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Karlstadt
Was ist ein Klimamanager und braucht Karlstadt einen? Auf Studienreise in Münnerstadt
Die Projektgruppe Klimaschutz machte sich auf den Weg in die Rhön, um sich auf eine anstehende Entscheidung im Stadtrat vorzubereiten: Wer soll sich um den Klimaschutz in der Stadt kümmern?
Klimamanager Stefan Richter führte die Projektgruppe Klimaschutz aus Karlstadt durch Münnerstadt und stellte seine Aufgaben vor. 
Foto: Tabea Goppelt | Klimamanager Stefan Richter führte die Projektgruppe Klimaschutz aus Karlstadt durch Münnerstadt und stellte seine Aufgaben vor. 
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 11.07.2024 02:41 Uhr

Der Regen tröpfelt während des Stadtrundgangs in Münnerstadt, doch Klimamanager Stefan Richter will der Projektgruppe Klimaschutz aus Karlstadt seine Projekte vor Ort zeigen. Zu Beginn der Führung verteilt er also erst einmal Regenschirme – Ausrüstung für jede Wetterlage, das könnte beinahe als Aufgabe eines Klimamanagers durchgehen. Doch was sind wirklich die Aufgaben eines Klimamanagers? Dieser Frage ging die Karlstadter Projektgruppe bei ihrem Besuch im benachbarten Landkreis Bad Kissingen nach, um sich umfassend für eine Entscheidung zu informieren, die den Stadtrat bald beschäftigen wird: Braucht Karlstadt einen Klimamanager beziehungsweise eine Klimamanagerin, oder nicht? 

Denn bald wird es einen großen Schritt weitergehen in Sachen Klimaschutz. Vor mehr als zwei Jahren beschloss der Stadtrat einstimmig, ein Fachbüro mit der Erstellung eines Klimaschutzkonzepts zu beauftragen. Angeregt hatten das Gisela Kleinwächter und Norbert Scholz, die sich aus der Bürgerschaft heraus nun auch in der Projektgruppe engagieren. Zudem sind Vertreter aller Fraktionen aus dem Stadtrat dabei: Benedikt Kaufmann (Freie Wähler), Wolfgang Tröster (Bündnis 90 / Die Grünen), Harald Schneider (SPD) und Mathias Rudolph (CSU). Ergänzt wird die Gruppe um den Klimaschutzbeauftragten des Landkreises, Michael Kohlbrecher.

Am 19. Juli soll das Konzept erstmals der Projektgruppe vorgestellt werden. Darin werden mehrere Maßnahmen für den Klimaschutz aufgeführt sein, die der Stadtrat anschließend priorisieren soll. Anschließend bleibt die Frage, zu klären, wer die Koordination und Umsetzung dieser Maßnahmen übernimmt. Gibt es Kapazitäten und Kompetenzen in der Stadtverwaltung, oder muss eine neue Stelle geschaffen werden? Ein Teil der Kosten dafür könnte zumindest durch Fördergelder gedeckt werden.

Andere Ausgangslage in Karlstadt

Die Münnerstadterinnen und Münnerstadter sind das Thema anders angegangen: Sie haben direkt einen Klimamanager eingestellt und diesen beauftragt, ein Klimaschutzkonzept zu erstellen. So ist Stefan Richter bereits seit drei Jahren für die Stabsstelle Klimaschutz in der Stadtverwaltung zuständig. Er zog dafür von Bochum in die Rhön. Zuvor war er unter anderem an einer Universität tätig, studiert hatte er einen Mix aus Informatik, Biologie, Physik und Chemie.

Die Qualifikation eines Klimaschutzmanagers ist allerdings nicht genau geregelt, genauso wenig die Aufgaben, wie Richter klarstellt. "Ich sehe es als Dreisprung: ökonomisches, ökologisches und soziales Klima", sagt er. In der Stadt treibt er deshalb nicht nur Maßnahmen voran, die klassisch in den Klimaschutz fallen. Ein Wohnprojekt auf dem Gelände einer Gärtnerei etwa, dessen Gebäude den bestmöglichen Energieklassen entsprechen sollen. Oder ein Leerstand, der mit einem genossenschaftlichen Supermarkt gefüllt wurde, um Einkaufen in der Altstadt wieder zu ermöglichen.

Klimamanager Stefan Richter vor einem Staudenbeet.
Foto: Tabea Goppelt | Klimamanager Stefan Richter vor einem Staudenbeet.

"Wir brauchen kein zweites Stadtmarketing und Leerstandsmanagement", war der Tenor der Karlstadter Abordnung in diesem Zusammenhang. Die Kreisstadt hat etwa doppelt so viele Einwohnerinnen und Einwohner wie Münnerstadt und ist in diesen Bereichen ganz anders aufgestellt. "Sind Aufgaben dabei, die im Haus keiner bearbeiten kann?" – auf diese Frage hin soll das Konzept untersucht werden, schlug Rudolph vor. "Man muss Aufgaben mit Personal hinterlegen", stellte Kaufmann klar.

Richter: "Beim Klimaschutz geht es nur um Sachpolitik"

Und so stellte Richter auch ein paar seiner Projekte vor, die hauptsächlich den Klimaschutz betreffen. Ein Windpark, der ursprünglich drei Windräder umfassen sollte, wird nun aus 18 Anlagen bestehen, sechs Kommunen machen mit. Eine Studie für eine Großbatterie mit Elektrolyseur ist in Auftrag gegeben worden.

Netzwerke sind entstanden, unter den Klimamanagern des Landkreises, aber auch in der Zusammenarbeit der Gemeinden in der Region beim Thema Energie. Und nicht zuletzt sind auf den Beeten der Stadt nun pflegeleichte Stauden angelegt, statt sie zu schottern, weil der Bauhof zu wenig Personal für die anfallenden Arbeiten hat. "Ich bin derjenige, der die Dinge anstößt. Ich spreche die Leute an und ich bringe die Leute zusammen", beschrieb Richter seine Aufgabe.

Die Rolle des Klimamanagers sei durch das Hochwasser im Ahrtal und die Energiekrise nach Ausbruch des Angriffskriegs auf die Ukraine stärker wahrgenommen worden, bemerkte Richter. Den Räten gab er zum Thema Klimaschutz mit: "Wir müssen uns von der Parteipolitik verabschieden, hier geht es nur um Sachpolitik: Wie können wir unsere Kommune am besten aufstellen?" Er betonte dabei immer wieder, dass die Bürgerschaft die Vorhaben tragen muss: "Die Stadt kann viele Rahmenbedingungen schaffen, aber am Ende sind es die Bürger, die das mit Leben füllen." 

Für die Heimfahrt ins rund 50 Kilometer entfernte Karlstadt hatte Richter der Gruppe damit genug Diskussionsstoff mitgegeben. Soll ein möglicher Klimamanager in Vollzeit oder Teilzeit angestellt sein? Wie müsste eine Stellenbeschreibung aussehen? Was können oder müssen externe Firmen leisten? Auf all diese Fragen gilt es nun Antworten zu finden, bevor der Stadtrat seine Entscheidung trifft.

 
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Kommentare
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  • Manuela Rottmann
    So geht gute Kommunalpolitik: Von anderen lernen und die eigenen Bedürfnisse klären. In Unterfranken gibt es so viele Gemeinden, die auf dem einen oder anderen Feld Vorreiter sind. Da einfach mal hinzufahren und sich das anzuschauen, ist klug.
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  • Werner Müller
    ....wobei Münnerstadt mit einer leeren Innenstadt mit Karlstadt nicht unbedingt vergleichbar ist. Klimamanagement fängt doch auch bei jedem selbst an. Auto, den Verbrenner, stehen lassen und mit dem Fahrrad zur Arbeit, zum Einkauf, regenerative Energien nutzen, Umstellung in der Ernährung (Massentierhaltung) etc. Ich meine, hier sind wir zuerst selbst gefragt und dann erst die Kommune. In puncto Radwege, Kompatibilität Verkehrsmittel ist Unterfranken allerdings Entwicklungsland. Hier wünschte ich mir mehr Aktionismus der Kommunen, nicht nur auf KAR bezogen.
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  • Ulrich Wilhelm Kretzer
    Noch ein Kostenposten mehr. Immer nach dem Motto TEAM = Toll Ein AndererMachts.
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  • Paul Merklein
    Noch ein gut bezahlter Mitarbeiter mehr, der bestimmt so viel oder so wenig bringen wird, wie bereits bestehende "Stabsstellen, wie Marketing, Integrationsbeauftragter, etc.."
    Verantwortung abschieben, nur das steckt hinter dem Ansinnen einen Klimabeauftragten zu etablieren, den man dann coram publico "prügeln" kann, wenn nichts vorwärts geht in Sachen Klimaschutz.
    Geht's noch! Wofür haben wir gewählte Stadträte und einen Bürgermeister? Sie sollen sich gefälligst Gedanken machen wie man Karlstadt in Sachen Klimaschutz voranbringen kann.
    Es ist ja wohl zu einfach Steuergelder auszugeben. Und wenn es finanziell nicht reicht, dann erhöht man einfach die Abgabenlast, oder brauchen wir dafür einen hauptamtlichen Stadtratsbeauftragten?
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  • Rainer Schlegelmilch
    Sehr polemischer Kommentar. Tatsächlich weiß ich nicht, welche Stabsstellen es in Karlstadt so gibt. Ihr Kommentar lässt aber den Schluss zu, dass Sie das Wirken des Mürschter Klima-Managers nicht ansatzweise begriffen haben. Er macht sich eben nicht nur Gedanken Münnerstadt in Sachen Klimaschutz voranzubringen, sondern schiebt auch tatkräftig zahlreiche Projekte mit an und bildet Netzwerke. Als ehrenamtlicher / gewählter Stadtrat ist dies in dem Umfang schon zeitlich gar nicht leistbar. Darüberhinaus freue ich mich sehr, dass wir in Münnerstadt wieder eine sehr sachbezogene Politik mit einem umsichtigen und vorausschauenden Bürgermeister haben, der die Zukunftsthemen aktiv angeht anstatt populisitscher Platitüden zu äußern.
    Und wie überall steht und fällt natürlich alles mit den Personen, die ihre Ämter und Jobs mit Leben und Engagement ausfüllen.
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