Die Wassergruppe Marktheidenfeld sieht einen Teil ihres Trinkwasservorkommens in Gefahr: Biber stauen mit ihren Bauten den Heinrichbachs nahe am Kieselbrunnen im Weihersgrund. Mit dem geförderten Wasser aus insgesamt sechs Brunnen versorgt die Wassergruppe Marktheidenfeld etwa 13.700 Menschen. Davon werden 8600 vom Wasserwerk Weihersgrund beliefert (Stand: 2022); Industrie- und Gewerbebetriebe nicht eingerechnet.
In dem Naturschutzgebiet nördlich von Bischbrunn fühlen sich Biber schon länger wieder heimisch. In dem Tal gibt es artenreiche Feucht- und Nasswiesen, Quellbereiche und moorige Stellen. "Der Weihersgrund ist der ideale Lebensraum für den Biber", weiß Richard Roos, Vorsitzender der Wassergruppe Marktheidenfeld.
Roos: Bis vor zwei Jahren keine Probleme mit Bibern am Weihersbach bei Bischbrunn
Als bis vor zwei Jahren Biber weiter aufwärts am Weihersbach siedelten, habe es keine Probleme gegeben, so Roos. Jetzt fürchtet er, dass die Tiere massiven Einfluss auf das Grundwasser nehmen könnten – durch Losungen (Kot) im angestauten Bachwasser und durch einen möglichen Rücklauf des Brauchwassers ins Grundwasser.
Der Biber werde gerne mit anderen Wildtieren, etwa dem Wolf, "in einen Topf geworfen" und als naturschädigend dargestellt, erklärt Berit Arendt, Bibermanagerin für Nordbayern beim Bund Naturschutz. Doch in rund 70 Prozent der Biberreviere funktioniere die Nachbarschaft zwischen Mensch und Nager nahezu problemlos, schreibt der Verein auf seiner Internetseite. Und, dass Biber in Bayern pro Jahr etwa so große Schäden anrichten würden, wie Rehe im Straßenverkehr an zwei bis drei Tagen.
Naturschutzbehörde und Bibermanagerin: Keime im Grundwasser wahrscheinlich nicht vom Biber
Sie sagt, es habe zwar Keime im Grundwasser im betreffenden Bereich gegeben. Ob diese vom Biber stammen, sei aber nicht nachgewiesen. Auch die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt sagt dazu: "Nach Expertenmeinung ist ein Zusammenhang zwischen E. coli-Belastung [Anm. d. R.: Erreger Escherichia coli, kurz Colibakterien] des Trinkwassers und Bibervorkommen äußerst unwahrscheinlich."
Eigentlich hat der Biberschutz im Naturschutzgebiet, das zur Gemeinde Bischbrunn gehört, Vorrang. Doch weil es um die Qualität des Trinkwassers geht, habe die Untere Naturschutzbehörde der Gemeinde Bischbrunn genehmigt, die Biberbauten aus dem Heinrichsbach auf Höhe des Kieselbrunnens zu entfernen, heißt es vom Landratsamt auf Anfrage. Gleichzeitig sei sicherzustellen, dass in diesem Bereich keine neuen Dämme entstehen.
Möglichst kein Wasser in einer Trinkwasserschutzzone anstauen
Wie vorzugehen sei – also wann und wie die Bauten abzutragen seien –, habe die Bibermanagerin mit der Gemeinde abgestimmt, sagt sie. Generell sollte es in einer Trinkwasserschutzzone möglichst vermieden werden, Oberflächenwasser zu stauen. Präventiv sei es deshalb angemessen, dass versucht werde, die Biber zu vergrämen. Doch das sei nicht einfach. "Man kann einen Biber nicht einfach einpacken und umsiedeln", sagt Arendt.
Bei einem Ortstermin im August seien verschiedene Maßnahmen für eine effektive und langfristige Konfliktbewältigung besprochen worden, so das Landratsamt. Die Bereiche, in denen kein Wasserrückstau stattfinden soll, könnten zum Beispiel mit Elektrozäunen geschützt oder die Schacht- und Entlastungsbauwerke der Wassergruppe verstärkt werden. Hierzu ist eine naturschutzrechtliche Befreiung und gegebenenfalls auch eine Ausnahmegenehmigung nach der Wasserschutzgebietsverordnung erforderlich.
Aufwendige Maßnahmen zum Vergrämen der Biber notwendig
Bischbrunns Bürgermeisterin Agnes Engelhardt bestätigt, dass die Biberbauten im betreffenden Bereich vom Bauhof ständig kontrolliert werden. "Dämme werden so weit abgebaut, dass kein Wasser gestaut wird", sagt sie. Weitere Maßnahmen habe man bisher nicht ergriffen. Man wolle beobachten, wie sich die Lage entwickelt. Engelhardt betont, wie aufwendig derartige Maßnahmen seien. "Das Gebiet ist versumpft, da ist viel Handarbeit nötig." Sie lobt die Unterstützung, die Bischbrunn von den Bauhöfen der Nachbargemeinden und den Mitarbeitenden der Wassergruppe erhalte.
Arendt sagt, sie habe empfohlen, einige hundert Meter weiter einen Abschnitt abseits der Trinkwasserschutzzone festzulegen, in dem die Biberfamilie uneingeschränkt wirken darf. Dort solle von den Bauhofmitarbeitern ein See aufgestaut und lose Äste bereitgelegt werden. Vielleicht würden das die Tieren als Einladung verstehen, sich dort niederzulassen. Doch dafür ist es in diesem Jahr zu spät: "Bis September hätte begonnen werden sollen, damit die Biber vor dem Winter genügend Zeit haben, sich an anderer Stelle einen neuen Bau zu errichten."
Braunbär, Eurasischer Luchs, Puma und Wolf zählten früher zu den wichtigsten natürlichen Feinden des Bibers. Gefahr geht derzeit am ehesten von wildernden Hunden aus. Kein Mensch braucht diesen Biber, das gleiche ist der Marder und der Waschbären diese richten Schäden in Millionen höhe an.