
Am Ende waren die Stellwände beim Bürgerworkshop für ein Klimaschutzkonzept der Stadt Karlstadt reichlich voll mit Ideen. "Nahwärmenetz für die Altstadt" stand da beispielsweise auf mehreren Kärtchen, die die Teilnehmenden angepinnt hatten. Mit "PV in der Altstadt" wurde ein wunder Punkt angesprochen, der in Karlstadt schon lange diskutiert wird. Auf der einen Seite Denkmalschutz und Optik, auf der anderen Seite Klimaschutz - diese konkurrierenden Elemente stehen sich gegenüber.
Ein Teilnehmer hatte auch gleich benannt, woher die Nahwärme kommen könnte: "Schwenk als Lieferant für Nahwärme" war auf dem Kärtchen zu lesen. Doch auf dem nächsten stand: "Im Winter läuft für ungefähr einen Monat der Ofen nicht beim Schwenk." Die Teilnehmenden waren sich also mancher Hindernisse bewusst. So wurde auch darauf hingewiesen, dass bei Freiflächen-Photovoltaik die Interessen der Landwirtschaft mit zu berücksichtigen seien.
Büro erarbeitet Klimaschutzkonzept
Das Büro Energievision Franken (Weißdorf/Oberfranken und Bamberg) ist seit Mai ein Jahr lang mit dem Klimaschutzkonzept der Stadt beschäftigt. Karlstadt sei hier in einer Vorreiterrolle, sagte Bürgermeister Michael Hombach einleitend. Momentan erhebt das Büro noch Daten für die Energie- und CO2-Bilanz. Nach Erstellung eines Wärmekatasters sollen in weiteren Schritten unter anderem die Einsparpotenziale ermittelt und eine Handlungsstrategie entworfen werden.

Um den ungefähren Energiebedarf der Wohngebäude zu ermitteln, wurden die Straßenzüge von Karlstadt und seinen Ortsteilen gefilmt. So sollen die Baualtersklassen bestimmt und die ungefähren Verbräuche ermittelt werden.
Wie Büromitarbeiter Lukas Zwosta berichtete, haben die Dachflächen Karlstadts ein Photovoltaik-Potenzial von 170.000 Kilowatt peak. Würde man die Parkplätze beispielsweise von Einkaufsmärkten und ähnlichen Objekten mit Photovoltaik überdachen, wären das weitere 19.000 Kilowatt peak.
Weniger Bürokratie gewünscht
Auf großes Interesse unter den Erschienenen stieß das ab kommendem Jahr geltende Gebäude-Energie-Gesetz (GEG), landläufig als Heizungsgesetz bezeichnet. Demzufolge werde es nach jetzigem Stand die höchsten Zuschüsse für energetische Sanierungen 2024 und 2025 geben. Erfahrungsgemäß werden sich die Häuslebesitzer dabei mit viel Papierkram herumschlagen müssen. Daher kreuzten in der Umfrage zwei Drittel an, dass sie sich weniger Bürokratie wünschen.

Auch wenn bei der Bürgerbefragung besonders viele Einsender angaben, von Trockenheit und Wassermangel besonders betroffen zu sein, werde der Schwerpunkt des Konzepts auf dem Thema Energie liegen, sagte einer der Büromitarbeiter. Denn das sei die Ursache für Trockenheit, Hitze und Wassermangel.
Stadtteile über ÖPNV besser anbinden
Besonders viele Kärtchen pinnten die Teilnehmenden auch an die Stellwand "Mobilität". So wurde vorgeschlagen, die Stadtteile über den öffentlichen Nahverkehr besser anzubinden, die Siedlung und die Altstadt mit einer neuen Bahnunterführung besser zu verbinden oder breite Fahrbahnen in Wohngebieten zurückzubauen, um Fußgängern und Radfahrern mehr Raum zu geben.
Es gibt eine Projektgruppe zum Klimaschutzkonzept Karlstadt, der zwei Personen aus der Bürgerschaft, vier Stadträte und der Klimaschutzbeauftragte des Landratsamts, Michael Kohlbrecher, angehören. Die Gruppe freut sich über E-Mails an: klimakarlstadt@yahoo.com