Mehr als 200 Besucher zeigten bei der Gründungsversammlung des Vereins "Kulturgaden Stetten" in der Mehrzweckhalle das große Interesse an dem Vorhaben rund um den Stettener Dorfkern mit der ehemaligen Grundschule und den Gaden im Mittelpunkt.
Letztendlich trugen sich 91 von ihnen als Gründungsmitglieder in die Listen ein. Ein Erfolg, mit dem selbst die größten Optimisten nicht gerechnet hatten. Bei der ersten Wahl wurde Martin Burkard als Vorsitzender bestimmt, sein Vertreter ist Rüdiger Amthor. Die Kasse führt Jörg Goldstein und Schriftführer ist Andreas Schneider.
Eigentlich sind es gleich mehrere Projekte, die jetzt rund um die Pfarrkirche St. Albanus in Angriff genommen werden sollen. Das Schulgebäude aus dem Jahr 1931 steht seit gut zehn Jahren leer, nachdem die Kinder an der Grundschule in Thüngen unterrichtet werden. Im Obergeschoss sind derzeit zwei Wohnungen vermietet, in einem der Klassenzimmer gibt es einen provisorischen Jugendtreff. Hier will die Initiative "Kulturgaden" künftig barrierefreies Wohnen und Dienstleistungen wie beispielsweise Physiotherapie ermöglichen.
Gadenkeller sollen saniert werden
Wegen des Schulbaus vor 90 Jahren musste der südliche Teil der alten Gaden weichen, erhalten sind noch eine Reihe von Kellern, die Fläche darüber ist asphaltiert. Hier ist ein neues Dorfgemeinschaftshaus mit einer Grundfläche von etwa 250 Quadratmetern geplant, das mit Küche, Cafeteria und womöglich Vinothek, vor allem aber mit großzügigen Begegnungsräumen für kulturelle und soziale Angebote zur Verfügung steht. Die Gadenkeller unter diesem Gebäude werden nach den Plänen saniert und mit in das Konzept eingebunden.
Zu guter Letzt gibt es noch die "Alte Schule" mit dem ehemaligen Gemeindehaus, das gegenwärtig von Vereinen genutzt wird. Es soll weiterhin Vereins- und Jugendhaus bleiben, wobei auch hier die vorhandenen Gadenkeller mit einbezogen werden.
Diese drei Schwerpunkte sollen nach Ansicht der seit 2018 bestehenden "Entwicklungsgruppe" zu einem Gesamtkonzept verschmolzen werden. Dazu waren aber wirtschafts- und vereinsrechtliche Voraussetzungen zu erfüllen. Vor etwa einem halben Jahr wurde dazu die eingetragene Genossenschaft "Kulturgaden Stetten" gegründet, deren Vorstände Florian Burkard und Helmut Kron sind. Sie fungieren künftig gewissermaßen als "Hardware" des Projekts, welche die Immobilien, die sich noch im Besitz der Stadt Karlstadt befinden, verwaltet. Dazu soll mit der Stadt ein Erbbaurechtsvertrag für die ehemalige Grundschule mit den Gadenkellern geschlossen werden. Damit geht die Baulast auf die Genossenschaft über. Für das Vereinshaus ist ein Nutzungsvertrag mit der Stadt vorgesehen.
Finanzierung ist ein großer Knackpunkt
Damit die "Hardware" sinnvoll wird, ist auch die "Software" notwendig. Der neu gegründete Verein "Kulturgaden Stetten" soll die Räumlichkeiten verwalten und letztendlich mit Leben erfüllen. Er sieht sich auch als Ansprechpartner für andere Vereine.
Nach den Worten des Stadtrats und Mitinitiators Florian Burkard sollen die Kulturgaden ein Gesamtkonzept bilden, es "soll gefühlt alles eins werden!" Weil sowohl durch die Genossenschaft als auch durch den Verein die Organisation und die Leitung aus Stettener Hand erfolge, gebe es keine Fernverwaltung durch die Stadt.
Ein Knackpunkt des Projekts ist allerdings noch die Finanzierung, Rüdiger Amthor gab dazu einen Überblick. Die Bedingungen hätten sich in den letzten fünf Jahren leider negativ entwickelt, sagte er. Zum einen seien die Baupreise enorm gestiegen und auch die Zinsen haben sich deutlich nach oben entwickelt.
Zum anderen hätten sich auch die öffentlichen Förderkulissen ungünstig verändert, man hoffe in diesem Jahr auf neue Fördertöpfe. Eine große Hoffnung liegt derzeit beim Amt für Ländliche Entwicklung, das sehr stark an einer Zusammenarbeit interessiert sei und das Vorhaben mit der sowieso geplanten punktuellen Dorferneuerung rund um das Kirchenareal zusammenführen könnte. Ursprünglich war man von einer Summe von 2,5 Millionen Euro ausgegangen, mittlerweile lägen die Aussichten bei drei Millionen. Wie viel Geld davon die Genossenschaft künftig durch Zeichnungen von Bürgern aufbringen könne, sei noch unklar.
Anderen Vereinen nicht im Weg stehen
Der neu gegründete Verein "Kulturgaden Stetten" möchte noch vor den ersten baulichen Fortschritten für die Gemeinschaft aktiv werden. Als Auftakt soll es am 23. Februar ein erstes gemeinsames Mittagessen im Pfarrheim geben. Diese Aktion könnte später zu einer festen Einrichtung im Gadenhaus werden. Am 9. Juli ist die Abschlussveranstaltung für die "Unterfränkischen Kulturtage" in Stetten möglich. Diese werden von der Stadt Karlstadt ausgerichtet. Ein weiterer Punkt ist ein Historienspiel am Platz vor dem Torbogen im Sommer.
Die neue Vereinsführung betont, dass die "Kulturgaden Stetten" nicht in Konkurrenz mit den anderen Vereinen auftreten wollen, sondern vielmehr in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit diesen wirken wollen. Hinter dem Vorstand stehen auch schon eine ganze Anzahl von Helfern bereit, die sich konkret etwa in den Bereichen Kochen und Küche, Veranstaltungen, Soziales, Gastronomie und Geschichtliches aktiv einbringen wollen und können.
Investition ist keine wirkliche Kapitalanlage
Bei der Aussprache vor der offiziellen Vereinsgründung wurden seitens der Besucher eine ganze Reihe von Fragen und Anregungen vorgetragen. Dabei ging es um eine professionelle Geschäftsführung, die zu vermietenden Wohnungen, Konkurrenz zu Ortsvereinen und die Verquickung des Vereins mit der Genossenschaft.
Auf die Frage nach der Wirtschaftlichkeit, antwortete Genossenschaftsmitglied Andreas Fella lakonisch: "Für die Bürger, die einen Anteilschein zeichnen, wird das nie eine Kapitalanlage sein. Der Mehrwehrt ist, dass es die Kulturgaden gibt. Und wir glauben an diese Idee".