Es klingt wie in einem Alptraum oder aus einem schlechten Film: Ein Ehepaar aus dem Landkreis Main-Spessart fuhr mit ihrem Wohnmobil in den Urlaub nach Frankreich. Doch aus der erhofften Erholung wurde nichts. Denn Unbekannte sollen dort ein Narkosegas in das Fahrzeug eingeleitet haben, das das Paar tief und fest schlafen ließ, berichten die Eheleute gegenüber dieser Redaktion. In dieser Zeit wurde das Wohnmobil geplündert, der Urlaub war gelaufen. Und doch ist das Ehepaar "froh, mit dem Leben davon gekommen zu sein".
ADAC: Wohnmobil-Einbrüche häufen sich in beliebten Urlaubsländern und in Deutschland
"Generell kommen Einbrüche in Wohnmobile zur Urlaubszeit immer wieder zur Sprache", teilt ADAC-Pressesprecher Simon Hiller mit, weitere Fälle aus Unterfranken sind dem ADAC Nordbayern aktuell jedoch nicht bekannt. Doch es "häufen sich saisonale Wohnmobileinbrüche an Raststätten, speziell in Südfrankreich, aber auch in Kroatien, Italien, Schweden, Dänemark und Deutschland", so Hiller. Oftmals werde der Einsatz von Betäubungsgas vermutet, dies lasse sich aber nur schwierig nachweisen.
"Die Gerüchte sind uns natürlich bekannt, de facto gibt es in Bayern aber keine bestätigten Vorfälle", sagt Markus Bursch von der Kriminalpolizei Würzburg. Er habe beim Bayerischen Landeskriminalamt nachgefragt und zudem vor rund drei Jahren mit Anästhesisten und Rechtsmedizinern gesprochen. Die Antwort: "Rein physikalisch und von medizinischer Seite aus ist die Möglichkeit, Wohnmobil-Überfälle mit Narkosegas so durchzuführen, wie es immer geschildert wird, eigentlich nicht gegeben", sagt Bursch, der in seiner Freizeit Wohnmobilurlaubet ist.
Mit Narkosegas werden Patienten zwischen Leben und Tod gehalten
"Narkosegas ist entweder leichter oder schwerer als Luft", so Bursch. Es gebe Personen, die im Wohnmobiloben liegen, andere würden unten liegen. Da sich die Gas-Konzentration unterschiedlich verteile, müssten mögliche Täter "eigentlich genau wissen, wie viel sie einleiten müssen, damit eine Narkotisierung eintritt". Das Gas müssten sie genauestens justieren, "denn mit dem Narkosegas hält man die Patienten im Prinzip zwischen Leben und Tod – wenn man zu viel gibt, dann sterben sie", sagt er. Es seien aber bisher keine Vorfälle bekannt, bei denen wirklich irgendwelche Schäden oder Todesfälle passiert sind.
Löcher, die zur Gaseinleitung eingebohrt wurden, seien ebenfalls noch nicht gefunden worden. Zudem gebe es bei Wohnmobilen eine Zwangsentlüftung. Und die Täter bräuchten so viel Gas, "dass die nicht mit einem Fläschchen kommen, sondern eine etwas größere Apparatur über den Parkplatz schieben müssten, um entsprechend Narkosegas einleiten zu können", erklärt Bursch.
Aufgrund dieser vielen Faktoren "muss ich ganz klar sagen, dass diese Möglichkeit für mich eigentlich nicht existiert", sagt Bursch. Dass jemand im Schlaf überfallen wird und es nicht bemerkt, weil er dann im Wohnmobil zur Betäubung "vielleicht einen Lappen auf die Nase gedrückt bekommt, das ist möglich", sagt der Polizist und Wohnmobilfahrer.
Weitere Wohnmobil-Betrugsmaschen: Vorgetäuschte Pannen und Spiegeltrick
Sein Tipp: Gerade in Südfrankreich oder im spanischen Bereich, wo Überfälle eher vorkommen sollen, sollten Reisende Wohnmobilstellplätze oder Campingplätze auswählen, die bewacht sind. "Nicht überwacht mit Video, sondern bewacht mit einem Sicherheitsdienst", betont Bursch. Sich einfach nur an eine Raststätte zu stellen, sei dagegen nicht empfehlenswert. Dort laufen einige Kühlaggregate der LKWs, "dann ist es sowieso ein bisschen lauter, da achtet auch keiner wirklich, ob da jemand läuft und irgendwo einbricht", so Bursch.
Als eine Betrugs-Masche bei Wohnmobilisten gebe es laut dem ADAC immer wieder vorgetäuschte Pannen. Dabei werde als "Ablenkungsmanöver für einen Diebstahl auf vermeintliche Schäden am Fahrzeug hingewiesen". Zudem gebe es den sogenannten Spiegeltrick: Dabei behaupten die Betrügerinnen und Betrüger, "dass man einen Seitenspiegel eines anderen Fahrzeugs beschädigt hätte", so ADAC-Pressesprecher Hiller. Auch aufgeschlitzte Reifen seien eine gängige Methode, um Wohnmobilisten zum Anhalten zu zwingen.
ADAC Nordbayern gibt Sicherheitstipps für Wohnmobil-Reisende
Der ADAC Nordbayern empfiehlt, das Wohnmobil mit einem Spanngurt oder einer Kette zu sichern, die etwa durch Haltegriffe oder Armlehnen gezogen werden können. So werde verhindert, dass Fahrzeugtüren von außen geöffnet werden können. Um sich gegen nächtliche Einbrüche bestmöglich zu schützen, sollten Fenster und Türen möglichst geschlossen bleiben. Im Fachhandel gibt es zudem Türsicherungen, die einen zusätzlichen Schutz bieten.
Dokumente und Wertsachen sollten laut Hiller "keinesfalls offen auf dem Beifahrersitz liegen", sondern in einem fest eingebauten Safe aufbewahrt werden. Wertvollen Schmuck sollten Wohnmobil-Reisende gleich zu Hause lassen. Sinnvoll sei zudem, die Notrufnummern von Polizei und Pannenhilfe im jeweiligen Land "und ein aufgeladenes und betriebsbereites Handy bereitzuhalten", so Hiller.
Alarmanlage und Gaswarner zur Sicherheit im Wohnmobil
Laut Bursch gibt es zusätzliche Sicherheitstechniken, die es "ein bisschen erschweren, die Wohnmobile aufzubrechen. Da muss man aber auch ganz klar sagen, dass die Konstruktion von den neueren Wohnmobilen da nicht wirklich lange standhält", da vieles aus Plastik oder Schaumstoff sei. "Ob damit ein großer Widerstand erreicht werden kann, sei dahingestellt", sagt der Polizist.
Stattdessen könnten Wonhmobilisten eine Alarmanlage einbauen, damit sie geweckt werden, sobald ein Einbruchversuch stattfindet. Auch ein Gaswarner sollte laut Bursch ins Wohnmobil – aber nicht wegen möglicher Narkosegas-Überfälle – sondern zur Sicherheit, falls Gas aus der eigenen Gasflasche austritt.
Im halben Artikel wird dann erklärt dass das nicht möglich ist.
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Aufgrund dieser vielen Faktoten "muss ich ganz klar sagen, dass diese Möglichkeit für mich eigentlich nicht existiert", sagt Bursch.
Die Überschrift sollte eher lauten: Sicherheitstipps für den Wohnmobilurlaub