Peter Grimm ist im Krisenmodus. Der Inhaber der Forellenzucht Hochspessart im Hafenlohrtal hat in seinen Teichen in der Anlage Lindenfurt 18 bis 20 Tonnen Forellen - und jetzt sind sie mit Heizöl belastet. Am Freitagmittag war ein Kleintransporter mit Anhänger auf der kurvigen Straße im Hafenlohrtal so gefahren, dass der Anhänger mit den zwei Heizöltanks schwankte – und schließlich umkippte.
Die Tanks rollten eine Böschung hinab, brachen auf und etwa 500 Liter Öl flossen in den Bach und das Erdreich am Ufer. Das alles quasi vor Grimms Haustür. Noch drei Tage später kann man an dieser Stelle im Hafenlohrtal einen leichten Tankstellen-Geruch wahrnehmen.
Forellen sollten zu Ostern auf den Tisch
Was der Unfall für die Natur im geschützten Flora-Fauna-Habitat-Gebiet und für die Hafenlohr bedeutet, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Für Peter Grimm bedeutet er, dass 20 Tonnen Bach- und Regenbogenforellen, die zu Ostern und danach in den Verkauf sollten, nicht mehr verzehrbar sind. Dabei gehe es den Fischen zumindest augenscheinlich gut, sagt der Fischzüchter an diesem Montag.
Wie es nun weitergeht? "Das ist ein ganz großes Fragezeichen", sagt Grimm. Es könnte sein, dass die Fische in drei bis vier Monaten wieder genießbar seien. Aber er müsse abwarten, welche Auflagen er bekomme. Vielleicht könne er die Fische dann für einen günstigeren Preis weiterverkaufen an Anglervereine. Froh ist er, dass nicht seine Hauptanlage im Weiler Erlenfurt von der Ölschwemme betroffen ist, sondern die kleinere Anlage in Lindenfurt.
Wasserwirtschaftsamt: Schaden durch Schläuche schnell eingegrenzt
Beim zuständigen Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg zeigt man sich erleichtert darüber, wie die Katastrophe am Freitag eingedämmt wurde. Feuerwehr, Polizei und Wassergruppe waren sofort zu einem Großeinsatz aufgebrochen. Lukas Hofauer, Abteilungsleiter beim Wasserwirtschaftsamt, lobt die Einsatzkräfte: "Weil wir schnell sogenannte Ölsperren setzen konnten, haben wir den Schaden eingegrenzt."
Als Sperren dienen Schläuche, die wie der Ölfilm auf der Wasseroberfläche schwimmen und die Ausbreitung so aufhalten können. Rund ein Dutzend solcher Schläuche ist im Flusslauf angebracht und wird mindestens für eine Woche dort bleiben, wie das Landratsamt Main-Spessart mitteilt. Allein die Abzweigung der Hafenlohr, die zu Grimms Fischteichen führt, ist durch fünf Sperren abgeschirmt.
Dank der Schläuche sei das Öl nur etwa bis zum Torhaus Breitfurt gekommen, das auf halbem Wege zwischen der Unfallstelle und der Gemeinde Hafenlohr liegt, sagt Hofauer. Da die Hafenlohr im Moment aber recht viel Wasser habe und nicht nur ruhig fließe, komme es zu Verwirbelungen, durch die das Öl auch unter der Oberfläche weitergetragen werden kann.
Abgeschlossen sind die Arbeiten an der Unfallstelle noch nicht. Am Montag stellte ein Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes fest, dass dort doch nicht das gesamte verunreinigte Erdreich abgebaggert worden war. Oder dass der Regen in der Nacht wieder Ölreste aufgeschwemmt hatte. Ein spezialisierter Gutachter werde die Stelle nun noch einmal anschauen und prüfen, wie tief ausgebaggert werden muss, sagt Hofauer.
Vorerst ist der Bereich mit Plane abgedeckt. Das Landratsamt Main-Spessart hat Wasser-Proben genommen. Bis sie ausgewertet sind, werde es aber wohl zwei Wochen dauern.
Heizöl hängt noch immer im Uferbereich
Florian Pfeuffer, Forstbetriebsleiter des Fürstenhauses Löwenstein, rechnet mit Langzeitfolgen: "Das Heizöl hat sich auch im Böschungsbereich abgesetzt. Das heißt, sobald sich der Wasserstand ändert, wird wieder Öl in den Fluss gelangen." Für die Teiche, die dem Fürstenhaus gehören, organisiert Pfeuffer jetzt Gutachten, um herauszufinden, wie stark und wie langfristig die Gewässer belastet sind.
Auch Pfeuffer hat den Eindruck, dass es den Fischen aktuell noch gut gehe: "Wir werden jetzt einige Fische zur Probe angeln und ins Labor geben." Er habe sich bei einem anderen Fischzuchtbetrieb erkundigt, der mit einer Öl-Verunreinigung schon Erfahrung gemacht hat. "Die Kollegen haben erzählt, sobald man die Fische nur leicht erwärmt hat, haben sie schon nach Öl gerochen." Dem Fürstenhaus gehören sowohl die Teiche oberhalb von Einsiedel, die es an Grimms Forellenzucht Hochspessart verpachten hat, sowie die Teiche flussabwärts bis zum Zeltplatz in Windheim.
Betriebe rechnen mit sechsstelliger Schadenssumme
Die Marktheidenfelder Polizei konnte am Montag noch nicht sagen, was auf den Fahrer des Kleintransporters zukommt. Fischzüchter Peter Grimm und Forstbetriebsleiter Florian Pfeuffer rechnen jedenfalls mit einem Schaden in mindestens sechsstelliger Höhe. Grimm ist jedoch zuversichtlich, dass die Hafenlohr keinen dauerhaften Schaden nehmen wird: "Irgendwann regeneriert sich das Gewässer. Die Natur hat die Kraft."
Der Fahrer war viel zu schnell unterwegs. Meine Frage ob er Hilfe bräuchte verneinte er, er habe schon jemanden verständigt. Ich sah die beiden Tanks, einen großen und einen kleinen am Bachufer liegen und nahm Ölgeruch wahr. Da es keinen Mobilfunk Empfang im Tal gibt, habe ich kurz vor Windsheim den Notruf gewählt, und den Sachverhalt geschildert. Kurze Zeit später begegnete ich dem ersten Einsatzfahrzeug.
Soweit ich das beurteilen konnte, war die Ladung ungesichert am Hänger, eine Fahrlässigkeit, die ich nicht nachvollziehen kann.
Heizöl, wenn, dann in einem Tankwagen, aber nicht am PKW-Hänger.