
Der Rückwärtslauf, auch "Retrorunning" genannt, ist eine neue und außergewöhnliche Disziplin, um bei Ausdauerläufen das Ziel zu erreichen. Diese neue Art von Herausforderung ist es, die den 43-jährigen Sportler Ullrich Schmalz antreibt. Wie genau er auf die skurrile Idee kam, Strecken rückwärts zu absolvieren, welche die meisten Menschen nicht einmal vorwärts bewältigen könnten, verrät der Sportler hier.
Das Ziel beim Sport ist die Herausforderung
Früher spielte Schmalz Fußball, zeitlich und berufsbedingt musste er dies aufgeben und kam zum Ausdauerlauf. In den vergangenen Jahren hat sich der Sportler in der Läufer-Szene durch Abschlüsse wie den Ultra-Lauf über 100 Kilometer und weitere, sportliche Erfolge einen Namen gemacht. "Ich suche immer neue Herausforderungen", berichtet er. Der sportbegeisterte Läufer ist nicht der Einzige, den die neue Herausforderung reizt. "Immer mehr Menschen versuchen sich an dem neuen Trend", so der 43-Jährige.
Krankheitsbedingt musste er im vergangenen Jahr pausieren und das Training reduzieren. Mit Wiederaufnahme seiner Trainingsroutine wollte er sich einer neuen Herausforderung stellen und so begann er das Retrorunning. Bis dato habe er dies nur als kurze Trainingseinheit in sein Programm eingebaut, doch dann "habe ich begonnen, es immer weiter auszuweiten", so Schmalz.
Wie der neue Trend funktioniert
Die Regeln sind einfach. Wo andere für einen herkömmlichen Lauf an den Start gehen, startet auch Schmalz - nur rückwärts. Klingt simpel, sei jedoch mit hartem Training und Koordinationsübungen verbunden. "Die größte Schwierigkeit ist die Orientierung, da ich nicht über Kilometer hinweg meinen Kopf nach hinten drehen kann, muss ich trainieren, ohne ständig nach hinten zu schauen, ins Ziel zu gelangen", so Schmalz.
Früher sei er bis zu 100 Kilometer vorwärts gelaufen, sagt er. Nach seinen ersten drei Kilometern rückwärts, hatte er jedoch bereits "einen ordentlichen Muskelkater", so der Sportler weiter. "Es ist eine vollkommen, neue Belastung der Muskeln", aber genau dies sei der Reiz, betont er.
Besonders der Start sei anspruchsvoll, da er niemandem in die Quere kommen wolle, führt er weiter aus. "Früher war ich bei den Läufen immer im ersten Drittel der Gruppe unterwegs, heute ordne ich mich von Beginn an hinten ein. Hauptsache ins Ziel kommen, ist meine Devise".
Beim Geisberglauf in Greussenheim im Juli dieses Jahres sei er die 9,8 Kilometer in 52,42 Minuten rückwärts gelaufen. Seine bisher längste Strecke beim Retrorunning betrage 18 Kilometer, so Schmalz.
Wie kommt der neue Trend an?
Die Reaktionen auf den Läufer und seinen außergewöhnlichen Stil seien gemischt. Von ungläubigen Blicken, verblüfften Kommentaren und der am meist gestellten Frage, ob er eine Wette verloren habe, sei alles dabei, berichtet Schmalz. "Es ist immer wieder interessant, wie die Leute auf mich reagieren", sagt er.
Seine Teilnahme an den Läufen stoße aber auch auf jede Menge positives Feedback und Interesse, berichtet Schmalz. Besonders froh sei er darüber, dass seine unkonventionelle Teilnahme bisher bei allen Veranstaltern offen aufgenommen wurde, "auch wenn ich manchmal für eine Verkomplizierung des Ablaufs sorge", so der 43-Jährige weiter.
Vorteile und Schwierigkeiten beim Retrorunning
Schmalz sieht viel Potenzial im neuen Trend. Neben dem Training neuer Muskelgruppen spiele das Gleichgewicht eine entscheidende Rolle. Die neue Art von Koordination sei eine neue Herausforderung für den Kopf, bestätigt Schmalz.
Er empfiehlt besonders Läuferinnen und Läufern, die an Knieproblemen leiden, diese Variante zu testen, da sie, anders als beim konventionellen Laufen, weniger Belastung auf die Knie ausübe. Als größte Hürde sieht er die Angst, hinfallen zu können, da Stürze besonders in der Anfangszeit schwer zu vermeiden seien. "Man müsse den Respekt vor dem Fall erstmal überwinden", so der Läufer.
Die Disziplin in der Zukunft
Der engagierte Läufer hat bereits i der Vergangenheit an diversen Spenden und Charity-Events teilgenommen. Er selbst läuft unter dem Motto:" retrorun and help" und spendet pro gelaufenem Kilometer Beträge aus eigener Tasche an soziale Einrichtungen oder Projekte. Er hofft, zukünftig mehr Menschen für diese Art des Laufens begeistern zu können und mit der Hilfe von Firmen irgendwann selbst einen Spendenlauf für Retrorunner veranstalten zu können.