Auf Twitter hat sie über 103.000 Follower, auf Instagram folgen ihr über 48.000 Menschen und kommentieren ihre Postings. Unter deutschen Politikern und Politikerinnen ist kaum jemand zu finden, der oder die im Internet so aktiv ist wie Dorothee Bär.
Auf Social Media Plattformen aktiv zu sein, bringt für die CSU-Bundestagsabgeordnete aus Ebelsbach (Lkr. Haßberge) jedoch nicht nur PR – sondern auch Hass und Häme. Wie die 44-Jährige damit umgeht, ob sie sich mehr gefallen lassen muss als ihre männlichen Kollegen und warum sie versteht, dass Frauen darauf keine Lust haben, erzählt sie im Interview.
Dorothee Bär: Als Facebook und Twitter neu waren, war ich jeweils sehr früh vertreten auf den Plattformen. Das war eine neue, teilweise aufregende Zeit. Plötzlich war es Tag und Nacht möglich, mit meinen Bürgerinnen und Bürgern in Kontakt zu treten – ohne, dass jemand zwischengeschaltet war. Man hat nicht mehr nur Pressemitteilungen verschickt, sondern auch unmittelbares Feedback bekommen. Das fand ich toll.
Bär: Im Laufe der Jahre kam dann die Kehrseite der Medaille: Hass, Hetze und Gewaltandrohungen haben zugenommen. Und das hat nichts mit der Anonymität im Netz zu tun, mittlerweile finden Beleidigungen, Bedrohungen, Hass und Hetze fast ausschließlich unter Klarnamen statt. In den vergangenen Jahren hat es sich dann stetig mehr ins physische Leben verschoben.
Bär: Man wird im Alltag sehr häufig aggressiv angesprochen – und mehr und mehr angepöbelt. Die Distanz ist weg. Zumeist sind es Männer, die Politikerinnen wahrscheinlich schon hundertmal online beleidigt haben. Und wenn dann eine real vor ihnen steht, ist die Hemmschwelle weg.
Bär: Das variiert etwas. In der laufenden Legislaturperiode weniger, aber im Wahlkampf nimmt das deutlich zu. Von krassen Bedrohungsszenarien bis zu krankhafter Besessenheit ist dann alles dabei.
Bär: Zu 99 Prozent hat der Hass nichts mit dem zu tun, was ich gesagt habe. Eine Auseinandersetzung mit Argumenten und Inhalten findet zumeist gar nicht statt. Es hängt auch nicht mit meiner Person zusammen. Es ist ein allgemeines Phänomen, von dem vor allem Frauen betroffen sind. Ich will uns nicht als Opfer gerieren, aber ich sehe täglich den Unterschied. Auch meine männlichen Kollegen bekommen hasserfüllte Nachrichten, aber bei Politikerinnen kommt fast immer noch ein sexualisierter Kontext hinzu. Das ist allerdings kein Phänomen, das nur auf Politikerinnen zutrifft. Das betrifft alle Frauen, die sich in der Öffentlichkeit bewegen, wie auch Moderatorinnen, Sportlerinnen oder allgemein Personen des öffentlichen Lebens.
Bär: Ich will keine Beispiele nennen, weil ich den Tätern nicht noch die Bühne bereiten möchte, die sie gerne haben würden.
Bär: Je nach Tagesform erdulde ich die Kommentare mal mehr und mal weniger leicht. Bei Kommentaren unterhalb der Gürtellinie, aber ohne strafrechtliche Relevanz, kommt es vor, dass ich entsprechende Nutzer blockiere. Andere zeige ich an. Aber was man nicht vergessen darf und mir wirklich wichtig ist: Nur, weil jemand anderer Meinung ist, ist es noch keine Hetze. Inhaltliche Kritik fordere ich auch ein – immer! Das ist der große Vorteil an den Plattformen, wie ich ihn eingangs beschrieben habe.
Bär: Ich bin sicher nicht abgestumpft, aber man muss unterscheiden: auf welcher Plattform passiert das, zu welcher Uhrzeit und von wem kommt es. Der größte Hass geht von Accounts mit den wenigsten Followern aus. Ich würde mich als sehr resilienten Menschen beschreiben. Aber ich bin froh, dass mir das nicht passiert ist, als ich mit 24 Jahren in den Bundestag gekommen bin. Heute bin ich Mutter von drei Kindern und seit fast 20 Jahren im Deutschen Bundestag. Da hat man schon viel erlebt. Und ich möchte es den Hatern auch nicht gönnen, dass sie Einfluss auf mich und mein Wohlbefinden haben. Ich verstehe aufgrund dieser Erfahrungen aber sehr gut, wenn Frauen sagen, dass sie darauf keine Lust haben. Besonders in der Kommunalpolitik. Denn Hass aus dem Dorf, in dem man mit seiner Familie zuhause ist, wirkt sehr stark nach. Und das stimmt mich wirklich nachdenklich.
Bär: Ja. Und ich beschäftige mich stark mit der Frage, wie wir es schaffen können, dass sich junge Frauen trotzdem für die Politik entscheiden. Das fängt nicht im Bundestag an, sondern in der Kommunalpolitik. In Deutschland haben wir weniger als zehn Prozent Bürgermeisterinnen. Wenn sich aber mit den Frauen ein Großteil der Gesellschaft zurückzieht, weil sie sich und ihre Familien vor Hass schützen wollen, ist die Demokratie in Gefahr. Denn wir wissen, dass besonders Frauen betroffen sind und sich dann stärker aus dem Diskurs zurückziehen. Damit fehlen uns 50 Prozent der Meinungen, Stärken, das Wissen und die Erfahrungen.
Bär: Laut einer Forsa-Umfrage für die Körber-Stiftung wurden 57 Prozent aller Bürgermeister und Bürgermeisterinnen aus größeren Gemeinden in Deutschland schon einmal beleidigt, bedroht oder tätlich angegriffen. Das sind Auswüchse, die es früher nicht gab. Wenn man Angst haben muss, seine Meinung zu sagen, führt das zu einer Schere im Kopf.
Bär: Ich habe mir vorgenommen, dass das nicht so sein wird. Aber ich poste Themen, von denen ich weiß, dass sie Kritik hervorrufen, nur dann, wenn ich auch Zeit habe, darauf zu antworten. Und nur, wenn ich auch Lust auf den inhaltlichen Streit habe.
Bär: Man muss mehr aushalten. Kritik bricht sich immer noch gerne an der Kleidung oder am Familienmodell Bahn. Das ist immer am einfachsten, wenn man versucht, Frauen klein zu halten und einem inhaltlich wenig einfällt. Unser jüngster Sohn ist neun und ich bekomme immer noch Zuschriften, dass ich lieber daheim bei den Kindern sein sollte.
Bär: Mir ist es grundsätzlich wichtig, dort wo Ungerechtigkeiten stattfinden, dann auch laut zu sein. Aus unterschiedlichen Gründen. Zum einen, weil man sich persönlich auch über Solidarität freut, und weil ich auch zwei Töchter habe und die mich nicht später fragen sollen, warum ich nichts getan habe. Ich kämpfe immer noch so manchen Kampf, den meine Oma und meine Mutter schon gekämpft haben. Das darf und soll so nicht bleiben. Dafür arbeite ich.
Bär: Das hört sich super positiv an. Auch bei uns ist es nicht anders wie bei jeder anderen Familie. Am schwierigsten fand ich die Kindergarten-Jahre, weil der soziale Druck so hoch war. Ich habe dann für mich entschieden, dass ich nicht den sogenannten Muffin-Wettbewerb gewinnen muss. Immer als Politikerin erreichbar, dazu top gestylt und die perfekte Hausfrau und Köchin? Das geht einfach nicht. Man kann Familie, Beruf und Karriere hinbekommen, aber es muss nicht immer alles in jedem Bereich perfekt sein.
Bär: Wir haben schon einiges durchgesetzt. Bei Abstimmungen im Plenum musste ich meine Älteste noch bei den Saaldienerinnen im Kinderwagen vor der Tür lassen. Mittlerweile gibt es sogar einen Wickelraum auf der Plenarsaalebene. Wir müssen aber weiter bessere Rahmenbedingungen schaffen. Aktuell sehe ich die Gefahr, dass alle Termine wieder in Präsenz stattfinden sollen. Aber die digitale Teilnahme muss als Option weiter möglich sein, wenn man in Mutterschutz ist, ein Kind oder Angehöriger krank ist.
Bär: Sie kennen das von Geburt an und sind damit aufgewachsen. Aber ich sehe bei unseren Kindern derzeit nicht den Berufswunsch, selbst Politiker oder Politikerin zu werden.
Da haben wir ja wirklich Glück, dass nicht einseitige und eindimensionale Leser die Auswahl treffen machen, sondern um Unabhängigkeit bemühte Medienleute.
Ob diesen das immer gelingt ist hier Mal unwichtig, aber dises Bemühen darf von außen nicht in Frage gestellt werden..
Mein Vorschlag an Sie: Machen Sie doch eine eigene Zeitung auf, dann können Sie die Auswahl treffen; diese würde dann halt wegen offens. Einseitigkeit vmtl. kaum einer kaufen....
Mit Lederhose und Dirndl mach ich mich zwar zum Gespött der Bevölkerung in fränkischen Landen,aber meine Karriere in der Staatspartei ist mir wichtiger....
Eine Aussage, die man allenfalls der Queen Elizabeth noch durchgehen lassen würde.
Und das war ja auch eine Nullnummer
https://www.businessinsider.de/gruenderszene/automotive-mobility/flugtaxi-baer-jetzt-doch/
Da gibt sich die Mainpost zu einer ganzseitigen Hoffierung einer unfähigen Politikerin her, die in dem gesamten abgedruckten "Gespräch" zu keiner einzigen konkreten Aussage zur Abstellung der beklagten Stimmungen fähig ist und dann diese Undankbarkeiten.
Unglaublich !!
Es hat gewirkt, als wollte man ihr ein wichtiges Pöstchen verschaffen, das nicht wirklich mit Inhalten gefüllt werden müsse.