Nachdem es erst im Juni im Gemündener Stadtrat um Stellungnahmen zur geplanten Neugestaltung der Ladestraße gegangen war, waren am Montagabend schon wieder Stellungnahmen Träger öffentlicher Belange Thema. Grund war, dass die Aufstellung des Bebauungsplans "Nahversorgungszentrum Ladestraße" und die Änderung des Flächennutzungsplans aufgrund von Fehlern erneut auf der Tagesordnung standen. Planer Dieter Heinrich vom Planungsbüro Bautechnik Kirchner aus Ebenhausen (Lkr. Bad Kissingen) räumte Fehler ein, mokierte sich aber auch über das Landratsamt Main-Spessart.
"So, wie's gelaufen ist, finde ich es nicht gut", meinte Stadtrat Wolfgang Remelka (BfB). Wer denn schuld an der erneuten "Ehrenrunde" sei. Behörden und das Rathaus seien unnötigerweise erneut damit beschäftigt gewesen. Das mit der erneuten Ehrenrunde müsse das Planungsbüro etwas auf die eigene Kappe nehmen, so Heinrich, sagte aber: "Das Landratsamt hier sieht einiges ein bisschen anders als andere Landratsämter."
Landratsamt schaut bei der Planung der Ladestraße genau hin
Anfang des Jahres hatte das Landratsamt dem Planungsbüro bereits einen Strich durch die Rechnung gemacht und ein beschleunigtes Verfahren bei der Bauleitplanung ohne die Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung abgelehnt. Heinrich sagte Ende Februar im Stadtrat: "Wir haben das in solcher Art und Weise schon vielfach praktiziert." In anderen Landkreisen sei das kein Problem gewesen. Nun hatte das Landratsamt offenbar einen Fehler bei der förmlichen Beteiligung der Öffentlichkeit erkannt, weshalb die Auslegung der Planunterlagen wiederholt werden müsse. Das Landratsamt, so Heinrich, sei "sehr speziell, was baurechtliche Ansichten betrifft".
Robert Lampert (CSU) meinte, dass bei so einem großen Vorhaben schon mal ein Fehler passieren könne. Aber viel Arbeit habe das Rathaus damit nun nicht gehabt, das Ganze führe höchstens zu einem zeitlichen Verzug. Auch Bürgermeister Lippert war der Meinung, dass Fehler vorkommen können und dass Heinrich ja nun mal aus dem Bereich eines anderen Landratsamts komme.
Bürgerinnen und Bürger haben keine Einwände gehabt, aber insgesamt 17 Behörden und Träger öffentlicher Belange haben zum Bebauungsplan Einwände, Bedenken und Anregungen vorgetragen und zwölf zur Änderung des Flächennutzungsplans. Das Lärmschutzgutachten sei inzwischen überarbeitet, so Heinrich.
Artenschutzgutachten und analysierte Luftbilder
Zum gut 1,7 Hektar großen Areal wurde etwa ein ausführliches Artenschutzgutachten erstellt, bei dem etwa keine Fledermausquartiere, keine Nester geschützter Vogelarten und bei vier Begehungen auch keine Zauneidechsen gefunden wurden. Nur Straßentauben und ein Hausrotschwanz wurden auf dem Gelände gesichtet.
Interessant ist die Auswertung der Luftbilddatenbank Dr. Carls GmbH in Estenfeld. So liegen zur Ladestraße ein Luftbildplan von 1935 sowie 14 Luftbildserien ab September 1944 vor, der Großteil durch fünf Befliegungen ab April 1945. Das Areal der Ladestraße war zwischen dem 15. Oktober 1944 und 4. April 1945 mindestens dreimal von Luftangriffen betroffen, wobei Spreng- , Splitter- und Flüssigbrandbomben zum Einsatz kamen. Somit sei auf dem gesamten Areal mit Bombenblindgängern zu rechnen. Das müsse durch einen Kampfmittelräumdienst genauer untersucht werden.
Versickern des Regenwassers auf dem Areal nicht möglich
Matthias Risser (CSU) nannte es "aus der Zeit gefallen", dass Regenwasser in den Main abgeleitet werden soll. Man könnte es doch wenigstens versickern lassen. Das, so Planer Heinrich, sei geprüft worden, aber ein Bodengutachten habe ergeben, dass im Schwemmland des Mains nichts versickere.
Hans-Joachim Schüßler (Öko-Kreis) erinnerte noch einmal an seinen Vorschlag zur Überdachung des Parkplatzes mit Solarmodulen, was auch die Sonneneinstrahlung auf dem Asphalt minimieren würde. "Wir haben hier", so Heinrich, "schon sehr, sehr viel, was den Klimaschutz betrifft, festgesetzt." Mindestens das Dach des geplanten Lidl-Markts solle begrünt werden. Laut Peter Interwies vom Bauamt sollen auch die Dachflächen fast vollständig mit PV-Modulen bedeckt werden.
Der Stadtrat billigte mit jeweils der Gegenstimme Schüßlers den überarbeiteten Planentwurf und beauftragte die Verwaltung, die förmliche Beteiligung der Öffentlichkeit zu wiederholen und die Stellungnahmen der Behörden und Träger öffentlicher Belange noch einmal einzuholen.