Sehr geehrter Herr Reinicke,
das war eine Überraschung! Wobei, eigentlich waren es zwei, und die kleinere Überraschung war vielleicht die: Der ADAC ruft zum Spritsparen auf. Wegen des Krieges in der Ukraine. Weniger Kraftstoff verbrauchen, die Abhängigkeit von Rohöl-Importen senken sei angesagt, sagen Sie und haben eine Kampagne dazu gestartet: "Spritsparen. Helfen. Mobil bleiben." Viel verblüffender aber: Der Riesenaufschrei blieb aus.
Da appelliert der Allgemeine Deutsche Automobil-Club e. V. an seine 21 Millionen Mitglieder, ruft zum Fahrradfahren auf – und es gibt kein Hupkonzert? Klar, auf Facebook haben Sie die paar hundert erwartbaren Kommentare schon bekommen: "Meine Kündigung geht morgen früh raus", "Alles immer schön linientreu mit der Politik", "Ihr werdet immer bekloppter, demnächst empfiehlt der Fleischer zum Gemüsehändler zu gehen". Oder kurz: "Spinnt ihr?"
Offener Brief an alle ADAC-Mitglieder - und keine aufheulenden Motoren?
Aber sonst: kein Shitstorm, kein Protest, allenfalls irgendwo eine Notiz am Rand. Dass nur der Chef der AfD im Stuttgarter Landtag angesichts Ihres offenen Briefes gleich mit einer Pressemitteilung reagierte und die Motoren aufheulen ließ ("Wenn der ADAC zum Radfahren auffordert, kann er auch gleich mit dem ADFC fusionieren"), war fast schon bezeichnend. Hat Sie das auch gewundert?
Jedenfalls haben Sie festgestellt, dass man beim Autofahren Öl verbraucht, das wir für teuer Geld unter anderem aus Russland importieren. Sie ziehen den logischen Schluss und empfehlen: Bus nehmen, zu Fuß gehen. Jeder gesparte Liter Treibstoff könne dazu beitragen, die Abhängigkeit von russischen Ölimporten zu reduzieren, meinten Sie. Damit könnten Autofahrer mittelbar auf die weitere Entwicklung des Krieges Einfluss nehmen. Und für viele Kurzstrecken ergebe die Autofahrt sowieso keinen Sinn.
Ihr Appell: Zum Bäcker mit dem Fahrrad statt mit dem SUV
Denn man könne – so Ihre Worte – auch mobil bleiben, wenn man "zum Bäcker mit dem Fahrrad anstatt mit dem SUV fährt". Sie selbst würden versuchen, "rund 20 Prozent langsamer" zu fahren: "Wenn das alle 21,2 Millionen Mitglieder des ADAC so machen würden, wären es bereits gewaltige Einspareffekte."
Leider haben Sie offengelassen, ob Sie vielleicht doch für ein generelles Tempolimit sind oder es als ADAC-Präsident wenigstens akzeptieren würden. Aber dass Sie jetzt so offensiv empfehlen, mit dem Rad zum Bäcker zu fahren und dabei auch noch das Klischee vom dicken SUV in der engen Innenstadt bedienen – Herr Reinicke, das ist schon was!
Was eigentlich? Ein pragmatischer U-Turn? Eine gelbe Vollbremsung? Nur ein Spurwechsel? Oder doch womöglich das (späte) Eingeständnis von Deutschlands größtem Autolobbyisten, dass die Zeit der Fixierung auf den motorisierten Individualverkehr vorbei ist?
ADAC, das war doch der Vorfahrt-Verein für Leute auf der Überholspur
Über Jahrzehnte hat Ihr Verein Autofahrerinnen und Autofahrern zuverlässig und erfolgreich das Gefühl gegeben, Vorfahrt zu haben auf den Straßen dieser Welt. Der ADAC: die unbeirrbare Lobbyorganisation für Menschen auf der Überholspur. Mobilität – das hieß für den Club in Gelb doch: Motorisierung auf Rädern. Pannenhilfe. Und freie Fahrt für freie Bürger, Vollgas voraus.
Sie erinnern sich bestimmt besser, Herr Reinicke. Während der Ölkrise in den 70-er Jahren protestierte der ADAC gegen den autofreien Sonntag. Höchstgeschwindigkeit 100 auf Autobahnen – "unrealistisches Kriechtempo!" – galt es unbedingt zu verhindern.
Pannenhilfe jetzt auch für Fahrradfahrer!
Und jetzt? Allgemeiner Verkehrswendeclub? In Berlin und Brandenburg half der ADAC seinen Mitgliedern im vergangenen Sommer schon bei Fahrradpannen. Notfall oder Platten? Gelbe Engel rufen! In einem Pilotprojekt wurden Räder dort samt Gepäck und Ladung sogar geborgen und abgeschleppt, ganz wie die liegengebliebenen Autos mit qualmendem Motor oder leerem Tank.
Sehr geehrter Herr Reinicke, Sie wollen offensichtlich für zwei über Jahrzehnte innigst verfeindete Straßenbevölkerungsgruppen da sein. Und Sie scheinen begriffen zu haben, dass auch ADAC-Mitglieder inzwischen durchaus öfter mal Fahrrad fahren und womöglich gar mal in einen Bus steigen. Die Limousine steht bei Europas größtem Verkehrsclub nicht mehr allein im Vordergrund. Der ADAC setzt sich mit ökologischen Themen auseinander und hat zumindest seinen grundsätzlichen Widerstand gegen das Tempolimitaufgegeben.
Klimaschutz sollte keinen Krieg brauchen
Herr Reinicke, aufs Auto zu verzichten war immer schon eine gute Idee. Spritsparen sollte man nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen. Umwelt und Klima sollten keinen Krieg, keine Unmenschlichkeit brauchen, um auch geschützt zu werden.
Treten Sie also gerne noch stärker in die Pedale, als Allgemeiner Deutscher Allmobilitätsclub! Dann bräuchte nur noch Ihre Clubzeitung "Motorwelt" einen neuen Namen.
Mit besten Grüßen,
Alice Natter, Redakteurin
Der ADAC schafft sich selber ab!
Da sollten die Abgeordneten der Grünen mal mit gutem Beispiel vorangehen und nicht aus dem Glashaus werfen!
Die Diskussion ist sowas von verlogen!
Jeder kann selbst einen Beitrag leisten-wenn er will! Nur mit Verordnungen oder Gesetzen oder klugen Ratschlägen von realitätsfernen Menschen ist doch echt verlogen!
Haben Sie Beweise für ihre Behauptung? Oder ist das nur das Jucken der alten Kriegsverletzung, welches Ihnen das sagt?
PS: mein Auto kann locker über 200 kmh und ich würde mich in meiner Freiheit von Tempo 130 nicht eingeschränkt fühlen!
also last es lieber. wenn Sie 130 fahren wollen und Rücksicht auf die schneller fahrenden nehmen
gibt es keinen Stress.