Paul Woywod, Vorsitzender des Angelsportvereins Windheim strahlt Ruhe aus. Und Ruhe zu bewahren sei im Moment auch das einzige, was er und die Vereinsmitglieder tun könnten, sagt er. Ruhe bewahren und dokumentieren, wie viele, wie große Fische sich in den acht fünfmal 40 Meter großen Teichen des Vereins tummeln – und im schlimmsten Fall geschlachtet werden müssen, nachdem am Freitagmittag ein Kleintransporter auf der kurvigen Straße im Hafenlohrtal umgekippt war und sich zwei Tanks mit 500 Liter Heizöl in die Hafenlohr ergossen hatten.
Im Moment sind die vereinseigenen Gewässer von Behördenseite stillgelegt. Das heißt, dass kein Fisch entnommen werden darf, bis die Untersuchungen und Ermittlungen abgeschlossen sind, erklärt Woywod. Die Inventur, die die Mitglieder des Angelsportvereins zeitgleich vornehmen, dient dazu, festzustellen, wie groß der Schaden wäre, wenn der Fischbestand verunreinigt wäre.
Die Forellen kauft der Verein als Jungfische, setzt sie in die Teiche ein und füttert sie täglich, bis sie das gewünschte Gewicht erreicht haben, um in der Pfanne zu landen. Dazu wird es nun aller Voraussicht nach nicht kommen: "Wir rechnen mit einem Totalschaden, also dass alle Fische nicht zum Verzehr geeignet sind", sagt Woywod. Doch nicht nur das, auch müsse die Anlage voraussichtlich umweltgerecht gereinigt werden, erklärt der Vorsitzende. "Im Seitenbereich und im schlammigen Bodenbelag der Teiche setzt sich Öl ab und das müssen wir dann wahrscheinlich absaugen und umweltgerecht entsorgen."
Ein riesiger Aufwand, für dessen Kosten nach Ansicht Woywods die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers aufkommen muss. Bis alle Schäden beseitigt sind, rechnet der Vorsitzende mit drei bis sechs Monaten, "aber Überraschungen gibt’s immer. In der Länge und in der Kürze".
LBV-Vorsitzender in Main-Spessart fürchtet Folgen für die Nahrungskette
Hartwig Brönner, Vorsitzender der Kreisgruppe des LBV Main-Spessart zeigt sich bezüglich der Langzeitfolgen für das Ökosystem durchaus besorgt. Über das genaue Maß der Umweltkatastrophe könne er zwar aktuell nur spekulieren, jedoch hätte die Kontaminierung des Fischbestands gefährliche Folgen für die Nahrungskette.
Das betreffe hier einige Vogelarten, die sich ausschließlich oder überwiegend von Fisch ernähren. Zum Beispiel den Graureiher und die seltenen Eisvögel und Schwarzstörche. Letztere kehren gerade aus ihren Winterquartieren zurück und das Hafenlohrtal ist für die wenigen Schwarzstörche im Spessart ein wichtiges Nahrungsgebiet. Mit Blick auf die Anglerteiche erwartet auch er nötige Reparaturarbeiten, da stehende Gewässer wesentlich stärker von Ölablagerungen betroffen seien, als fließende Gewässer.
In der ursprünglichen Version des Artikels hieß es fälschlicherweise, dass es sich auch bei den Eisvögeln und Graureihern um Zugvögel handeln würde. Auch sind in unserer Region nur der Eisvogel und der Schwarzstorch selten, nicht jedoch der Graureiher. Wir bitten, diese Fehler zu entschuldigen.
Waren es 2 Kanister oder 500 Liter?
es waren 500 Liter. Besten Dank für Ihren Hinweis.
Mit freundlichen Grüßen
Simon Hörnig
Redaktion Main-Spessart