Zu einem Austausch von Inspirationen und Zukunftsideen kam es am Montagabend im Klempnermuseum in Karlstadt. Über siebzig Gäste folgten der Einladung der Bürgerinitiative "Karscht macht mobil" zur Veranstaltung "Wenns lefft - Erfolgsgeschichten aus der Kleinstadt". Ehrengast war der über vier Autostunden angereiste Berthold Bültgerds, Bürgermeister im nordrhein-westfälischen Wettringen. Mit einem Impulsvortrag eröffnete er das Programm, danach folgte eine Podiumsdiskussion.
Der Grund für Bültgerds Anreise: Karlstadt wollte sich von dem mit etwa 8000 Einwohnern deutlich kleineren Wettringen ein Stück weit zeigen lassen, wie das mit dem kürzlich beschlossenen Radverkehrskonzept funktionieren könnte – und zwar schnell und effektiv. Bültgerds machte jedoch deutlich, dass beide Kommunen schwer miteinander vergleichbar wären. "Wir haben schon allein topografisch ganz andere Voraussetzungen. Das Münsterland ist ohnehin eine Radregion", erklärte Bültgerds, dem es gelungen ist, Wettringen zur fahrradfreundlichsten Kleinstadt Deutschlands zu machen.
Wettringen mit ausgearbeitetem Radwegenetzplan seit 2004
Die Stadt im Münsterland konnte sich vor zwei Jahren gegen 417 andere Städte vergleichbarer Größe im Fahrradklimaindex des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) durchsetzen. Dass derartige Auszeichnungen in Karlstadt wohl noch lange ein Wunschtraum bleiben, zeigt auch die lange Geschichte der Radverkehrsplanung in Wettringen. "Wir haben einen regelmäßig aktualisierten Radwegenetzplan, der seit 2004 besteht. Das Rad wird bei all unseren Planungen mitgedacht", sagt Bültgerds. So seien auch die Brücken in der Stadt alle so konzipiert, dass sämtliche Verkehrsteilnehmer problemlos queren können.
Ähnlich wie bei den Bürgerworkshops in Karlstadt zu Themen wie dem Radverkehrskonzept oder der Entwicklung der Südstadt mit Hegewaldgelände, wird auch in Wettringen großer Wert auf Bürgerbeteiligung gelegt. Bültgerds versichert: "Bei uns wurde in all den Jahren kein Radweg erweitert oder neu angelegt, bei dem es Gegenwind aus der Bevölkerung gab." Mit reichlich Rückenwind habe man in Nordrhein-Westfalen auch in finanzieller Hinsicht arbeiten können. "Wir konnten oft von hohen Fördersätzen profitieren, damit steht und fällt sehr viel."
Podiumsdiskussion mit innovativem Austausch
Im weiteren Verlauf des Abends begrüßten die Moderatorinnen Kathrin Schönmeier und Kerstin Rudolph neben Bültgerds drei weitere Gäste, die "bewusst kein politisches Mandat" haben sollten, auf dem Podium. Natalie Rudolph, in führender Position bei einem Anbieter von Messgeräten und mit Start-up-Erfahrung aus dem Silicon Valley, Martin Meier als 1. Vorstand des Trägervereins vom Umsonst & Draußen Karlstadt und Rüdiger Amthor als beratender Ingenieur bei den Kulturgaden Stetten komplettierten die Runde. Gemeinsam wurde darüber diskutiert, wie es gelingen kann, innovative Ideen zu realisieren und andere dafür zu begeistern.