar bei den Logo- und Sagasser-Getränkemärkten. Das sei mit diesen abgesprochen worden. Der Marken-Nachfolger hole das Leergut ab und nutze es weiter.
Herbert Brust: "So ganz bin ich mit dem Ganzen noch nicht durch"
Wie geht es Herbert Brust? "So ganz bin ich mit dem Ganzen noch nicht durch", erwidert er. Aber er habe noch zu tun und sei abgelenkt. "Es bedeutet schon eine Umstellung." Der 60-Jährige blickt jedoch auch positiv in die Zukunft. "Ich freue mich auf einen Sommerurlaub mit meiner Frau." Das sei bislang nahezu unmöglich gewesen. Angesichts der zahlreichen Veranstaltungen war in der warmen Jahreszeit auch nur eine Woche Abwesenheit jenseits des Vorstellbaren. Auch an den Wochenenden habe er in der Regel immer parat gestanden.
Das wissen viele Rhön-Grabfelder aus eigener Erfahrung. Das habe er auch angesichts der zahlreichen Reaktionen in den letzten Monaten gemerkt, meint Brust. "Keiner hat mich schwach von der Seite angeredet." Alle hätten Verständnis für seine Entscheidung gehabt – die ihm gewiss nicht leicht gefallen ist.