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Marktheidenfeld
Warum der Golfplatz Main-Spessart nicht bei Karbach ist: So profitiert die Region Marktheidenfeld von dem Sport
Viele Beteiligte haben seit Ende der 1980er Arbeitskraft und Geld in den Golfclub investiert. Heute ist die 83 Hektar große Fläche ein Biotop für Pflanzen und Tiere.
Aus der Vogelperspektive: Von oben sieht man, wie weitläufig der Golfplatz zwischen Eichenfürst und Glasofen ist. Das Foto entstand im Jahr 2011. Mittlerweile hat das Areal einen hohen ökologischen Wert (Archivbild).
Foto: Adolf Spreng/Film-Photo-Ton-Museumsverein | Aus der Vogelperspektive: Von oben sieht man, wie weitläufig der Golfplatz zwischen Eichenfürst und Glasofen ist. Das Foto entstand im Jahr 2011. Mittlerweile hat das Areal einen hohen ökologischen Wert (Archivbild).
Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:10 Uhr

Gerade erst ist der letzte Abschlag gemacht, der Ball ein letztes Mal eingelocht. Beim Golfclub Main-Spessart ist zwischen Dezember und Januar Winterpause. Zeit, um einen Blick zurück zu werfen. Wie kam es dazu, dass sich der Golfplatz bei Eichenfürst (Marktheidenfeld) befindet? Und wie wirkt sich das bis heute auf die Region aus?

Den Golfplatz gibt es seit 1990. Dass er ursprünglich eher nordwestlich von Marktheidenfeld hätte entstehen sollen, weiß Hermann Ludwig, früherer Direktor einer Bankfiliale in Marktheidenfeld. Er sei es gewesen, der den Golfsport hierher geholt habe – zusammen mit dem Architekten Conrad Hagenbucher.  

Istelgrund als Gelände für Golfplatz: modellierte Landschaft, idyllischer Bachlauf

"Wir glaubten, im Istelgrund das geeignete Gelände gefunden zu haben", so Ludwig. Dort gibt es viele freie Flächen, eine modellierte Landschaft am Hang und einen idyllischen Bachlauf. Den nahe gelegenen Landgasthof Baumhof-Tenne hätten sie gerne als Vereinsheim genutzt. Doch die beiden hatten ihre Rechnung ohne die Karbacher gemacht, denen die Äcker, Wiesen und Waldstücke in dem ausgemachten Gebiet gehören. Bei einer Versammlung im "Gasthaus zum Schwarzen Adler" Ende der 1980er Jahre sei ihnen vorgeworfen worden, sie würden die Landwirte um deren Existenz bringen wollen, erinnert sich Ludwig.

Der Marktheidenfelder Baumhof, ehemals das größte landwirtschaftliche Anwesen in Marktheidenfeld, ist fast 120 Jahre alt. Wäre es nach den Visionären gegangen, die den Golfsport in die Region brachten, wäre die 'Baumhof-Tenne' zum Vereinslokal des Golfclubs geworden und der Golfplatz würde im Istelgrund auf Karbacher Gemarkung liegen (Archivbild).
Foto: Robert Geis | Der Marktheidenfelder Baumhof, ehemals das größte landwirtschaftliche Anwesen in Marktheidenfeld, ist fast 120 Jahre alt.

Ludwig war 1987 in einem Urlaubshotel in Portugal, wo er an einem Schnupperkurs im Golfen teilgenommen hat. Der Sport begeisterte ihn, der nächstgelegene Platz war jedoch zu weit entfernt, um regelmäßig zu trainieren. Nach der Absage suchten die Männer weiter nach Flächen. Hagenbucher und der mittlerweile für das Bauvorhaben eingenommene Marktheidenfelder Gastronom Hermann Kerscher wurden 1988 bei Landwirt Werner Fertig in Eichenfürst vorstellig. Sohn Andreas Fertig erinnert sich: "Als mein Vater das aus Karbach hörte, hat er gesagt: 'Wenn sie zu uns kommen, wäre ich dabei'."

Verpachtete Flächen lieferten schlechte Erträge

Die Böden auf den Flächen oberhalb des Wohnhauses der Fertigs seien steinig und für die Landwirtschaft kaum geeignet. Die Pachtanfrage für den Golfplatz kam für die Familie zum rechten Zeitpunkt: Andreas Fertig sollte den Betrieb vom Vater übernehmen und wollte auf einer kleineren Fläche biologischen Landbau betreiben. Er sagt: "Wir hätten für eine landwirtschaftliche Nutzung nie so viel Pacht bekommen wie vom Golfclub."

Insgesamt hat der Golfclub zwischen Eichenfürst und Glasofen ein Fläche von rund 83 Hektar gepachtet, einen Teil von der Stadt Marktheidenfeld, sagt Schatzmeister Thomas Karl. "Ich konnte die meisten Glasofener, die dort Flächen hatten, überzeugen, ebenfalls zu verpachten", erzählt der 85-jährige Werner Fertig. Nur einer wollte damals nicht – und bewirtschaftet jetzt einen Acker, der von Grün umgeben ist.

Planungen für die erste Sechs-Loch-Anlage

Ludwig selbst habe sich aus beruflichen Gründen aus dem Bauvorhaben zurückgezogen. Hagenbuch und Wolfgang Franz, ein pensionierter Arzt, der kurz zuvor von Frankfurt nach Marktheidenfeld gezogen war, leiteten das Vorhaben. Viele freiwilligen Helfer und Sponsoren legten den Sechs-Loch-Platz, eine Übungsbahn (Driving Range) und eine Umkleidehalle an.

Auf der Driving-Range wird die Treffsicherheit mit den kleinen Bällen geübt.
Foto: Günter Reinwarth | Auf der Driving-Range wird die Treffsicherheit mit den kleinen Bällen geübt.

Einer von ihnen war zum Beispiel Franz Sperlich, der damalige Leiter des Braun-Werks, der mit der Planierraupe übe den Platz gefahren sei, erzählt Ludwig. Auch Andreas und Werner Fertig halfen mit, die verschiedenen Grünbereiche anzusäen und zu mähen. "Ich war die ersten zwei bis drei Jahre täglich dort und habe Getränke zur Selbstbedienung nachgefüllt", sagt Werner Fertig. Ihre Caddys haben die Golfer anfangs bei Fertigs in der Scheune untergestellt. "Mindestens zehn Jahre lang bin ich jeden Abend mit einem kleinen Traktor herumgefahren und habe die Bälle eingesammelt."

Die damals 3000 Mark teure Jahresmitgliedschaft im Golfclub sei ihm im Gegenzug dafür erlassen worden. Ihnen sei bewusst gewesen, wenn der Golfplatz sich nicht etabliert, hätte seine Familie das Nachsehen.

Golfplatz Main-Spessart brachte Aufschwung in Marktheidenfeld

Hermann Ludwig bezeichnet den Golfplatz als Segen für die Region – spätestens als 1992 der Golfplatz um das Gebiet östlich der Straße zwischen Glasofen und der Bundesstraße 8 erweitert wurde. Die Nähe zur Autobahn hätte sich als Glücksfall herausgestellt. Damals seien viele Gäste, vor allem aus dem Aschaffenburger und Frankfurter Raum gekommen, um Tag für Tag Golf zu spielen, schildert Ludwig seine Erinnerungen.

Nach dem Golfen hätten die Spielerinnen und Spieler in den umliegenden Gaststätten gespeist, das Freizeitbad "Maradies" besucht, beim "Lermann" Golfausrüstung gekauft und in den örtlichen Hotels übernachtet. In den Landmetzgereien und -bäckereien kauften die Städter Lebensmittel für zu Hause, weil sie wesentlich billiger als in den Ballungszentren gewesen seien.

Wirtschaftlicher Aufschwung durch Erweiterung auf 18-Loch-Anlage

Mit 200.000 Mark, Sachspenden und Eigenleistung wurde der Platz bis 1997 noch einmal auf 18 Löcher erweitert. Dadurch verdoppelte sich die Anzahl der Mitglieder auf 660, war damals in der Main-Post zu lesen. Die heutige Bedeutung des Golfplatzes für die Region sei schwer einzuschätzen, sagt Marcus Meier von der Stadt Marktheidenfeld.

Joachim Hörnig, Vorsitzender der Ortsgruppe des Bund Naturschutz in Marktheidenfeld, sagt, auch die Natur profitiert von dem Golfplatz mit seinen Biotopen, etwa einem See, Hecken, Blühwiesen oder den aufgehängten Nistkästen. Würden die Flächen als Äcker genutzt, würden dort deutlich mehr Pestizide ausgebracht, sagt er.

Auch auf eine Auszeichnung, die der Golfclub für die große Arten- und Insektenvielfalt auf dem Gelände im Rahmen des "Blühpakt Bayern" vom Umweltministerium erhalten hat, ist Präsident Stefan Kohlroß stolz. Kriterien dafür sind unter anderem eine naturnahe Gestaltung und der Verzicht auf flächige Verwendung chemischer Pflanzenschutzmittel und torfhaltiger Substrate. In Eichenfürst gibt es sogar einen "Golfplatz-Honig", produziert von den dort lebenden Bienen.

Qualitätsmanagement "Golf & Natur" beim Golfclub Main-Spessart

Eigentlich war geplant, für die Fairways, also die Spielbahn zwischen Abschlag und Grün, eine Bewässerungsanlage einzubauen, damit der Rasen auch dort immer saftig grün ist. Dagegen hätten sich bei einer Abstimmung 90 Prozent der Mitglieder aus Gründen des Naturschutzes ausgesprochen.

Im nächsten Schritt möchte der Golfclub den Naturschutz weiter vorantreiben und nimmt am Qualitätsmanagement-Programm "Golf & Natur" teil, das der Deutsche Golf Verband unter anderem mit dem Bundesamt für Naturschutz entwickelt hat. Das Konzept zielt darauf ab, optimale Bedingungen für den Golfsport mit dem größtmöglichen Schutz der Natur zu verbinden.

 
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