Torsten Gersitz hat sich hochgearbeitet: vom Hauptschüler zum Leiter im strategischen Einkauf für Europa beim Automobilzulieferer Hilite. Über Jahre bestand Gersitzs Woche aus sechs Tagen Schichtarbeit und Weiterbildung an Tag sieben. Dazu kamen (bis heute) noch eine handvoll Vereinsmitgliedschaften, ein eigener Christbaumverkauf im Winter, Mitglied im IHK-Prüfungsausschuss, der Gemeinderat und das Kommando über die Homburger Feuerwehr. Ob ihm das nicht alles zu viel werde? Der 42-Jährige antwortet: "Für mich ist Vereinsleben kein Stress, sondern das Gegenteil."
Gersitz wartet auf dem Parkplatz der Homburger Feuerwehr. Die Sonne scheint, es regnet. Es ist einer dieser Tage, in dem das Wetter verrückt spielt. Während CSU-Bürgermeisterkandidat Gersitz die Halle zu den Autos aufsperrt, erzählt er, wie er mit 14 Jahren hier eintrat. Damals habe es in Homburg nur die Feuerwehr und den Sportverein gegeben, erzählt er. Das war vor 29 Jahren. Über die Hälfte dieser Zeit, seit 16 Jahren, ist er inzwischen Kommandant.
Heute sei das mit dem Nachwuchs schwieriger. Es gebe weniger junge Menschen und mehr Konkurrenzangebot. "Als Kommandant muss ich es schaffen, das Interesse bei den jungen Leuten zu wecken und meine Mannschaft zu motivieren", sagt Gersitz. Das lasse sich eins zu eins auf seine Kandidatur zum Bürgermeister übertragen. Als Gemeinderat sei man nur einer 16, sagt er. "Wenn man was erreichen will, dann muss man Verantwortung übernehmen."
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Gerstiz: Jeder Ort hat eigene Kultur, aber am Ratstisch müssen alle am gleichen Strang ziehen
Wie jeden der drei anderen Kandidaten hat die Redaktion Torsten Gersitz auf eine Tour durch Triefenstein eingeladen. Die Stopps durfte er selbst auswählen. Die Idee dahinter: Alle Kandidaten sollten Brenn- und Schwerpunkte klar benennen, Lösungen aufzeigen und sich dadurch voneinander abheben. Auch weil Gersitz schon sein Leben lang in Homburg wohnt, ist die dortige Feuerwache ein logischer Startpunkt.
Ob er als Feuerwehr-Kommandant und einziges richtiges Orts-Urgestein unter den Kandidaten nicht zu sehr Homburger für sein Motto "4 Alle gemeinsam für Triefenstein" sei, verneint er und zwar bestimmt. "Jede Ortschaft hat ihre eigene Kultur, das macht Triefenstein so schön", sagt er. Sein Motto gelte vielmehr für den Ratstisch, alle Gemeinderäte sollen an einem Strang ziehen. "Wenn man wiedergewählt werden will, kann man sich die Bevorzugung eines Ortes nicht erlauben."
Strukturen in Verwaltung und Bauhof an den Prüfstand stellen
Wenn er gewählt werden sollte, dann warten auf den Feuerwehr-Kommandanten einige Brände, die er löschen muss. Beim großen Thema "Schuldenabbau" soll ihm sein Fachwissen aus der Zeit bei Hilite und Braun helfen. Die Strukturen in der Verwaltung und im Bauhof müsse man auf den Prüfstand stellen. "Ich habe lange Zeit in Großkonzernen gearbeitet und viele Umstrukturierungen mitgemacht. Dort geht es um jeden Cent." Durch kluges Zeitmanagement könnte man den Mitarbeitern zudem mehr Luft für das verschaffen, was aktuell noch liegen bleibe.
Neue Gewerbegebiete anzuschließen, um die Schulden durch höhere Gewerbesteuereinnahmen abzubauen, sieht Gersitz eher nicht als Lösung. "Das haben wir vor 20 Jahren verschlafen. Wollen wir das Gewerbe jetzt wirklich mit aller Gewalt hierher holen?", fragt er. Die Stärke von Triefenstein sei seine Attraktivität und der im Vergleich zu Wertheim und Marktheidenfeld günstige Wohnraum. Er will den Fokus darauf setzen, Baugebiete und Wohnraum zu schaffen und damit die Einkommenssteuern zu erhöhen. Er werde bei allen möglichen Unternehmen Klinkenputzen gehen, um die Arbeiter nach Triefenstein zu ziehen.
Warum Triefenstein wieder proaktiv Projekte angehen soll
Erstmal geht es weiter auf der Tour durch Triefenstein. Auf dem Weg würde er gern "Highway to Hell" von AC/DC hören, sagt Gersitz und lacht. Im Auto verrät er, dass er eigentlich eher House-Musik hört. Den Hit ziehen wir trotzdem durch, bis wir vor dem Lengfurter Kindergarten aussteigen. Die Station habe er gewählt, weil der Neubau das nächste größere Projekt der Gemeinde sei. Es zeige aber vor allem, dass die Gemeinde proaktiv Projekte angehen solle, um zum Beispiel attraktiv für junge Familien zu werden. Das habe ihm im Gemeinderat die vergangenen sechs Jahre gefehlt. "Wir fahren auf Sicht. Den Blumenstrauß an Themen kann niemand greifen", sagt Gersitz.
In Ortswerkstätten die Zukunft planen
Er wolle deshalb eine Agenda 2030 für Triefenstein. An der sollen alle Triefensteiner in Ortswerkstätten mitgestalten und in sogenannten "Regelkreisen" regelmäßig überprüfen können, wo die Gemeinde stehe. Gersitz sagt: "Man kann es nicht jedem Recht machen, aber man kann jeden fair behandeln." Das Hintergrundwissen aus seinen sechs Jahren als Gemeinderat helfe ihm dabei, die Agenda für alle fair umzusetzen.
Von Lengfurt geht die Fahrt weiter an die Brunnenstraße in Rettersheim. Thema sind sanierungsfällige Straßen. "Wir hätten so viele andere Straßen nehmen können", sagt Gersitz. Die Instandhaltung sei das Kerngeschäft einer Gemeinde. Generell: Mit ihm als Bürgermeister würde ein Thema, sollte es einmal auf der Agenda stehen, nicht mehr hinter runter fallen. Von utopischen Wünschen dürfe man sich nicht ablenken lassen. Ob er damit das Waldbad meint? "Das Schwimmbad wäre die Kür", antwortet Gersitz.
Zum Ende der Tour darf eine Frage nicht fehlen: Wenn Gersitz am Ende auf seine potenzielle Amtszeit zurückblicken würde, was würde er sich wünschen? "Ich wär zufrieden, wenn wir am Ratstisch als 'Triefenstein' sitzen und das auch bei den Bürgern ankommt." Ihm sei wichtig, dass das künftige Triefenstein nicht seine Vision sei, sondern die von allen Bürgern. Er lacht: "Ich bau mir hier ja nicht mein Wonderland zusammen."
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