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Fladungen
Abgeordnete sind nicht willkommen: Fladunger Wirt will in seinem Gasthaus keine Politiker bedienen
Abgeordnete werden nicht bedient – dieser Hinweis am Eingang einer Gaststätte in der Rhön erhitzt die Gemüter. Was den Inhaber Andreas Hoch dazu veranlasst hat.
'Landtags- und Bundestagsabgeordnete werden weder verköstigt noch beherbergt' – das Hinweisschild an der Eingangstür des Gasthauses Krone ist unmissverständlich. Inhaber Andreas Hoch (links) und Wirt Marco Hepp sind sich einig, dass sie keine Abgeordneten bedienen.
Foto: Franziska Sauer | "Landtags- und Bundestagsabgeordnete werden weder verköstigt noch beherbergt" – das Hinweisschild an der Eingangstür des Gasthauses Krone ist unmissverständlich.
Franziska Sauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:46 Uhr

Politikerinnen und Politiker müssen sich oft viel anhören. Doch ein Gastronom aus Fladungen (Lkr. Rhön-Grabfeld) setzt dem Ganzen jetzt die Krone auf: In seinem gleichnamigen Lokal werden weder Landtags-, noch Bundestagsabgeordnete verköstigt oder gar beherbergt. Darauf weist derzeit ein Schild am Eingang der Wirtschaft hin.

Der Inhaber, Andreas Hoch, gilt als bekannter Fladunger Geschäftsmann, Heimatfreund und engagierter Kommunalpolitiker und sorgt mit dieser Aktion für Aufsehen – nicht nur in der Rhön. "Landtags- und Bundestagsabgeordnete werden weder verköstigt noch beherbergt", ist auf dem Schild an der Tür seines Gasthauses zu lesen. Das Pikante dabei: Hoch selbst ist Stadtrat und CSU-Ortsvorsitzender in der nördlichsten Stadt Bayerns.

"Ich schätze die Arbeit von Sandro Kirchner und Dorothee Bär sehr", sagt der 57-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion über die CSU-Abgeordneten aus seinem Wahlkreis. Doch sollte einer der beiden in nächster Zeit in sein neu eröffnetes Gasthaus im Herzen von Fladungen einkehren wollen, würden sie nicht bedient. "Hinsetzen dürfen sie sich, ihr Essen und Trinken müssen sie aber mitbringen", sagt Hoch. Dabei räumt er allerdings ein, dass er das Verbot nicht konsequent kontrollieren könne.

Das erste Schild am Gasthof Krone in Fladungen wurde gestohlen

Der kuriose Hinweis verbreitete sich unter den Gästen – und schnell auch in den sozialen Medien. "Ich wundere mich, dass die Menschen auf so ein Schild reagieren", sagt Andreas Hoch. "Und es sogar klauen." Denn bereits zwei Tage, nachdem der Inhaber das Schild am Eingang seines Gasthofes angebracht hatte, war es auch schon wieder verschwunden.

Das Schild an der Eingangstür des Fladunger Gasthauses 'Krone' spricht eine deutliche Sprache.
Foto: Franziska Sauer | Das Schild an der Eingangstür des Fladunger Gasthauses "Krone" spricht eine deutliche Sprache.

Seit zwei Wochen hängt ein neues Schild – diebstahlsicher – am Eingang der "Krone". Und sorgt weiter für Gesprächsstoff. "Wir haben eigentlich nur positive Rückmeldungen bekommen", erzählt Wirt Marco "Mocca" Hepp. "Respekt, Hut ab und ihr zeigt Rückgrat", lautete eine der Reaktionen. Oder: "Zehn Daumen nach oben dafür von uns. Wir sind im Moment in Österreich unterwegs und wenn wir nach Deutschland zurückkehren, werden wir einen größeren Umweg fahren, um bei Ihnen zum Essen einzukehren. Ihr Mut ist uns diese 200 km Umweg wert."

Inhaber Andreas Hoch will Familienbetriebe in den Fokus rücken

Andreas Hoch, selbst seit 20 Jahren als CSU-Ortsvorsitzender in Fladungen engagiert, sagt, seine Aktion habe einen ganz einfachen Zweck: dass "Familienbetriebe von der Politik wahrgenommen werden". In den vergangenen 20 Jahren seien alleine in Fladungen 27 Familienunternehmen, darunter neun Gaststätten, verschwunden. Und mit ihnen 300 Arbeitsplätze, so Hoch. "Ich fühle mich als Sprecher dieser verloren gegangenen Familienbetriebe."

Doch das Thema habe in den vergangenen Jahren keinerlei Beachtung mehr gefunden, "weil genug Arbeit in der Industrie da war". So sei das Streutal nach und nach "wirtschaftlich entleert" worden. Dabei sei "ein Arbeitsplatz vor Ort doch ein Traum", sagt der Fladunger Unternehmer. "Aber in der Vergangenheit sind Arbeiten, Wohnen und Freizeit immer weiter auseinander gerückt."

"Wir Fladunger verfahren jeden Monat 30.000 Liter Sprit, um auf die Arbeit zu kommen. Das ist mehr Energie als unser ganzer Stadtwald liefert", sagt Hoch. Dies sei eine Folge der verschwundenen Familienbetriebe: "Mich wundert auch, dass es gesellschaftlich so widerstandslos akzeptiert worden ist, wie viele Familien quasi ihr Existenz verloren haben."

Er selbst habe 2002 unter dem Motto "Arbeit vor Ort und keiner fährt fort" für heimatnahe Arbeitsplätze demonstriert. Doch Bürokratie und ständig neue Auflagen würden die wirtschaftliche Entwicklung von Familienbetrieben bremsen. Deshalb will er diese mit dem Schild wieder mehr in Fokus von Gesellschaft und Politik rücken.

Welche Abgeordnete aus der Region betroffen wären

Im eigenen Wahlkreis in Zukunft nicht mehr im Gasthof Krone bewirtet zu werden - das beträfe in der Rhön die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär (CSU), Sabine Dittmar (SPD) und Manuela Rottmann (Bündnis 90/Die Grünen) sowie den Landtagsabgeordneten Sandro Kirchner (CSU) und aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld Gerald Pittner, der für die Freien Wähler in den Landtag gewählt wurde. Keiner der Politiker konnte oder wollte auf Anfrage der Redaktion am späten Dienstagnachmittag kurzfristig zu dem Thema Stellung beziehen. 

 
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Kommentare
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  • toluol
    Das ist eine kindische Aktion.
    Schlimm ist aber dabei die undifferenzierte Politikerschelte.
    Scheinbar finden die Akteure keine politische Heimat im demokratischen Lager. Dann sollten sie bei den Populisten suchen, mit dieser Aktion haben sie sich ja dafür qualifiziert.
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  • Blauwal
    Bei diesem Wirt werde ich niemals einkehren! Pauschal Politiker ausgrenzen, beschuldigen und unter Druck setzen geht gar nicht! Wie überall, gibt es auch in dieser Branche "gute und weniger gute" Genossen. Wenn diese pauschale Verurteilung von Politikern in der Gesellschaft so weiter ausufert, dann will diese Aufgabe bald keiner mehr machen. Dann werden es die machen, die wirklich keiner will. Außerdem kann jeder sich zur Wahl aufstellen lassen und es besser machen! Hätte das Schild für AFD Abgeordnete und andere Rechte gegolten, dann hätte ich meinen Hut gezogen! Außerdem bleibt die Zeit nicht stehen, alles wandelt sich mit der Zeit und das war schon immer so. Wer da nicht mitgeht ist zwangsläufig irgendwann außen vor. Stillstand ist Rückschritt! Wenn man innovativ ist und sich engagiert wird man auch oft erfolgreich und zukunftsfähig sein. Natürlich gibt es einiges was beklagt wird zu verbessern, aber pauschal die Verantwortung auf andere schieben halte ich für einfältig.
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  • fischle
    Werbung
    Für uns sieht das nach billiger Werbung über die MP aus, der wäre der erste, wenn überhaupt jemand von den besagten Personen käme, der nicht sofort ein Bild machen würde und es im Gadtraum auf Hängen würde.
    Wir wissen das es die Gastronomie sehr schwer hat aber das ist so was von, wir schweigen uns darüber aus.
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Ich sehe diese Aktion REIN SYMBOLISCH. Denn von den vier oder fünf Politiker/innnen, die er realistischer Weise ausschließen kann, wird sein Umsatz nicht abhängen. Der PR-Effekt ist offensichtlich da. Und mehr wird Herr Hoch auch nicht wollen. Bedauerllicher Weise wird das bei den theoretisch "Ausgeschlossenen" nichts ändern. Die haben beim Thema Mittelstand und Familienbetrieb schon lange keine Ambition mehr.
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  • Morti1511
    Ich finde es ein wenig abwegig zu behaupten, dass das Schließen etlicher Familienbetriebe in Fladungen rein an Politikversagen läge. Heutige Generationen haben einfach auch häufig andere Interessen oder Lebensentwürfe als die Unternehmereltern. Mit Fleiß und Willen kann man auch heutzutage noch hochprofitabel ein (Familien-)Unternehmen betreiben, sogar in der Rhön.
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  • rainergaiss
    Bravo! Mehr solche Aktionen bitte!
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  • haas-hyr@t-online.de
    Wird das Lokal auch geschlossen für Milliardäre und ihre Lobbyisten? Aber die würden ja sowieso woandershin gehen.
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  • Krebs1
    Eine tolle Werbeaktion. So wird 's gemacht. Ironie aus😭😭
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  • christian@kreatil.de
    Die Aktion ist nicht originell, sondern populistisch und demokratieschädigend.
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  • oechler
    Welche Demokratie meinen Sie?
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  • christian@kreatil.de
    @oechler: Ich meine die Demokratie, von der Populisten behaupten, sie existiere nicht.
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  • Horschti
    Sie dreschen Phrasen und werfen Nebelkerzen. Welche Populisten behaupten denn, dass die Demokratie nicht existiere?
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  • Horschti
    Was bitte, genau, ist an dieser Aktion demokratieschädigend? Geht’s auch zwei Nummern kleiner?
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  • uwe.luz@t-online.de
    Das ist angewandte Praxis von Erich Kästners Ratschlag:

    "Was immer auch geschieht,
    nie sollt ihr so tief sinken,
    von dem Kakao, durch den man euch zieht,
    auch noch zu trinken!"

    Bei so viel geballter Inkompetenz und Ignoranz in Parlamenten und Regierungen ein konsequentes Verhalten.
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  • astrosu
    Interessanter Artikel! Wo der Mann recht hat, hat er ganz einfach recht.

    Bis zur deutschen Wiedervereinigung war Fladungen Zonenrandfördergebiet. Danach eine Stadt mitten in Deutschland. Und jetzt verschwinden Geschäft, Läden, Kneipen, Arbeitsplätze und die Leute fahren viele Kilometer täglich zur Arbeit. Die Frage dazu wäre: Was unternehmen denn die im Artikel genannten Volksvertreter hierzu, um diesen Missstand einzudämmen? Antwort: NICHTS, die Damen und Herren sind zu Stellungnahmen nicht bereit.

    Anzumerken wäre noch, gute Arbeit von Bär und Kirchner sieht anders aus!
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  • oechler
    Super Aktion!
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  • hermannkoch@gmx.de
    "Ich wundere mich, dass die Menschen auf so ein Schild reagieren", sagt Andreas Hoch.

    Was ist das für eine Aussage? Das Schild wurde doch angebracht, damit die Leute reagieren und ist purer Populismus. Wer regiert den seit Urzeiten Bayern? Die Partei, in der der AH seit 20 Jahren Ortsvorsitzender ist. Würde der gute Mann aus der Partei austreten, das könnte ich verstehen, aber diese Plakataktion ist doch ein Witz.
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  • gsunder-menschenverstand
    Wenn ich eine/einer der betroffenen Politiker wäre, würde ich den Wirt wegen Diskriminierung anzeigen. Diese Aktion geht so gar nicht.
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  • THHA
    Gardner weiter träumen, ich finde es super. Auf nach Fladungen, solche Unternehmen müssen unterstützt werden.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    @thha: Na dann guten Appetit! 🤣
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