Ist das noch ein Trend oder doch schon ein Hype? Wer sich die jüngste Entwicklung des Campens anschaut, kann da nicht sicher sein. Es ist eine Erfolgsgeschichte, die gerade erst begonnen und ihre stärksten Kapitel wohl noch vor sich hat. In Kitzingen oder an der Mainschleife, auf städtischen Wohnmobilplätzen oder auf Winzerhöfen – wo man auch hinkommt, die Camper und Wohnmobilisten sind schon da. Eine Entwicklung, die so nicht absehbar war. „Als ich vor 21 Jahren angefangen habe, waren ein paar Wohnmobilisten dabei“, erinnert sich Claudia Bellanti, die Leiterin der Iphöfer Touristinfo. „In den letzten fünf Jahren hat das Thema dann enorm an Fahrt gewonnen.“ Jetzt werden in der Stadt weitere 16 Plätze für Wohnmobile geschaffen – auf Privatgrund. Der Antrag hat am Montag den Bauausschuss passiert.
Skatabende im Vorzelt und Kaffeeseligkeit am Klapptischchen: Lange galt Campingurlaub als Inbegriff der Spießer-Idylle. 1980 waren bundesweit gerade einmal 58 000 Wohnmobile registriert, 2010 war es schon um die 300 000. Im vergangenen Jahr wurden 78 055 neue Reisemobile zugelassen – ein Plus von 44,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie der Caravaning Industrie Verband (CIVD) meldet. Nach neuesten Zahlen könnte es bis Ende 2021 in Deutschland rund eineinhalb Millionen zugelassene Wohnwagen und andere Reisemobile geben. Und noch eine Zahl: Knapp fünf Millionen Menschen planten in diesem Jahr einen Urlaub oder Ausflug im Caravan. Innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre könnte ihre Zahl auf über 13 Millionen steigen. So berichtet es das Verbraucherportal „Reise vor 9“.
Auf staubiger Schotterwiese entsteht ein Wohnmobil-Stellplatz
In Iphofen hat die Stadt früh auf den Trend reagiert und die einst staubige Schotterwiese am Einersheimer Tor herrichten lassen. Einige hunderttausend Euro hat das gekostet, doch dafür gibt es jetzt einen schicken Platz mit zehn Wohnmobil-Nischen direkt am Herrengraben. Nach Branchenangaben steigt auch die Zahl der Stellplätze auf Campingplätzen, allerdings nicht so stark wie die Nachfrage nach Fahrzeugen. So zählt der Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland aktuell 3061 Campingplätze mit 230 000 Stellflächen. Das seien nur sechs Campingplätze mehr als 2020.
Deshalb setzen sich ADAC oder der Deutsche Tourismusverband DTV bei Kommunen und Landkreisen dafür ein, weitere Stellplätze zu schaffen. Gleichzeitig, so heißt es, würden angesichts überfüllter Campingplätze mehr Menschen kreativ – und wichen auf Alternativen aus wie Camping auf dem Bauernhof oder beim Winzer. „Dort“, sagt Claudia Bellanti, „haben die Leute die Möglichkeit, sich schön hinzusetzen oder Frühstück zu bekommen.“
Bislang gibt es nur vereinzelt private Stellflächen
In Iphofen gibt es neben den zehn (kostenlosen) städtischen Stellplätzen am Einersheimer Tor derzeit sechs auf dem Gelände zweier Weingüter und noch einmal vier auf einem Bauernhof in Dornheim. Jetzt sollen mit einem Mal 16 weitere Plätze dazukommen, und zwar auf dem Gelände des etwas außerhalb der Stadt gelegenen Winzerhofs Emmerich. Von einem „absoluten Highlight“ sprach Stadträtin Peggy Knauer im Bauausschuss angesichts der Lage der Stellflächen in freier Natur.
„Aus touristischer Sicht brauchen wir weitere Angebote“, sagt Bürgermeister Dieter Lenzer. Hier geht es um eine am Bedarf orientierte Infrastruktur: Stellplätze für Wohnmobile werden als reine Übernachtungsplätze genutzt und müssen deshalb nicht so kommod ausgestattet sein wie Campingplätze. Der ADAC registriert einen Trend weg von der Parkplatzsituation. Viele Campende wollten jetzt eher „versteckt stehen und für sich sein“.
Was macht den Reiz des Campens aus? Claudia Bellanti beschreibt es mit einem Gefühl. „Frei und unabhängig sein, die Natur genießen.“ Man stellt den Wagen ab, wo es einem gefällt; und wenn die Platznachbarn nerven oder der Himmel tagelang voll grauer Wolken hängt, zieht man einfach weiter. In Corona-Zeiten kam noch ein anderer Faktor hinzu: „Kontaktfrei urlauben und sich autark versorgen“, wie Bellanti sagt. Individuelles Reisen mit Wohnmobil oder Caravan sei in Pandemiezeiten „eine besonders sichere Urlaubsform“, sagt CIVD-Präsident Hermann Pfaff zu dem anhaltenden Boom.
Besonders die jüngere Zielgruppe ist beim Camping stark im Kommen, das stellen Experten des Branchenverbands und des ADAC anhand von Umfragen übereinstimmend fest: Speziell die sogenannten Millennials, also Menschen von Mitte 20 bis Mitte 30, zeigen großes Interesse. 2020 habe man vor allem gänzlich neue Kunden gesehen, so der CIVD – also Einsteiger, die sich wirklich zum allerersten Mal für Camping interessieren.
Aber in Kitzingen kann man es sich leisten Flächen innerhalb des Stellplatzes ,ca. 15 Stellplätze zu sperren ?
Aus welchem Grund auch immer. Dafür wird die Tourismus " Zentrale" für ca. 150000 Euro vergoldet.
Auch der neue OB lässt sich lieber fotografieren ,statt zu agieren.