Nachdem in den vergangenen Tagen bereits in Karlstadt Gerüchte im Umlauf waren, lieferte das Landratsamt nun Fakten: In der Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Teilhabe mit anschließendem Pressegespräch informierte die Behörde ausführlich über die Unterbringungssituation Geflüchteter im Landkreis. Die Belegung der Turnhallen werde als letzte Option angesehen und nur in Betracht gezogen, weil sich die Situation drastisch verändert habe. Auch etwa 20 bis 30 Zuhörerinnen und Zuhörer hatten sich zur Sitzung eingefunden. Ein kleiner Teil kehrte nach der Pressekonferenz für ein Gespräch mit der Landrätin zurück.
"Wenn wir auf Turnhallen zurückgreifen müssen, tun wir das, weil wir mit dem Rücken an der Wand stehen", sagte Landrätin Sabine Sitter (CSU). Widerstände aus der Bevölkerung seien bedacht worden. Nun soll durch viele Informationen Verständnis geschaffen werden. In eigener Sache sprach Sitter in diesem Zusammenhang mehrfach die Sicherheit der Beschäftigten des Landratsamts an, die in der Vergangenheit teilweise persönlich angegangen worden seien.
Entscheidung für Erwin-Ammann-Halle ist noch nicht gefallen
Ein komplett neues Lagebild habe sich durch ein Regierungsschreiben vergangene Woche ergeben, erklärte Sitter. Darin heiße es, dass das Ankerzentrum in Geldersheim mit mehr als 2000 Personen überfüllt sei und nun nicht wie angenommen 20 bis 30 Personen pro Woche nach Main-Spessart, kommen werden, die weiterhin in dezentralen Unterkünften hätten untergebracht werden können, sondern 50. Deshalb müssten nun Notfallunterkünfte geschaffen werden.
Zunächst werde dazu erneut die Main-Spessart-Halle in Marktheidenfeld für bis zu 200 Geflüchtete ab dem 1. Dezember vorbereitet. Für die Unterbringung weiterer 200 Personen in Karlstadt soll die Entscheidung im Laufe der nächsten Woche fallen. Die Erwin-Ammann-Halle, die 2014 schon einmal für bis zu 200 Geflüchtete als Notunterkunft vorgesehen war, sei eine Option, weitere würden derzeit geprüft.
Aktuell vor allem Familien aus Erdbebengebieten der Türkei
Die Hintergründe zu den Zahlen Geflüchteter lieferte Stefan Krebs, Abteilungsleiter für Soziales im Landratsamt. Der Landkreis erfülle die Quote, die sich vom Königssteiner Verteilungsschlüssel ableitet, nur zu etwa 87 Prozent. Das bedeute eine Unterbelegung von knapp 400 Personen. "Wir sind nicht Letzter in Unterfranken, aber schon hinten dabei", sagte Krebs.
Klar stellte Krebs auch, dass das Landratsamt bei der Aufnahme der Geflüchteten uneingeschränkt an die Anweisungen der Regierung gebunden sei. Die Unterbringung der derzeit schon im Landkreis befindlichen Geflüchteten verteile sich auf 175 Personen in der Notunterkunft im ehemaligen Krankenhaus in Marktheidenfeld, 403 Personen in staatlichen Teilgemeinschaftsunterkünften und 620 Personen in dezentralen Unterkünften. 59 solcher dezentraler Unterkünfte gibt es im Landkreis. "Aktuell kommen vor allem Familien aus den Erbebengebieten der Türkei an, die im Winter keine Unterkunft haben", so Jacqueline Ratka, Abteilungsleiterin für Sicherheit.
Keine Grundstücke für Containerlösungen gefunden
Landrätin Sitter betonte, dass immer versucht werde, so schnell wie möglich die Menschen aus den Hallen in dezentrale Unterkünfte zu bringen. Kreisrätin Elisabeth Stahl (CSU) brachte das Thema Containerlösungen zur Sprache. Das Landratsamt bemühe sich seit Langem um Container und Grundstücke dafür, erklärte die Landrätin.
Auf Zwischenrufe der Zuschauerinnen und Zuschauer während der Ausschusssitzung ging Sitter nicht ein, bat um sachliche Diskussion und bot ein Gespräch im Anschluss an. Sieben Bürgerinnen und Bürger aus dem Raum Karlstadt nahmen dieses Angebot wahr und brachten Sorgen zur Sicherheit in Schulnähe und zum Wegfall der Sportangebote im Freizeitbereich vor. In diesem Zusammenhang betonte Sitter die vorhandenen Sicherheitskonzepte. Das Landratsamt setze immer mehr Sicherheitspersonal als von der Regierung vorgegeben an den Notunterkünften ein.
Vereine und Schulleiter machen sich Gedanken um das Sportangebot
Zum Pressegespräch waren auch Christoph Weißhaar vom TSV Karlstadt sowie Alfred Maasz und Beate Schalling von der LG Main-Spessart vor Ort. Weißhaar sprach Planungssicherheit in Bezug auf abzuschließende Verträge und Turniere an. Schalling fragte nach Unterstützung für Lichtquellen und zum Unterstellen, sollten die Sportangebote nach draußen vor die Hallen verlegt werden.
"Wir sehen kein großes Problem unseren Sportunterricht, sollte die Erwin-Amman-Halle betroffen werden, auch weiterhin zu erhalten", sagte Gerald Mackenrodt, Schulleiter des Johann-Schöner-Gymnaisums Karlstadt. Die Sportabschlussprüfungen und deren Vorbereitung, auch an der Karlstadter Mittelschule, könnten stattfinden. Eine außerordentliche Elternbeiratssitzung habe er trotzdem bereits abgehalten, weil die Schulfamilie bewege, dass die Mensa mit einbezogen werde und die Halle im Herzen des Schulzentrums liege. Mackenrodt zeigte sich auch dazu positiv und sagte: "Wir werden es wieder schaffen als Schule."
Hartmut Beck, Schulleiter des Balthasar-Neumann-Gymnasiums Marktheidenfeld, zeigte sich zurückhaltender und bat darum, nach alternativen Optionen zu suchen. Der Pausenhof sei als Zulieferstrecke und E-Ladestation benutzt worden, als zuletzt Geflüchtete in der Main-Spessart-Halle untergebracht waren.
Kreisrätin Anja Baier (Grüne) bat darum, eine andere, weniger zentrale Halle auszuwählen und das Sicherheitsbedürfnis mitzubedenken, um den gesellschaftlichen Konsens zu steigern. Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach (CSU) sprach sich mehrfach dafür aus, das Thema Breitensport nicht zu vergessen.
Wer Geflüchtete aufnehmen möchte, kann sich per Mail an wohnraum@lramsp.de direkt an das Landratsamt wenden.
Die Probleme des Landkreises kommen NICHT nur von der Bundespolitik, sondern auch von einer Landrätin ohne Ahnung.
Wie war das Versprechen damals nochmal: NIE wieder sollten Kinder darunter leiden ?!
Alles Fromme Sprüche
Kaum haben sie die Versorgung der Flüchtlinge auf das Notwendige beschränkt und Sachleistungen statt Geld ausgegeben, ist der Flüchtlingsstrom nahezu versiegt.