„Manches sehe anders aus, wenn wir uns nicht für Herrn Richter entschieden hätten.“ Mit diesem Satz beendete Bürgermeister Michael Kastl seine einleitenden Worte, bevor Klimamanager Stefan Richter von den von ihm angestoßenen Projekten berichtete. Am Ende eines ganzen Themenblocks zum Klimaschutz entschied der Stadtrat einstimmig, einen Förderantrag für das Anschlussvorhaben Klimaschutzmanagement zu stellen.
Zwar betonten sowohl Stefan Richter als auch Michael Kastl, dass diese Entscheidung nicht bedeutet, dass die Stelle Stefan Richters über den 31 Mai hinweg verlängert wird. Angesichts der Deutlichkeit des Votums und der Diskussionsbeiträge darf aber getrost davon ausgegangen werden, dass der Klimamanager der Stadt erhalten bleibt, sollte der Förderantrag positiv beschieden werden.
Außendarstellung verbessert
Stefan Richter habe maßgeblich zur positiven Außenwahrnehmung Münnerstadts beigetragen, sagte der Bürgermeister . Wenn man Ideen hat, könne es sein, dass jemand anderes die gleiche Idee hat oder die Idee aufschnappt, meinte er. Manchmal sei es aber besser, wenn ein Projekt auf breitere Schultern lastet.
„Wenn die Region profitiert, haben wir auch etwas davon“, betonte Michael Kastl und spielte damit auf die von Stefan Richter ins Spiel gebrachte Idee eines Regionalwerks an, was inzwischen als gemeinsames Engagement der Kommunen vom Landkreis weiterverfolgt wird.
Stefan Richter erinnerte an ein Treffen verschiedenster Gruppierungen in der Alten Aula, in dem es darum ging, was in Münnerstadt dringend gebraucht wird. Ein Treffpunkt für jeden und alles, kam dabei heraus und einen solchen Treffpunkt gibt es inzwischen am Marktplatz 17 (M17). „Ich sehe Klima nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch und sozial“, begründete er einige Initiativen von ihm, die nicht direkt mit Klimaschutz zusammenhängen.
Lob für das Staudenbeet
Ein Erfolg ist das Pilotprojekt Staudenbeet vor der Stadtpfarrkirche. So sollen künftig viele Grünflächen im Stadtgebiet gestaltet werden. „Ich habe bisher keinerlei Kritik gehört“, betonte der Klimamanager und ergänzte, dass er zugeben würde, wenn es anders wäre. Passend dazu habe der Stadtrat entschieden, dass keine Schotterflächen mehr angelegt werden dürfen.
Ganz wichtig ist ihm die Bürgerbeteiligung, die es beispielsweise beim Erstellen des Integrierten Städtischen Entwicklungskonzeptes (ISEK) gab. In Zusammenarbeit mit dem Oberstufenkoordinator am Schönborn-Gymnasium, Jürgen Hack, wird es nun das erste gemeinsame Projekt-Seminar zum Thema Klimaschutz geben.
Klimanetzwerk Main-Rhön initiiert
Ganz wichtig ist Stefan Richter vor allem das von ihm initiierte Klimanetzwerk Main-Rhön, das am 14. März offiziell gegründet wird. 53 Kommunen sind darin vereint (ausführlicher Bericht folgt). „Das ist ein Netzwerk, mit dem man etwas anfangen kann“, sagte er. Dabei gebe es auch Fachberatung.
„Wir werden mit dem Karlsberg beginnen.“ Die Stadt Münnerstadt möchte eine energetische Machbarkeitsstudie für das alte BBZ, die frühere Landwirtschaftsschule und das ehemalige Hallenbad erstellen.
Kurz ging er auch auf das Regionalwerk ein, das ja inzwischen auf Landkreisebene als gemeinsames Engagement aller Gemeinden und Städte im Landkreis weiterverfolgt wird. „Ich bin froh, dass wir das angestoßen haben.“
Nachhaltigkeitszentrum im Reißmannhaus
Die Energiewende , Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind für Stefan Richterwichtig. Sein großes Ziel: ein Nachhaltigkeitszentrum in Münnerstadt , angesiedelt im Reißmannhaus, das gerade von der Bürgergenossenschaft saniert wird.
Ein ganz großes Thema waren die erneuerbaren Energien. „Wir haben uns auf einen ganz langen Weg gemacht“, betonte er. Der Stadtrat hat vor einiger Zeit beschlossen, neue Photovoltaik-Freiflächenanlagen nur noch zu genehmigen, wenn sie in bürgerlicher Hand und kommunaler Verantwortung sind.
Dabei sei der Stadtrat an seine Grenzen geraten. Das verdiene absoluten Respekt, lobte er das Gremium.
Fahrräder bald sicher abstellen
Die Umrüstung von Straßenlampen auf LED, eine abschließbare Unterstellmöglichkeit für Fahrräder am Bahnhof, die bald errichtet wird, aber auch die nicht stattgefundene Flächenversiegelung im Maital, erwähnte der Klimamanager. Dort hat sich der Stadtrat gegen ein neues Baugebiet entschieden.
Ein Höhepunkt ist das Treibhaus-Projekt, die geplante Renaturierung und Wohnbebauung auf dem ehemaligen Bötz-Gelände, wo heute Gewächshäuser stehen. „Wir haben einen besonderen Antrag gestellt und sind berücksichtigt worden“, sagte er. Es sei immer Teamarbeit gewesen und es habe ihm unheimlich viel Spaß gemacht, beendete er seinen Rückblick, bei dem er auch zugab, Fehler begangen zu haben.
Klimaschutzkonzept bis ende Februar
Bei seiner Aufzählung habe er noch sein Engagement um den Supermarkt „Tante Enso“ vergessen, sagte der Bürgermeister . Auch bei der Ansiedlung einer Firma im Fränkischen Hof habe er mitgewirkt. Bis Ende Februar wird Stefan Richter sein Klimaschutzkonzept ausarbeiten, das dann dem Stadtrat vorgestellt wird.
Und wie geht es weiter? Die Antwort des Stadtrats war eindeutig. Bisher war die Stelle Richters, die am 31. Mai ausläuft, zu 100 Prozent gefördert. Bei ein Anschlussvorhaben auf drei Jahre müsste die Stadt für Personalkosten, Sachmittel, Prozessunterstützung Öffentlichkeitsarbeit und Akteursbeteiligung 40 Prozent selbst tragen. Das sind 40.000 Euro pro Jahr.
„Sollten nicht zum Kostgänger des Landkreises werden.“
Anderenfalls könne die Stadt auf den Klimaschutzkoordinator des Landkreises zurückgreifen, sagte der Bürgermeister . „Wir brauchen unserer eigenen Klimaschutzmanager“, betonte Leo Pfennig, „Wir sollten nicht zum Kostgänger des Landkreises werden.“ Die Stadt solle weiterhin eine Vorreiterrolle spielen. So fiel der Beschluss, einen Förderantrag zu stellen, einstimmig aus.
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