Mit dem am Sonntag beschlossenen dritten Entlastungspaket will die Bundesregierung weiter die Auswirkungen der extrem gestiegenen Energiepreise und der Inflation dämpfen. Dabei wurde die Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro wieder aufgegriffen. Diese sollen alle einkommensteuerpflichtigen Bürgerinnen und Bürger erhalten.
Rentner hatten bislang nur einen Anspruch auf die Pauschale, wenn sie ein festes Arbeitsverhältnis, zum Beispiel einen Minijob, nachweisen konnten. Das wurde von den Sozialverbänden scharf kritisiert. Nun sollen die 300 Euro an alle Rentnerinnen und Rentner gezahlt werden. Wie reagieren Seniorinnen und Senioren in Rhön-Grabfeld auf den neuen Beschluss und was sagt der VdK-Kreisverband dazu?
Rita Müller (84): "Ich finde das sehr gut."
Rita Müller leitete 16 Jahre lang die Seniorengruppe St. Konrad in der Gartenstadt. Sie freut sich darüber, dass nun auch Rentnerinnen und Rentner die Energiepauschale erhalten. "Ich finde das sehr gut." Zahlreiche ältere Menschen hätten nur eine kleine Rente. "Ich kenne viele, die wirklich sparen müssen", sagt sie. Nach ihrem eigenen Erleben würden einige Seniorinnen und Senioren ganz mutig in die Zukunft schauen. Ein großer Teil würde sich aber große Sorgen machen. "Ich auch", bekennt sie.
Gerade angesichts der steigenden Preise würden sich etliche Menschen fragen, wie sie zurechtkommen und ob sie frieren müssen. „Ältere Menschen stehen ängstlicher neuen Entwicklungen gegenüber. Sie sind zurückhaltend, aber wenn sie anfangen zu reden, hört man ihre Sorgen“, erklärt die 84-Jährige.
„Wir gehen keinen guten Zeiten entgegen“, ist Rita Müller überzeugt. Ihr Sohn habe in ihrem Keller ein ganzes Regal mit Lebensmitteln gefüllt. Die würden sie etwa drei Wochen über die Runden bringen. Bestandteil der Vorsorge sei auch ein kleiner Camping-Gaskocher inklusive Gasflaschen. „Darüber bin ich sehr dankbar“, so die Bad Neustädterin.
Wolfgang Kitscha (75): "Ich hätte es mir etwas anders gewünscht."
Wolfgang Kitscha arbeitete bei der Sparkasse in Bad Neustadt. Dort war er für die Aus- und Fortbildung zuständig. Seit etlichen Jahren organisiert er in der Kreisstadt Bad Neustadt das Erzählcafé. Er kennt viele Seniorinnen und Senioren. Regelmäßig besucht er ältere Menschen oder hält wegen Corona telefonisch Kontakt mit ihnen. "Vom Prinzip her ist die Energiepreispauschale eine gute Sache. Für die, die eine niedrige Rente haben, sind 300 Euro eine wertvolle Hilfe", meint der 75-Jährige.
"Ich hätte es mir jedoch etwas anders gewünscht", fügt er hinzu. Bis zu einem bestimmten Rentenbetrag sollte die Pauschale ausgezahlt werden. "Die anderen benötigen nicht unbedingt 300 Euro zusätzlich." Das Ganze gehe ein bisschen am Ziel vorbei. "Da sollte man lieber denen mehr geben, die es brauchen können", meint er.
Gabi Gröschel (71): "Wenn man differenziert, hat man wieder ein Bürokratiemonster."
Gabi Gröschel ist Seniorenbeauftragte der Stadt Bad Neustadt und des Landkreises Rhön-Grabfeld. "Für die vielen Menschen, die eine kleine Rente haben, ist das eine sehr gute Nachricht", sagt sie auf Nachfrage dieser Redaktion. Sie erzählt von einer Freundin mit einer Elektroheizung. Diese müsse nun 60 Euro im Monat an Vorauszahlung mehr schultern. "Das ist, wenn man es auf das Jahr hochrechnet, viel Geld. Das merkt man."
Für diese Menschen seien die 300 Euro gut angelegtes Geld. Dann gebe es aber auch Personen, die die Pauschale eigentlich nicht nötig hätten, hat die 71-Jährige die gleichen Einwände wie Wolfgang Kitscha. "Das ist das Problem mit dem Gießkannenprinzip. Aber wenn man differenziert, hat man wieder ein Bürokratiemonster", gibt Gröschel zu bedenken.
Lydia Vorndran: "Ich begrüße die Entscheidung der Bundesregierung."
Der VdK-Sozialverband verbucht das dritte Entlastungspaket als einen Erfolg seiner Arbeit. Insbesondere hatte er im Vorfeld gefordert, dass auch Rentnerinnen und Rentner die Energiepreispauschale von 300 Euro erhalten. Dementsprechend freut sich auch Lydia Vorndran, Geschäftsführerin des VdK-Kreisverbandes Rhön-Grabfeld, über die Nachricht.
Viele hätten Angst vor der kälteren Jahreszeit. "Insbesondere ältere Personen sorgen sich, dass sie im Winter ihre Wohnung nicht mehr beheizen können und krank werden", weiß sie aus Erfahrung. Hinzu käme die Befürchtung, dass das Geld nicht ausreiche und man sich keine Medikamente, Obst oder Gemüse mehr leisten könne.
Der Kreisverband hat rund 7000 Mitglieder. "Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht jemand bei uns wegen solcher Sorgen vorspricht", erzählt Vorndran, die seit 15 Jahren Geschäftsführerin beim VdK Rhön-Grabfeld ist. Die Angst, in eine finanzielle Notlage zu geraten, habe zu einer starken Zunahme von Anfragen bei ihnen geführt. Man versuche zu helfen und prüfe zum Beispiel, ob ein Anrecht auf Grundsicherung oder Wohngeld besteht.
"Die einkommensschwächeren Menschen müssen unbedingt entlastet werden", betont Lydia Vorndran. Insofern begrüße sie sehr die Entscheidung der Bundesregierung, dass nun auch Rentnerinnen und Rentner bei ihren Energiekosten unterstützt werden.
CSU Parteimitglied !
So konnte man von Ihr nichts anderes erwarten !!